Schwarze Lava, weiße Häuser, grüne Palmen. Und die Spuren eines visionären Künstlers.
Mit My Austrian Holidays von Wien direkt nach Arrecife, noch bis 29. April oder mit Eurowings ab Salzburg Studien-/Wanderreisen auf den Spuren von Manrique hat Wikinger Reisen im Programm, in Österreich unter Kunstvoll shoppen in Teguise, in kleinen Kunsthandwerksläden oder in den Museumsshops von César Manrique. Feuerberge, manche zu Spitzkegeln, andere zu sanften Rundrücken geformt, weite Lavafelder, mitten drin ein paar weiße Häuser, umgeben von spärlichem Grün und einigen Palmen – das ist die ganze Schönheit von Lanzarote. Dem Wanderer öffnet sich ein weiter Blick über dunkle Felder, Bergrücken, die sich scharf gegen das Blau des Himmels abgrenzen.
Lavamassen formten vor vielen Millionen Jahren die Insel, ihre Vulkane kamen nie zur Ruhe. Der letzte große Ausbruch war 1824. Seither lebte man hier „auf glühenden Kohlen“, immer in Erwartung der nächsten Eruption. Nur wer sich in der Kargheit zurechtfand, blieb.
César Manrique war einer von ihnen. Doch er, 1919 in Arrecife geboren, erkannte schon früh die Schönheit von Lanzarote. Nach langen Jahren als Widerstandskämpfer gegen das Franco-Regime und in Madrid und New York kehrt er 1968 heim und beginnt, sich „seiner“Insel zu widmen – als Architekt und Umweltschützer ebenso wie als Künstler. Er möchte die Landschaft für Besucher erschließen, ohne sie zu zerstören. Keinen Massentourismus zulassen, sondern ein Paradies für einige wenige Bewusste schaffen.
Mit seinem Masterplan gelingt es ihm, Politiker und Einheimische vom Wert der alten Architektur zu überzeugen und diese zu erhalten. Wenn schon neue Häuser, dann bitte nur in diesem Stil und nicht höher als eine Palme. Als einfallsreicher Künstler schafft er zusätzlich Attraktionen, die ein kunstaffines Publikum anziehen sollten: Sein erstes Wohnhaus – heute Sitz der Manrique-Stiftung – baut er mitten in die Vulkanlandschaft und nutzt geräumige unterirdische Lavablasen als Wohnraum. Zu einem überaus beliebten Touristenziel ist mittlerweile sein Kaktusgarten mit Hunderten verschiedenen Formen, Größen und Farben von Stachelgewächsen geworden.
Manrique gründet auch verschiedene Museen: Jenes für Kunsthandwerk und bäuerliche Lebensformen oder eines für moderne Kunst in dem von ihm stilvoll restaurierten „Castillo de San José“in Arrecife. Das im Unterstock eingebaute Café liegt fast auf Meeresniveau und eröffnet dem Besucher einen ungewohnten Blick auf den Hafen, mit dräuenden Kreuzfahrtriesen. Ein fast bedrohlicher Anblick mit starker Symbolkraft! Einen spektakulären Konzertsaal, verbunden mit Restaurant, Bar und einem kleinen See, legt er in unterirdisch liegenden Lavahöhlen – ähnlich wie in seinem Haus – an.
Manriques Plan ist fast zu gut aufgegangen. Allein 2018 lockten die Attraktionen rund drei Millionen Besucher auf die Insel – eine Zahl, die das Ökosystem der Insel schwer bedroht. 2019, zum hundertsten Geburtstag des Künstlers, liegt der Fokus der Manrique-Stiftung und diverser Umweltorganisationen auf einer Lenkung des Besucherstroms in geordnete Bahnen und in ein für die Insel verträgliches Maß.
Einer, der sich seit Jahren für Umweltschutz einsetzt, ist Stephan Isenmann. Seit vielen Jahren wohnt der gebürtige Deutsche auf der Insel und führt Wanderer zu den schönsten Ecken der Insel. Und: Auf Lanzarote baut man ausgezeichneten Wein an. Zwischen Uga und La Geria führen gut ausgeschilderte Wege durch die schwarzen Weinhänge. Der Weinstock wächst hier in einer Grube aus schwarzen Lavasteinchen. Sie sammeln den Morgentau und geben ihn untertags an die Pflanze ab. Gegen die kalten Passatwinde schützen niedrige Steinmauern. Die Landschaft wirkt wie eine Grafik eines Künstlers, der weiße Kreise in den dunklen Grund zeichnet. So erklärte das Museum of Modern Art in New York den Weinanbau in Lanzarote zum Gesamtkunstwerk.
Die Wanderungen führen auch durch die alte Hauptstadt Teguise. Unversehrt von Vulkanausbrüchen, wird der Spaziergang durch die Gassen zu einem architektonischen Lehrstück über die typische KanarenArchitektur – wie abstrakte Bilder in ihrer schlichten Geometrie. Gerne zeigt Stephan Isenmann auch die wilde, ungezähmte Seite der Insel. An der Südwestküste tost der Atlantik mit voller Wucht gegen die Felsen. Die Wellen schießen bis an den Rand des Steilhangs hinauf, in den Riesenfontänen erstrahlt ein Regenbogen.
In die unwirkliche Welt der Feuerberge geht es nicht zu Fuß, sondern im geschlossenen Nationalpark-Bus. Bei den kurzen Fotostopps bleiben Fenster und Türen geschlossen, niemand darf aussteigen. Fotografiert wird durch die Fensterscheibe. Diese strengen Regeln sind notwendig, denn schon ein einziger Fußabdruck auf dem Lavaboden stört das Ökosystem empfindlich. Doch auch der Blick durch die Scheibe ist überwältigend! Da ziehen Krater, Kegel, Halden in den verschiedensten Farben vorbei, leuchten je nach Lichteinfall rosa, stahlgrau, violett. Die Gewalt dieser vom Menschen unberührbar gewordenen Welt ist auch noch im Käfig eines Busses spürbar.
Die Schönheit Lanzarotes ist in Gefahr. Bauspekulation und riesige Kreuzfahrtschiffe mit mehreren Tausend Passagieren an Bord gefährden die Natur und das Leben der Bewohner. Wohnraum ist teuer geworden. Baugrund ist begehrt, jährlich wachsen neue Appartementanlagen und Hotels empor. Der immer wieder von der Regierung angekündigte Baustopp wird nur lax kontrolliert. 2019 wird es die Aufgabe der Manrique-Stiftung und engagierter Umweltschützer sein, gegen diese Ausbeutung anzukämpfen.
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