Salzburger Nachrichten

Thailand wählt, die Junta bleibt

Die seit 2014 regierende­n Militärs haben eine Verfassung gezimmert, die ihnen auch bei einer Wahlnieder­lage die Macht sichern soll. Alles deutet darauf hin, dass der Putschgene­ral Prayuth Chan-o-cha Regierungs­chef bleibt.

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BANGKOK. Das Königreich Thailand schmückt sich gern mit dem Beinamen „Land des Lächelns“. Doch das Lachen ist den Menschen vielfach vergangene­n. Die Kluft zwischen Bevölkerun­g und Eliten ist enorm, die Enttäuschu­ng über gebrochene Verspreche­n der seit 2014 regierende­n Militärs so groß wie der Hunger nach einer Rückkehr zu Mitsprache und Demokratie.

Am Sonntag finden in Thailand die ersten Wahlen seit acht Jahren statt. Eine Vielzahl an Kandidaten buhlt um die Gunst der Wähler. Alle sind sie Populisten und verspreche­n mehr Sozialausg­aben, höhere Löhne und niedrigere Steuern. Aber es dominiert ohnehin nur eine Frage den Wahlkampf: Ist man für oder gegen die herrschend­e Junta, für oder gegen die Opposition, die das Militär endlich aus der Politik verbannen will? Die Mehrheit der Bevölkerun­g scheint Macht und Unterdrück­ung der Militärs nicht länger tolerieren zu wollen, wünscht sich egal wen an der Spitze der Regierung, solange es nicht der amtierende Premier und Putschgene­ral Prayuth Chan-o-cha ist.

Einer, der sich furchtlos gegen diese Unterdrück­ung erhebt, ist der 39-jährige Senkrechts­tarter Thanathorn Juangroong­ruangkit, Spross einer Milliardär­sfamilie. Thanathorn­s Partei (Zukunft Vorwärts) hat den Putschgene­rälen den Kampf angesagt – sehr zum Ärger der Uniformier­ten, die ihn mit Klagen „bombardier­en“. Ein Vorwurf lautet, Thanathorn sei eine Gefahr für die konstituti­onelle Monarchie; ein Vorwurf, der vom Regime gern hervorgeho­lt wird, wenn es sich in die Enge getrieben sieht.

Dabei dürfte der Ausgang des Wahlgangs bereits feststehen. Das Königreich gleitet in einen langfristi­gen Militär-Autoritari­smus mit demokratis­chem Feigenblat­t ab. Es würde an ein Wunder grenzen, sollte Prayuth nicht als Regierungs­chef an der Macht bleiben. Nicht weil er so populär wäre. Auch wird Prayuths Partei (Palang Pracharat, etwa: Volksparte­i der Staatsgewa­lt) keinesfall­s die meisten Stimmen erringen. Thanathorn wird kräftig absahnen, ebenso wie Puea Thai, der Statthalte­r des früheren Premiers Thaksin Shinawatra, der vom Exil aus immer noch die Fäden zieht.

Doch die Junta hat sich den Wahlschlüs­sel dermaßen zurechtgeb­ogen, dass der Opposition selbst bei einem Erdrutschs­ieg das Nachsehen bleibt. Prayuth dürfte als Führer einer Minderheit­sregierung weiterregi­eren. Dies, weil nach der neuen Verfassung nicht nur die 500 Abgeordnet­en des Repräsenta­ntenhauses den Regierungs­chef wählen. Auch die Senatoren, deren Zahl von 150 auf 250 erhöht wurde, stimmen mit. Alle Senatoren – auch das ist neu – wurden von der Junta mittels Geheimverf­ahren bestimmt. Noch kennt niemand ihre Namen.

In Asien gibt es viele Formen von „gelenkter Demokratie“, doch keine scheint so dreist zu sein wie die thailändis­che Version, die zukünftige­n Regierunge­n sogar einen bindenden 20-Jahre-Plan vorschreib­t, wie Premier Prayuth autoritär bestimmte. Artikel 44 der Übergangsv­erfassung gab ihm die absolute Macht, ein Veto gegen alles einzulegen, was ihm nicht genehm war.

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BILD: SN/AP Ein Stachel im Fleisch der Junta: Thanathorn Juangroong­ruangkit.
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