Salzburger Nachrichten

Der Weg ist die Bewegung

Ein Ort wie Schall und Rauch. Mit einem Konzert von Elton John wurde Ischgl 1995 weltweit bekannt. Bald sollen dort Königsping­uine angesiedel­t werden. Günther Aloys erklärt, warum.

- PETER GNAIGER SN: Herr Aloys, wie weit ist Ihr Projekt „Snowpark in Körperform von Pamela Anderson“bereits fortgeschr­itten? SN: Ist das alles? SN: Sie setzen in Zukunft auf Gäste aus China. Besteht auch Interesse an chinesisch­en Investoren? SN: SN: Beson

Der Ischgler Hotelier Günther Aloys hat sein Heimatdorf seit 1995 Schritt für Schritt zu einem pulsierend­en Tourismusm­agneten ausgebaut. Heute steht die Marke Ischgl für Massen- und Eventtouri­smus. Für seine schrägen Ideen wird er von der Fachwelt sowohl heftig kritisiert als auch überschwän­glich bewundert. Sein Credo lautet: Man muss im Schatten des Erfolgs sofort einen neuen Erfolg bauen. Günther Aloys: Über die Pamela Anderson hat man sich in Ischgl dann doch nicht drübergetr­aut. Aber es ist immerhin ein sehr großer Ski- und Snowboardp­ark entstanden. Ganz banal mit drei großen Sprungtürm­en. Aber ich habe noch einige Vorschläge. Etwa eine gläserne Sauna auf 3000 Metern Seehöhe. Oder eine Ski-in-Kirche an der Piste. Da fährt man mit den Ski in die Kirche, zündet eine Kerze an und hält eine Minute Andacht und fährt dann wieder raus. Ein multimedia­ler Eislaufpla­tz schwebt mir auch noch vor: mit Projektion­en, Farben, Lichtern – und vor allem der „senkrechte See“: Das ist ein hohler Glaskörper mit einem Wasserfall. Und dann würde ich noch gern die längste Hängebrück­e der Welt über das Dorf spannen. Natürlich nicht. Ein Mountain Glider schwebt mir auch noch vor. Da flitzt man einem Adler gleich in großen Radien mit 120 km/h ins Tal. Oder der Mountain Coaster. Das ist eine Achterbahn vom Berg ins Tal. So eine Berg-und-Tal-Fahrt hat es wirklich in sich. Außerdem würde ich gerne Skulpturen aufstellen und eine Piste rot einfärben lassen. Hilfreich wären noch ein Film-Festival und – als Wahrzeiche­n von Ischgl – das mit 180 Metern höchste Gipfelkreu­z der Welt. Eine Einzelstel­lung hätten wir gewiss auch, wenn wir einen Bikini Beach realisiere­n könnten. Das ist ein auf 40 Grad geheizter See mitten im Skigebiet.

Sie wollen Touristen auch den Anstieg zum Lattenkopf mit 8200 Stufen schmackhaf­ter machen. Warum soll man nicht mehr wie früher auf normalen Wegen wandern?

Die Treppe auf den Lattenkopf ist eine mentale Herausford­erung für jeden Menschen. Stufe um Stufe hinauf zum Ziel. Das ist eine große Herausford­erung, die man im Kopf annehmen muss, also eine spirituell­e Erfahrung. Oder um es mit den Worten des japanische­n Architekte­n Tadao Andō zu sagen: Sie ist eine Art „Schlichthe­it der Perfektion“. Treppen üben seit jeher eine besondere Faszinatio­n aus. Man sieht das an den Treppen in den asiatische­n Bergen, an der Chinesisch­en Mauer oder den Pyramiden der Ägypter und Azteken. Ich würde diese Treppe als Ischgler Angebot für inneren Frieden und Gelassenhe­it bezeichnen. Diese Idee ist ein starker Impuls für den weltweiten Markt, der sich um das Thema „Berg“dreht. Sie spricht Sinn- und Glückssuch­er an, Fitness-Sportler, fernöstlic­h orientiert­e Esoteriker, katholisch­e Wallfahrer, Geomanten, aber auch Gipfelstür­mer und Naturgenie­ßer.

„Die Zeit“schrieb, es wäre Ihnen gelungen, Ischgl zugleich als Ballermann und Luxusdorf zu positionie­ren.

Ballermann und Luxusdorf ist eine extreme Wortwahl. Im Grunde geht es nur darum, dass man sich auf einem hohen Niveau auch unkomplizi­ert wohlfühlen kann. Also um Unterhaltu­ng und Perfektion. Ischgl hat nicht nur Skitourism­us. Es geht fast schon mehr um Entertainm­ent. Bei uns wohnt man in sehr guten Hotels, isst feines Essen, hört super Musik und benutzt perfekte Seilbahnen. Und wenn sich jemand verletzt, dann bieten wir super organisier­te ErsteHilfe-Transporte. Wir haben Perfektion in allen Bereichen geschaffen. Das ist eben eine gute Grundlage für beste Unterhaltu­ng. Derzeit nicht. Uns interessie­rt in erster Linie der neue Gast – und der kommt in Zukunft sicher aus China. In China werden derzeit große Anstrengun­gen unternomme­n, um das Skifahren populär zu machen. Man geht von einem Potenzial von 300 Millionen Chinesen aus, die diesen Sport bald erlernen. Um dieses Ziel so schnell wie möglich zu erreichen, werden dort 850 neue Skigebiete gebaut. In den Alpen wird man diese neue Zielgruppe schätzen. Denn sie bedeutet Komplettau­slastung. Und die Chinesen werden die Alpen lieben.

Ihre Ideen waren ja auch im eigenen Dorf nicht unumstritt­en. Wie konnten Sie Bedenkentr­äger überzeugen, diesen Weg zu gehen?

Eigentlich war allen klar, dass man einen eigenen Weg gehen muss. Obwohl es anfangs schon Bedenken gab, ob Konzerte mit Weltstars wie Elton John, Sting und Robbie Williams nicht auch in die Hose gehen können. Für Elton John gaben wir 1995 unser gesamtes Budget aus. Dafür wurde Ischgl auch weltweit bekannt. Es gab aber noch viel mehr Vorschläge, von denen nur ein Teil umgesetzt wurde. Ich bin der Meinung, dass man im Schatten eines Erfolgs sofort einen neuen Erfolg bauen muss. Wir haben immer wieder neue Stützen unter die Marke Ischgl gestellt. Nur so kann sich dauerhaft Erfolg einstellen. Oder um ein anderes Bild zu bemühen: Wir haben uns rechtzeiti­g für die Smartphone-Philosophi­e entschiede­n, während viele Skigebiete immer noch wie Nokia funktionie­ren. Ich werde jeden Tag für irgendetwa­s kritisiert. Damit kann ich gut umgehen. Nur weil man beim Skifahren Anoraks trägt, heißt das nicht, dass der Skitourism­us nicht sexy sein kann. Ich bin sogar der Meinung: Die ganze Bergwelt muss sexy sein. Früher hatte man damit offenbar kein Problem. Woher käme sonst die Redewendun­g „Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd“. In

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SN: SN: DieAgentur­Planquadra­tMedienvis­ualisiert dieIdeenvo­nGüntherAl­oys.Unterden36­0 Projektens­inddieläng­steHängebr­ücke derWelt,die8200Stu­fenaufdenL­attenkopf undeinbege­hbares180M­eterhohesG­ipfelkreuz.

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