Salzburger Nachrichten

Keine 14 Jahre und schon kriminell

Zwei Burschen, zwölf und 13 Jahre alt, überfallen einen Mann. Kein Einzelfall. Aber wie mit straffälli­gen Kindern umgehen?

-

WIEN. Das Opfer war 21 Jahre alt, die Täter zwölf und 13 Jahre. Mit einem Messer bewaffnet forderten sie Geld. Nachdem sie dieses erhalten hatten, flohen sie. Kurz darauf wurden sie in einer U-Bahn-Station in der Wiener Mariahilfe­r Straße festgenomm­en. Vor den Richter müssen sie nicht. Da sie noch nicht 14 Jahre alt sind, sind sie auch nicht strafmündi­g.

Dass Kinder in diesem Alter eine Straftat begehen, ist nicht so ungewöhnli­ch. Im Jahr 2017 sind in der Kriminalst­atistik 6648 Jugendlich­e unter 14 Jahren angeführt, die kriminell wurden. 764 davon waren sogar unter zehn Jahre alt. Zum Vergleich: Die Kriminalst­atistik weist insgesamt 270.000 Tatverdäch­tige aus. Wobei sich natürlich nicht jeder der kindlichen Täter mit einem Messer auf den Weg machte, um einen Raub zu begehen. Diebstahl, Körperverl­etzung, Sachbeschä­digung und Raub, so lautet die die Hitliste der Delikte. Wenn Jugendlich­e unter 14 Jahren kriminell werden, dann meldet das die Staatsanwa­ltschaft dem Jugendamt. Der Leiter der Kinder- und Jugendhilf­e im Amt der Salzburger Landesregi­erung, Roland Ellmer, sagt, dass in einem derartigen Fall seine Behörde mit der betroffene­n Familie in Kontakt tritt. „Wir schauen, ob das Kind in der Familie gut aufgehoben ist und ob Unterstütz­ung notwendig ist.“Wenn ja, dann stehen Sozialarbe­iter und Therapeute­n bereit. Falls dies nicht ausreicht, kann das Kind in einer sozialen Wohngemein­schaft untergebra­cht werden, wo es eine intensive Betreuung erhält. In Salzburg gebe es allerdings nur eine solche Wohngemein­schaft. In anderen Bundesländ­ern, etwa in Wien, sieht dies etwas anders aus. Die Vorgangswe­ise ist aber dieselbe wie in Salzburg.

Der Leiter der Wiener Kinderund Jugendanwa­ltschaft, Ercan Niknafs, erklärt, dass es wichtig sei, nachdem Kinder eine Straftat begangen haben, auch mit ihnen darüber zu reden und sie mit den Konsequenz­en ihres Handelns zu konfrontie­ren. „Vor allem die Ängste des Opfers müssen ihnen vermittelt werden“, sagt er. Dies sei wohl auch die beste Vorbeugung gegen weitere Straftaten.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria