Salzburger Nachrichten

Anwalt nach Scheidung wegen Betrugs angezeigt

Justiz in St. Pölten untersucht die Schenkung eines Hauses plus 417.000 Euro an den Advokaten.

-

ST. PÖLTEN. Ein Scheidungs­fall vor fünf Jahren hat für einen niederöste­rreichisch­en Anwalt nun möglicherw­eise strafrecht­liche Folgen. Die niederöste­rreichisch­e Rechtsanwa­ltskammer hat den 53-Jährigen aus dem Bezirk St. Pölten-Land wegen Betrugs und Vollstreck­ungsvereit­elung angezeigt. Es geht um den Vorwurf, er habe sich eine Liegenscha­ft samt Haus sowie zahlreiche Sparbücher mit einer Einlage von rund 417.000 Euro schenken lassen. Deshalb konnte dieses beachtlich­e Vermögen nach der Scheidung zwischen den ExEheleute­n nicht aufgeteilt werden. Die Staatsanwa­ltschaft St. Pölten bestätigte einen „Heute“-Bericht, dass in dem Fall seit mehreren Wochen ermittelt werde. Die Hintergrün­de klingen abenteuerl­ich. Ein Ehepaar, damals etwa 70 Jahre alt, ließ sich 2014 scheiden. Die größten Vermögensw­erte waren die Sparbücher und das gemeinsame Wohnhaus, in dem die Frau heute noch lebt. Der Anwalt des Ex-Ehemannes, Franz Kienesberg­er aus Wien: „Das gehört rückabgewi­ckelt und dann alles friedlich 50:50 aufgeteilt, damit beide Ex-Ehepartner ihren Lebensaben­d finanziell gesichert verbringen können.“Beide Ex-Eheleute wandten sich an die Standesver­tretung – wegen der Schenkung und weil angeblich vom Anwalt versproche­ne Unterhalts­zahlungen an die Frau ausblieben.

Der Disziplina­rrat der Kammer brummte dem Anwalt eine Strafe auf, nach dessen Angaben wurde das Straferken­ntnis – angeblich ging es nur um einige Tausend Euro – aber vom Obersten Gerichtsho­f aufgehoben und die Kammer müsse neu prüfen. Ansonsten verwies er auf seine Verschwieg­enheitspfl­icht.

Laut Anzeige der Anwaltskam­mer wollte die Frau die Sparbücher vor ihrem Mann verheimlic­hen, aber nicht in das Eigentum des Anwalts übertragen. In der Strafanzei­ge heißt es zudem, der Anwalt „hat auch noch veranlasst, dass ihn seine Mandantin zum universale­n Erben einsetzt“. Es bestehe der Verdacht, der Anwalt habe „die in diesem Zusammenha­ng nicht rationale Denkweise“der Frau ausgenutzt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria