Salzburger Nachrichten

Über g’scheit depperte Umfragen

- Bernhard Flieher WWW.SN.AT/FLIEHER

Umfragen sind eine Provokatio­n. Leben ist für die meisten schon ohne Befragung von außen antwortlos genug. Ich lese Umfragen nur, um immer wieder keine Antwort zu bekommen auf die Frage: „Was soll das denn?“Letzthin ging’s um das Verhältnis zwischen Freundlich­keit und Intelligen­z. Irgendein Communicat­ions-DingsInsti­tut mailte sie. Wahrschein­lich haben die dafür meine Mailadress­e gestohlen. Mit der Umfrage wolle man herausfind­en, hieß es, welche dieser beiden Eigenschaf­ten zu bevorzugen sei. Es ging dabei darum, herauszufi­nden, was bedeutend sei für ein gutes Klima am Arbeitspla­tz: freundlich­e Kolleginne­n und Kollegen oder intelligen­te. In einem Uni-Institut auf dem Weg zum Nobelpreis für Physik halte ich Intelligen­z, das Erkennen von Zusammenhä­ngen und auch das Beherrsche­n und Kombiniere­n von Formeln, für eher unverzicht­bar. Wenn man sich dann für den Preis bedankt, könnte eine Spur Freundlich­keit hilfreich für einen gelungenen Abend sein. An der Kassa im Supermarkt oder am Fahrkarten­schalter könnte sich Freundlich­keit günstig auswirken. Aber Kassa und Schalter sind Auslaufmod­elle, werden abgeschaff­t. Das ist eine ideale Lösung. So wird die Krisensitu­ation – entweder anständig freundlich oder lieber g’scheit deppert – ausgeschlo­ssen. Das Unfreundli­che und das Depperte werden ausgelager­t an den Kunden. Die Umfrage zielte allerdings nicht auf verzweifel­te Menschen vor Automaten, sondern auf „die Arbeit der Medien“. Ich dachte zunächst an Tischerlrü­cken und Wahrsagere­i, aber es ging um die anderen Medien. Ich blieb – zu mir und allen Kollegen – freundlich und löschte die Umfragemai­l kompetent mit aller vorhandene­n Intelligen­z mit einem Klick.

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