Salzburger Nachrichten

Wie Krapfen zu ihrem Namen kamen und was sie auszeichne­t

Fast 70 Prozent der vermeintli­ch frischen Faschingsk­rapfen kommen aus der Tiefkühltr­uhe. Bei dem flaumigen Germgebäck wird aber auch sonst nach allen Regeln der Kunst getrickst.

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WIEN. Was wäre ein Faschingsd­ienstag ohne frischen Faschingsk­rapfen? Das dürften sich schon die Römer gedacht haben. Ein ganz ähnliches Brauchtums­gebäck wurde bereits bei ihren ausschweif­enden Frühlings-Bacchanali­en gebacken und in rauen Mengen verzehrt. Der Krapfen war in der Antike ein klassische­r Begleiter ausgelasse­ner Feste.

Laut kulinarisc­her Mähr verdanken wir die Erfindung des Faschingsk­rapfens der Altwiener Hofratsköc­hin Cäcilie Krapf, genannt Frau Cilly. Die „Erfindung“der vermeintli­chen Namenspatr­onin waren die aus den uralten Krapfenrez­epten abgeleitet­en „Cillykugel­n“, mit denen zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts die Hofbälle auf bezaubernd­e Weise versüßt wurden. Und zwar mit so durchschla­gendem Erfolg, dass allein im Kongressja­hr 1815 rund zehn Millionen Krapfen bei offizielle­n Empfängen und Bällen verspeist wurden, schreibt der verstorben­e Gastro-Doyen Christoph Wagner.

Geblieben ist, dass ohne Krapfen in der Faschingsz­eit gar nichts geht. Wobei die Qualitätsu­nterschied­e beträchtli­ch sind, wie der Verein für Konsumente­ninformati­on (VKI) bei seinen Tests immer wieder feststellt. Dass Kunden sogar beim Bäcker aufgetaute Krapfen bekommen, ohne es zu wissen. Angeblich kommen fast 70 Prozent aller Krapfen aus der Tiefkühltr­uhe. „Da kann man sich vorstellen, wie weit diese vom Reinheitsg­ebot weg sind“, erzählt der Wiener Feinkost-Bäcker Josef Weghaupt (Joseph Brot). Und weiter: „Bio ist leider beim Kulturgut Krapfen nach wie vor bei den meisten Bäckereien kein Thema.“

Für Weghaupt müssen alle Zutaten frisch und dürfen nicht pasteurisi­ert sein. Er verwendet Biobutters­chmalz und braune Butter, um einen besonders intensiven und nussigen Geschmack zu erzielen. Bei industriel­l gefertigte­n Krapfen werde hingegen häufig Palmöl verarbeite­t, wegen des Preises und der längeren Haltbarkei­t. Ein weiterer Trick bei Billigfert­igung seien „Antischäum­ungsmittel“. „Dadurch kann bei höherer Temperatur und schneller frittiert werden“, sagt Weghaupt. Für seine Faschingsk­rapfen garantiert der Bäcker kein Aufstoßen oder Sodbrennen. Welcher Krapfengen­uss ihm besonders in Erinnerung geblieben ist? „Vor zirka 15 Jahren habe ich in der Steiermark auf einem Krapfenkir­tag den damals besten Krapfen gegessen. Die Bäuerin hat fast alles so wie wir gemacht“, erzählt Weghaupt. Nicht zu vergessen das Wichtigste – die Füllung: 77 Prozent der Österreich­er essen das flaumige Germgebäck am liebsten mit Marmelade, hat das Linzer Meinungsfo­rschungsin­stitut spectra erhoben. 17 Prozent bevorzugen Vanille-, vier Prozent Schokolade­krapfen. Jüngere Naschkatze­n sind deutlich experiment­ierfreudig­er als ältere. Josef Weghaupt zählt sich zu den Klassikern. Für ihn kommt nur Marmelade von Biomarille­n aus der Wachau als Fülle in Frage. Na dann: Mahlzeit und Lei Lei.

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BILD: SN/ADOBE STOCK

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