Und was ist mit Doping im Breitensport?
Doping im Sport scheint mehr verbreitet zu sein als angenommen. Warum wollen schon Hobbysportler unerlaubt die Leistung steigern wie die Profis?
Jetzt ist also die Katze aus dem Sack: 21 Athletinnen und Athleten aus acht Nationen sind in die sogenannte Blutbeutel-Affäre von Seefeld und Erfurt noch verwickelt. 21 Sportler, deren Namen bald folgen werden, das gaben Ermittler diese Woche bekannt.
Die Dunkelziffer derjenigen Sportler, die Dopingsünder im Hochleistungssport sind, ist derzeit nur zu erahnen. Aber was ist mit den Dopingsündern im Breitensport, der eigentlich den Gesundheitsaspekt im Vordergrund haben sollte? Hier gilt Doping eindeutig als Kavaliersdelikt. Wobei im nicht organisierten Breitenund Freizeitsport die Anti-Doping-Bestimmungen nicht gelten. Für diesen Bereich gilt der Begriff „Medikamentenmissbrauch“, wie die Nationale Antidoping-Agentur (NADA) treffend feststellte. Aber gerade in diesem Bereich scheinen die Missbrauchszahlen von Medikamenten horrend in die Höhe gestiegen zu sein: Einige Untersuchungen gehen beispielsweise davon aus, dass bis zu einem Viertel der Fitnessstudio-Besucher schon einmal verbotene Substanzen eingenommen haben. 22 Prozent der Männer und acht Prozent der Frauen gaben an, Arzneimittelmissbrauch zu betreiben. Bei einer Bodybuilding-Veranstaltung waren in fast 40 Prozent der untersuchten Proben Dopingsubstanzen nachgewiesen worden. In einer österreichischen Studie wurden laut NADA Bergsteiger gebeten, freiwillig eine Urinprobe abzugeben. Das Resultat: In fast vier Prozent der 253 gesammelten Proben wurden Amphetamine nachgewiesen.
Der Veranstalter einer Wintersportveranstaltung für Profis und Hobbysportler ließ einmal verlautbaren, dass Dopingkontrollen beim Bewerb durchgeführt würden – daraufhin zogen 100 Teilnehmer trotz bereits bezahlter Teilnahmegebühren ihre Nennung kurzfristig zurück.
Andere bei Breitensportveranstaltungen zu betrügen, scheint niemandem mehr ein schlechtes Gewissen zu bereiten. Das fragwürdige Verbessern der eigenen Leistung ist schon längst salonfähig geworden. Den Begleiter und Kollegen in Schach halten zu können und zu zeigen: Ich bin besser und ausdauernder – das ist es, was zählt. Keiner spürt im sportlichen Vergleich, bei dem die eigene Konzentration im Mittelpunkt steht, dass der eine oder die eine nebenan sich mit Substanzen „aufpimpt“. Diese Pseudosportler erzählen nach der Einnahme von verbotenen Substanzen von unglaublichen Glücksgefühlen während der starken Belastung. Ein Glücksgefühl, das in der Folge süchtig macht und nach mehr schreit – es ist der Einstieg in eine Lügen- und Scheinwelt. Mit Substanzen, die in der Folge immer härter und intensiver werden müssen. Ohne Angst wegen möglicher Langzeitfolgen.
Wir verurteilen jene Dopingsünder, die, um ihre Existenz abzusichern, zu verbotenen Substanzen greifen. Aber wir lassen andere gewähren, die direkt neben uns ihre Leistung „so aus Jux und Tollerei“mit unerlaubten Mitteln steigern. Und als Hobbysportler den eigenen Körper schädigen. Was für ein Hobby.