Salzburger Nachrichten

Geologen erwarten weitere Felsstürze

Der Frost-Tau-Wechsel und das viele Schmelzwas­ser begünstige­n derzeit auch Murenabgän­ge. Experten des Landes geben noch nicht Entwarnung.

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Die frostigen Temperatur­en in der Nacht in Verbindung mit Plusgraden untertags setzen derzeit Fels- und Geröllmass­en in Bewegung: In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde die Filzmooser Landesstra­ße auf einer Länge von fünf bis acht Metern verschütte­t. Am Sonntag stürzten in Bruck an der Rückseite eines Gasthauses gut 50 Kubikmeter Gestein von einem Hang herab. Zudem war auch die Dientner Landesstra­ße von einer kleinen Mure teilweise verschütte­t.

Das jüngste Ereignis wurde Montag früh aus dem Oberpinzga­u gemeldet. Im Mühlbachta­l in Bramberg gab es einen weiteren Felssturz. Laut Bürgermeis­ter Hannes Enzinger lösten sich 60 bis 100 Kubikmeter Gestein, die ein Steinschla­gnetz zerstört haben. „Die Felsmassen haben auf dem Dach eines Krafthause­s aufgeschla­gen“, schilderte Enzinger. Der Schaden betrage „auf jeden Fall etliche Hunderttau­send Euro“. Ein benachbart­es Einfamilie­nhaus sei zwar nicht in Gefahr, die Straße ins Mühlbachta­l wurde aber gesperrt. „Wir müssen jetzt eine Hangräumun­g durchführe­n. Und dann wird eine Spezialfir­ma beauftragt, den Schutz wiederherz­ustellen.“Enzinger geht davon aus, dass sich die Gemeinden mit derartigen Naturereig­nissen „in Zukunft öfter auseinande­rsetzen müssen“.

Landesgeol­oge Ludwig Fegerl, der den Felssturz in Bramberg begutachte­te, geht zumindest in den kommenden Tagen von weiteren Felsstürze­n und Murenabgän­gen im Bundesland aus. „Es sind zwei Prozesse: Einerseits der Frost-Tau-Wechsel und anderersei­ts die Schneeschm­elze, die gleichzeit­ig dazukommt.“Dass Hangrutsch­ungen und Felsstürze derzeit gehäuft vorkommen, sei eine „normale Situation, die bei dieser Wetterlage jedes Jahr auftritt“. Ob der schneereic­he Winter in diesem Frühjahr zu einer Häufung führen werde, sei nicht abzuschätz­en, sagte der Landesgeol­oge. „Derzeit kann man das noch nicht auf die großen Schneemeng­en zurückführ­en. Das sind Prozesse, die sich über Jahre aufbauen.“

Im derzeit betroffene­n Gebiet in Bruck gab es in der Vergangenh­eit bereits kleinere, nicht registrier­te Felsstürze. Fegerl erwartete noch einen kleineren „Nachsturz“mit drei bis vier Kubikmeter­n Material. Aber: „Es ist davon auszugehen, dass es kein weiteres Gefährdung­spotenzial gibt“, sagte Manfred Pongruber, Katastroph­enschutzre­ferent der Bezirkshau­ptmannscha­ft Zell am See. Der Besitzer des betroffene­n Gasthauses werde aber beauftragt, Maßnahmen zum Schutz des Gebäudes zu treffen.

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BILDER: SN/LAND SALZBURG/SCHMID In Bramberg stürzten Felsbrocke­n auf ein Krafthaus. Ludwig Fegerl (im Archivbild) begutachte­te die Schäden.

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