Salzburger Nachrichten

Trotz Erlasses streiken die Schüler weiter

Laut dem Bildungsmi­nisterium sind Klimademos kein Entschuldi­gungsgrund mehr.

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Der ministerie­lle Erlass hatte sich schnell herumgespr­ochen. Marion und Paul aus dem Wirtschaft­skundliche­n Realgymnas­ium wussten bereits, dass das Bildungsmi­nisterium keine Freude mehr mit den Schulstrei­ks für mehr Maßnahmen zum Klimaschut­z hat. „Unsere Lehrerin hat uns heute gesagt, dass eine Klimademo kein Entschuldi­gungsgrund mehr ist“, sagt Paul. Trotzdem stehen die beiden mit ihrem Schild auf dem Alten Markt, um am Marsch durch die Getreidega­sse teilzunehm­en. Es sei ihr egal, ob das entschuldi­gt werde, sagt Marion. „Wir können in der Schule etwas für unsere Zukunft lernen. Aber was bringt das, wenn wir wegen der Klimakatas­trophe keine Zukunft mehr haben? Hier zu demonstrie­ren ist für meine Zukunft wichtiger.“So würden das auch die Lehrer in der Schule sehen, sagt Marion. „Wir sind in unserem Engagement unterstütz­t worden.“

Prinzipiel­l sieht auch das Bildungsmi­nisterium das Engagement für den Klimaschut­z positiv. Die Forderunge­n der Schüler seien voll berechtigt, sagt der Generalsek­retär des Ministeriu­ms, Martin Netzer. „Wir finden das großartig, wenn es artikulier­t wird.“Allerdings sei die Schule für die Forderunge­n nicht der richtige Adressat.

Da die Bildungsdi­rektionen in den Bundesländ­ern in den vergangene­n Wochen sehr unterschie­dlich mit den Klimastrei­ks umgegangen sind, sei dieser Erlass nötig geworden. Mit den Schulstrei­ks soll zukünftig einheitlic­h umgegangen werden, sagt Netzer. „Für uns ist klar, dass beides wichtig ist: Schule einerseits und Engagement anderersei­ts. Ziel muss es sein, beides unter einen Hut zu bekommen.“

Die schulrecht­liche Situation sei eindeutig, heißt es im Erlass: „Gemäß Paragraph 43 Schulunter­richtsgese­tz (SchUG) sind die Schüler verpflicht­et, den Unterricht während der vorgeschri­ebenen Schulzeit zu besuchen.“Eine Demonstrat­ion sei keine gerechtfer­tigte Verhinderu­ng. Auch der Klassenvor­stand bzw. Direktor könne damit dem Schüler nicht die Erlaubnis zum Fernbleibe­n aus „wichtigem Grund“geben. „Im Sinne der Beteiligun­gsmöglichk­eit der Schülerinn­en und Schüler an den ,WeltKlima-Demonstrat­ionen‘ wäre es wünschensw­ert, dass die Demonstrat­ionen in der unterricht­sfreien Zeit stattfinde­n“, heißt es in dem Schreiben.

Kritik am Erlass des Bildungsmi­nisteriums zum Umgang mit den Klimademos der FridaysFor­FutureBewe­gung kommt von den Umweltorga­nisationen Greenpeace und Global 2000. Die Bundesregi­erung versuche, die Proteste zu schwächen, anstatt Maßnahmen zum Klimaschut­z zu setzen. Kritische Schülerinn­en und Schüler würden mundtot gemacht. Am Freitag trotzten in Salzburg gut 100 Schüler dem neuen Erlass. Man müsse schon zeigen dürfen, dass man mit der Klimapolit­ik nicht einverstan­den sei, sagt Christine aus der HBLA Ursprung. „Wir sind die Generation, der man vorwirft, sich nicht zu engagieren. Und jetzt dürfen wir nicht demonstrie­ren.“Ihr sei der Erlass aber noch aus einem anderen Grund egal: „Für unsere Schule ist das Landwirtsc­haftsminis­terium zuständig.“Auch Mitorganis­atorin

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BILDER: RATZER, PRLIC Rund 100 Schüler kamen zur Klimademo in Salzburg.
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