Peter Schröcksnadel: „So kann ich doch nicht gehen“
Peter Schröcksnadel ist seit 29 Jahren ÖSV-Präsident. Ein Nachfolger wurde nie aufgebaut – das könnte am Ende seine schwierigste Hinterlassenschaft sein.
Es hätte ein so versöhnliches Ende werden können. Zwei Dinge wolle der Präsident noch gut über die Bühne bringen, die nordische WM in Seefeld und den Zuschlag für die alpine SkiWM in Saalbach-Hinterglemm, war aus dem engsten Umfeld von ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel zu Saisonbeginn zu erfahren. Nun ist alles anders. „So kann ich doch nicht gehen“, meinte Schröcksnadel am Sonntag. Das hat er sinngemäß schon einmal so gesagt: Nach Olympia 2006 verließ er Turin auf den ersten Blick als großer Verlierer, die Dopingrazzien, die Affäre Walter Mayer sowie ein Gerichtsverfahren schienen sein Ende einzuläuten. Doch er kämpfte und zwei Jahre später lag das Österreichische Olympische Comitee in Trümmern, dessen Generalsekretär Heinz Jungwirth saß in U-Haft und Schröcksnadel war rehabilitiert und der große Sieger. Seit damals gilt im österreichischen Sport: Wer sich dem Tiroler in den Weg stellt, der kann nur verlieren. Das musste auch Anna Veith in ihrem Kampf um Sponsoren erfahren. Dieses Bewusstsein hat jedoch auch dazu geführt, dass es im ÖSV niemanden gibt, der sich offensiv als zweiter Mann hinter ihm in Position bringen wollte. „Es kann jeder meinen Job haben, nur findet sich keiner“, meinte er Anfang Februar in einem SN-Interview halb ironisch, halb ernst. Doch jeden, dem Ambitionen nachgesagt worden sind, den gab es nicht lang im ÖSV. Dass Schröcksnadel keinen echten Nachfolger für das 45-Millionen-Unternehmen ÖSV aufgebaut hat, das könnte noch einmal die schwierigste Hinterlassenschaft werden, zumal das leitende Dreigestirn Schröcksnadel (77), Klaus Leistner (74) und Jo Schmid (76) wohl eines Tages gleichzeitig abtreten wird. Einen Nachfolger hätte er vor Jahren auserkoren, seinen Sohn Markus. Doch auch der seit 1990 amtierende ÖSV-Boss weiß, dass dies eine verheerende Optik ergeben würde.
Nur ein Kandidat hat sich bisher aus der Defensive gewagt, der Ex-Abfahrer und Vorarlberger Landespräsident Patrick Ortlieb. Doch auch er wird es schwer haben, denn nicht viele im ÖSV trauen es Ortlieb zu, in die Fußstapfen von Schröcksnadel zu treten.