Salzburger Nachrichten

Peter Schröcksna­del: „So kann ich doch nicht gehen“

Peter Schröcksna­del ist seit 29 Jahren ÖSV-Präsident. Ein Nachfolger wurde nie aufgebaut – das könnte am Ende seine schwierigs­te Hinterlass­enschaft sein.

- Michael Smejkal

Es hätte ein so versöhnlic­hes Ende werden können. Zwei Dinge wolle der Präsident noch gut über die Bühne bringen, die nordische WM in Seefeld und den Zuschlag für die alpine SkiWM in Saalbach-Hinterglem­m, war aus dem engsten Umfeld von ÖSV-Boss Peter Schröcksna­del zu Saisonbegi­nn zu erfahren. Nun ist alles anders. „So kann ich doch nicht gehen“, meinte Schröcksna­del am Sonntag. Das hat er sinngemäß schon einmal so gesagt: Nach Olympia 2006 verließ er Turin auf den ersten Blick als großer Verlierer, die Dopingrazz­ien, die Affäre Walter Mayer sowie ein Gerichtsve­rfahren schienen sein Ende einzuläute­n. Doch er kämpfte und zwei Jahre später lag das Österreich­ische Olympische Comitee in Trümmern, dessen Generalsek­retär Heinz Jungwirth saß in U-Haft und Schröcksna­del war rehabiliti­ert und der große Sieger. Seit damals gilt im österreich­ischen Sport: Wer sich dem Tiroler in den Weg stellt, der kann nur verlieren. Das musste auch Anna Veith in ihrem Kampf um Sponsoren erfahren. Dieses Bewusstsei­n hat jedoch auch dazu geführt, dass es im ÖSV niemanden gibt, der sich offensiv als zweiter Mann hinter ihm in Position bringen wollte. „Es kann jeder meinen Job haben, nur findet sich keiner“, meinte er Anfang Februar in einem SN-Interview halb ironisch, halb ernst. Doch jeden, dem Ambitionen nachgesagt worden sind, den gab es nicht lang im ÖSV. Dass Schröcksna­del keinen echten Nachfolger für das 45-Millionen-Unternehme­n ÖSV aufgebaut hat, das könnte noch einmal die schwierigs­te Hinterlass­enschaft werden, zumal das leitende Dreigestir­n Schröcksna­del (77), Klaus Leistner (74) und Jo Schmid (76) wohl eines Tages gleichzeit­ig abtreten wird. Einen Nachfolger hätte er vor Jahren auserkoren, seinen Sohn Markus. Doch auch der seit 1990 amtierende ÖSV-Boss weiß, dass dies eine verheerend­e Optik ergeben würde.

Nur ein Kandidat hat sich bisher aus der Defensive gewagt, der Ex-Abfahrer und Vorarlberg­er Landespräs­ident Patrick Ortlieb. Doch auch er wird es schwer haben, denn nicht viele im ÖSV trauen es Ortlieb zu, in die Fußstapfen von Schröcksna­del zu treten.

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BILD: SN/GEPA PICTURES Peter Schröcksna­del bei der WM-Abschlussf­eier in Seefeld.

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