Einmal Erweiterung, bitte
ICHbin verzogen. Nicht mit unbekannter Adresse, aber doch. Für viele Menschen zählt das Übersiedeln zum Normalen. Sie packen ihre sieben Sachen in irgendwelche Kisten, stopfen selbige in meist von Freunden ausgeliehene klapprige Lieferwagen, spendieren der hilfreichen Mannschaft eine Kiste Bier oder ähnliche Drogen und schwupps, ist man samt Ikea-Bett und Omas Stehlampe übersiedelt.
Doch auch Übersiedlungsprofis, solche also, die im zarten Alter von 16 Jahren von zu Hause ausgezogen und seitdem von Pontius zu Pilatus und wieder zurück gezogen sind, stellen fest, dass der Umzug mit zunehmendem Alter nein, nicht beschwerlicher wird, sondern aufwendiger.
Das hat mit den vielen Ich-Erweiterungen zu tun. Also mit dem Lebensweg, der ja ein Entwicklungsweg ist. Oder sein soll. Wobei sich viele schnell einmal ausentwickelt haben – der amerikanische Präsident zum Beispiel, der in vergleichsweise jugendlichem Alter stehen geblieben ist, weshalb er in seinem Verhalten am ehesten verständlich wird, wenn man es mit dem eines Kindes vergleicht. Aber wir schweifen ab. Oder vielleicht doch nicht. Denn Donald Trump kann als Paradebeispiel für die Notwendigkeit von Ich-Erweiterungen dienen. Eine davon ist sein privater Jumbojet. Er erweitert Trumps kindliches Ego und bringt es zum Fliegen, wenn auch nicht zum Abheben.
Andererseits sammelt jeder Mensch im Lauf der Zeit so seine Ich-Erweiterungen, außer er wird zum Weisen auf dem Berge, der sich selbst genügt, weil er dass Wissen erlangt hat, eh eins mit der Natur zu sein und es daher ein ausgemachter Holler ist, sich erweitern zu wollen. Weil wohin, bitte sehr?
Wir normale Existenzen aber häufen allerlei Ich-Erweiterungen an, die – und da wären wir wieder – Übersiedlungen aufwendiger machen. Trump müsste seinen Flieger mitnehmen, wir unsere Bücher, Platten, CDs, Lieblingshemden, Kochmesser, gusseiserne Bratpfannen, Weinflaschen, Polster, Teppiche, weißgottwasnochalles.
Es wird immer mehr, je mehr man sich leisten kann. Oder muss.
Ich bin von Salzburg nach Brüssel übersiedelt. Kurz habe ich überlegt, mir von Trump den Jumbo auszuleihen, aber den hat er selbst gebraucht. Eine Spedition hätte eine ganze Lkw-Flotte benötigt, und wer soll das bezahlen?
Also – nichts anderes blieb übrig – bin ich mit dem Auto gefahren und habe meine Erweiterungen hinter mir gelassen. Na ja, die meisten jedenfalls. Muss einmal mit dem nächsten Weisen auf dem Berg reden, wie der das gemacht hat. Nur – Belgien ist so flach.