Über die mannigfaltigen Leiden der unanständigen Wörter
Getränke mit schlüpfrigen Namen haben im Fasching Hochsaison. Wer Stil hat, der genießt ein Glas Wein – aber auch das ist nicht ganz ungefährlich.
Fast hätte er zugeschlagen, meinte der liebe Kollege. Er benötigte ein Geschenk für den Gastgeber einer privaten Faschingsparty. Während er sich in einem Internetshop auf die Suche nach einem gediegenen Whisky machte, fiel ihm aber ein anderes Getränk auf: Es trug den exotisch anmutenden Namen „Ficken“. Die Aufmachung war nordisch nüchtern. Auf dem Etikett kreuzen Segelschiffe im Sturm. Andere Flaschen sind wie Totenschädel gestaltet. Und überhaupt gibt es in Norwegen ja tatsächlich ein Gebiet um den Oslofjord namens Viken oder Vika (deutsch: Bucht). Aber nichts dergleichen lag der Namensgebung zugrunde.
Beim Ficken handelt es sich um keinen gepflegten Aquavit, sondern um einen industriell produzierten deutschen Likör auf der Basis der Jostabeere. Die wurde aus der schwarzen Johannisbeere und der Stachelbeere gekreuzt. Mit 15 Prozent Alkoholgehalt entgeht der Ficken gerade noch der Entrichtung der Alkopop-Steuer. Aber sonst wurde diesem Partygetränk bei der Einführung nichts geschenkt.
Zunächst wurde ihm vom Deutschen Patentund Markenamt (DPMA) die Eintragung der Wort- und Bildmarke verwehrt. Es hieß, der Name Ficken verstoße gegen die guten Sitten. Diese Begründung wollte das Bundespatentgericht nicht stehen lassen. Es hob das Verbot mit der Begründung auf, dass dieses Wort im Duden vorkomme. Auch als Nachname komme „Ficken“67 Mal im deutschen Telefonbuch vor. Ganz zu schweigen von Filmen wie „Fickende Fische“, „Baise-moi (Fick mich!)“und „Fickefuchs“, die problemlos ausgestrahlt werden dürfen. Probleme mit diesem Namen hatte in der Folge nur noch der Werberat, der gegen den Hersteller EFAG Trade Mark Company eine öffentliche Rüge aussprach. Der Produzent hatte mit dem Slogan „Unter 20 Jahren verboten“für seinen Ficken geworben. Der Werberat meinte, diese fiktive Altersgrenze würde dieses Getränk erst recht für Jugendliche interessant machen. Zudem dürfe Alkohol nicht den Eindruck erwecken, dass er sexuellen Erfolg fördere. Tut uns leid, lieber Werberat. Das tut er leider schon lange. In Wahrheit müssten alkoholische Getränke den Warnhinweis tragen: „Vorsicht! Nach dem Konsum dieses Getränks könnten Personen in ihrem Umfeld attraktiver wirken, als sie es morgen neben Ihnen im Bett sind.“Lassen Sie also die Finger von solchen Drinks. Ebenso peinlich wie der Ficken sind auch Cocktails wie Sex on the Beach und Orgasmus. Nur Saftler bestellen so etwas. Sollten Frauen an echten Männern interessiert sein, dann kommen nur Weintrinker in Frage. Die sind ehrlich und schmerzfrei zugleich. Wie sagte Georg Wilhelm Friedrich Hegel einst so schön: „Im Wein liegt Wahrheit – und mit der stößt man überall an.“