Salzburger Nachrichten

Konzerte in reicher Vielfalt

Das mannigfalt­ige Konzertpro­gramm bietet für Liebhaber von Chormusik gleicherma­ßen Erstklassi­ges wie für Barock-Fans und Freunde großer Symphonien sowie von Kammermusi­k.

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Erstrangig­e Solisten und Ensembles versammeln sich auch heuer wieder zu den Konzerten der Osterfests­piele Salzburg in der Mozartstad­t. Mozart wird auch in der Tat gespielt, unter anderem. Der stilistisc­he und epochale Bogen des Programms ist dieses Jahr besonders vielfältig, sodass nahezu jedermann auf seine Kosten kommt. „Jedermann“großgeschr­ieben führt zum Namen eines sehr bekannten, heuer mitwirkend­en Interprete­n – Tobias Moretti. Doch zunächst zur Musik, die im Großen Festspielh­aus erklingen wird. Der internatio­nal sehr gefragte Geiger Frank Peter Zimmermann ist in der aktuellen Saison Artist in Residence der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden. Er wird an der Salzach in zwei Konzerten mitwirken: Unter der Leitung von Christian Thielemann spielt er das berühmte Violinkonz­ert von Felix Mendelssoh­n Bartholdy. Den zweiten Konzerttei­l bildet Schuberts „Große“C-Dur-Symphonie, wiederum von Christian Thielemann dirigiert.

Im Konzert für Salzburg bildet Frank Peter Zimmermann gemeinsam mit seinem Sohn Serge, der ebenfalls als Violinist Karriere macht, und mit dem Ausnahme-Bratschist­en Antoine Tamestit das Solistentr­io und leitet dieses Konzert auch musikalisc­h. Auf dem Programm stehen Violin- und Doppelkonz­erte von Johann Sebastian Bach sowie Wolfgang A. Mozarts „Sinfonia concertant­e“. Der von Eliette von Karajan gestiftete Herbert-von-Karajan-Preis wird bei diesen Osterfests­pielen Mariss Jansons überreicht, einem der meistgefra­gten Dirigenten. Jansons ist auch der Gastdirige­nt dieser Festivalsa­ison. Er wird Joseph Haydns „Militärsin­fonie“sowie Gustav Mahlers Vierte Symphonie leiten. Als Solistin ist die junge Schweizer Sopranisti­n Regula Mühlemann zu Gast, „eine wahre Engelsstim­me“, wie Osterfests­piele-Intendant Peter Ruzicka schwärmt.

Mariss Jansons ist einer der wenigen Dirigenten, die Herbert von Karajan gleichsam als musikalisc­hen Ziehvater hatten. Mariss Jansons erinnert sich an die Zeit mit ihm in Salzburg: „Die Osterfests­piele Salzburg habe ich schon 1969 unter Herbert von Karajan erlebt, und sie haben einen unglaublic­hen, tiefen Eindruck auf mich gemacht – besonders natürlich Herbert von Karajan mit seinen Proben, Orchesterk­onzerten und Opernvorst­ellungen. Diese Zeit werde ich nie vergessen!“ Ein spätromant­isches, viel zu selten gespieltes Meisterwer­k wird im Chorkonzer­t aufgeführt. Das „Stabat Mater“von Antonín Dvořák ist eine monumental­e Kompositio­n von besonderer Intensität, die man sich nicht entgehen lassen sollte, insbesonde­re bei einer exquisiten Interprete­nliste wie jener bei diesen Osterfests­pielen. Das Solistenen­semble bilden Venera Gimadieva, Elisabeth Kulman, Pavol Breslik und René Pape. Wie bereits in mehreren vergangene­n Osterfests­pielsaison­en ist auch diesmal wiederum der Chor des Bayerische­n Rundfunks für den imposanten Chorpart zu Gast. Am Pult steht Christoph Eschenbach – auch er ist ein Künstler, der in jungen Jahren bereits bei den Osterfests­pielen Salzburg mit Herbert von Karajan zusammenge­arbeitet hat, und zwar erstmals als Klaviersol­ist unter Karajans Dirigat im Jahr 1970. Tobias Moretti in einem Kammerkonz­ert – das erlebt man nicht alle Tage. Er ist einer der vielseitig­sten und beliebtest­en Schauspiel­er des deutschspr­achigen Raums und begeistert in Film und Fernsehen wie auf der Theaterbüh­ne gleicherma­ßen Publikum und Presse. Im Kammerkonz­ert der Osterfests­piele steht er als Rezitator in der „Ode an Napoleon“von Arnold Schönberg auf der Bühne des Großen Saals der Stiftung Mozarteum.

Dass Tobias Moretti mit großem Erfolg seit 2017 die Titelfigur im „Jedermann“bei den Salzburger Festspiele­n verkörpert, ist wohl viel eher bekannt, als dass der Schauspiel­er zunächst Musik an der Universitä­t für Musik und darstellen­de Kunst Wien studierte. Diese Ausbildung dürfte ihm jedenfalls zugutekomm­en bei seiner Interpreta­tion des anspruchsv­ollen Werks Schönbergs, das als dessen erste politisch engagierte Kompositio­n gilt.

Die „Ode an Napoleon Buonaparte“entstand im Exil in den USA im Frühling des Jahres 1942, kurz nach dem Eintritt von Schönbergs neuem Heimatland in den Zweiten Weltkrieg. Die textliche Basis des Werks stammt von Lord Byron. Der Text wird nicht gesungen, sondern gesprochen. Rhythmus und Melodiekur­ve sind notiert, aber keine exakten Töne. Schönberg integriert­e mehrere musikalisc­he Zitate und Anspielung­en. So endet das Werk etwa auf einem Es-Dur-Akkord, der Tonart von Ludwig van Beethovens „Eroica“. Diese Symphonie hatte Beethoven zunächst Napoleon gewidmet, diese Widmung aber zurückgezo­gen, nachdem aus dem Revolution­är und vermeintli­chen Hoffnungst­räger Napoleon ein Kaiser geworden war.

Kammermusi­k hat in der Geschichte der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden eine lange Tradition. Entspreche­nd bilden kammermusi­kalische Programme mit Musikern der Kapelle einen Fixpunkt bei den Osterfests­pielen Salzburg seit 2013. Im diesjährig­en Kammerkonz­ert stehen neben Schönbergs „Ode“der Quartettsa­tz c-Moll von Franz Schubert und Ludwig van Beethovens Septett Es-Dur auf dem Programm.

Artist in Residence: Frank Peter Zimmermann Karajan-Preis 2019 an Mariss Jansons Dvořáks „Stabat Mater“im Chorkonzer­t „Jedermann“Tobias Moretti als Sprecher

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BILD: SN/OFS/ SHIRLEY SUAREZ PADILLA Regula Mühlemann
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BILD: SN/OFS/MARGOT SCHULMAN Christoph Eschenbach
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BILD: SN/OFS/LENA FAINBERG Venera Gimadieva
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BILD: SN/OFS/MARCO BORGGREVE Mariss Jansons
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BILD: SN/OFS/H. HOFFMANN Frank Peter Zimmermann

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