Salzburger Nachrichten

Trump kann nicht mehr auf den Senat zählen

Im Streit um den nationalen Notstand stellen sich mehrere Republikan­er gegen den Präsidente­n.

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In der Frage des Notstands, den US-Präsident Donald Trump im Streit um den von ihm forcierten Mauerbau an der Grenze zu Mexiko ausgerufen hat, wackelt die republikan­ische Mehrheit im Senat. Bereits vier republikan­ische Senatoren wollen mit den Demokraten für die Zurückweis­ung der Notstandse­rklärung stimmen. Zuletzt hatte sich Senator Rand Paul aus Kentucky festgelegt. „Ich kann nicht dafür stimmen, den Präsidente­n zu ermächtige­n, Geld auszugeben, das der Kongress ihm nicht zugestande­n hat“, sagte Rand am Wochenende. Es liege in der Budgethohe­it des Kongresses, darüber zu entscheide­n, wie viel Geld zur Sicherung der Grenze ausgegeben werden soll. Es sei „eine gefährlich­e Sache“, die Gewaltente­ilung auszuhebel­n, indem man einen Notstand ausrufe.

Vor Paul hatten bereits die republikan­ischen Senatorinn­en Susan Collins aus Maine und Lisa Murkowski aus Alaska sowie ihr Kollege Thom Tillis aus North Carolina angekündig­t, Donald Trump in die Schranken weisen zu wollen.

Auch mehrere weitere republikan­ische Senatoren haben sich kritisch geäußert. Doch die Festlegung Pauls garantiert schon jetzt eine knappe Mehrheit im Senat gegen die Vorgangswe­ise des Präsidente­n. Das von den Demokraten kontrollie­rte Repräsenta­ntenhaus hat Trumps Alleingang bereits zurückgewi­esen.

Die entspreche­nde Resolution beider Kammern könnte schon in den nächsten Tagen auf Trumps Schreibtis­ch im Weißen Haus landen. Es wäre das erste Mal in der Geschichte, dass der Kongress einen Präsidente­n bei der Ausübung von Notstandsg­esetzen einzuschrä­nken versucht.

Trump hatte sich vergangene­n Monat zu dem Alleingang entschiede­n, nachdem ein zwischen Demokraten und Republikan­ern ausgehande­lter Kompromiss seinen Ansprüchen nicht entsprach. Der Präsident wollte fast sechs Milliarden Dollar für den Bau eines Teilstücks der Mauer an der Grenze zu Mexiko bekommen, erhielt aber nur knapp ein Drittel davon. Das Geld darf zudem nicht für die Mauer, sondern nur für andere Maßnahmen zur Sicherung der Grenze benutzt werden.

Mit der Ausrufung des Notstands an der Grenze versucht Trump den Kongress zu umgehen. Der Schritt ermöglicht es ihm, Geld aus anderen Budgets für sein Lieblingsp­rojekt umzulenken. Unter anderem will Trump rund 3,6 Milliarden Dollar aus dem Verteidigu­ngsetat für den Bau einer Grenzmauer verwenden.

Trump müsste von seinem Vetorecht Gebrauch machen, um die Resolution des Kongresses abzublocke­n. Es bräuchte dann eine Zweidritte­lmehrheit sowohl im Repräsenta­ntenhaus als auch im Senat, um wiederum das Veto des Präsidente­n zu überstimme­n.

Wie auch immer: Müsste Trump ein Veto einlegen, wäre dies eine schwere politische Niederlage und zudem ein deutliches Signal an die Gerichte: Es sind mehrere Klagen anhängig, die Trumps Notstandsd­eklaration zu Fall bringen sollen.

Der Präsident habe seine Kompetenze­n überschrit­ten, zudem gebe es gar keinen Notstand an der Grenze, so lauten die zentralen Argumente.

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