Über g’scheit depperte Umfragen
Umfragen sind eine Provokation. Leben ist für die meisten schon ohne Befragung von außen antwortlos genug. Ich lese Umfragen nur, um immer wieder keine Antwort zu bekommen auf die Frage: „Was soll das denn?“Letzthin ging’s um das Verhältnis zwischen Freundlichkeit und Intelligenz. Irgendein Communications-DingsInstitut mailte sie. Wahrscheinlich haben die dafür meine Mailadresse gestohlen. Mit der Umfrage wolle man herausfinden, hieß es, welche dieser beiden Eigenschaften zu bevorzugen sei. Es ging dabei darum, herauszufinden, was bedeutend sei für ein gutes Klima am Arbeitsplatz: freundliche Kolleginnen und Kollegen oder intelligente. In einem Uni-Institut auf dem Weg zum Nobelpreis für Physik halte ich Intelligenz, das Erkennen von Zusammenhängen und auch das Beherrschen und Kombinieren von Formeln, für eher unverzichtbar. Wenn man sich dann für den Preis bedankt, könnte eine Spur Freundlichkeit hilfreich für einen gelungenen Abend sein. An der Kassa im Supermarkt oder am Fahrkartenschalter könnte sich Freundlichkeit günstig auswirken. Aber Kassa und Schalter sind Auslaufmodelle, werden abgeschafft. Das ist eine ideale Lösung. So wird die Krisensituation – entweder anständig freundlich oder lieber g’scheit deppert – ausgeschlossen. Das Unfreundliche und das Depperte werden ausgelagert an den Kunden. Die Umfrage zielte allerdings nicht auf verzweifelte Menschen vor Automaten, sondern auf „die Arbeit der Medien“. Ich dachte zunächst an Tischerlrücken und Wahrsagerei, aber es ging um die anderen Medien. Ich blieb – zu mir und allen Kollegen – freundlich und löschte die Umfragemail kompetent mit aller vorhandenen Intelligenz mit einem Klick.