Wie uns die Ressourcenwende gelingt
Die Steigerung der Ressourceneffizienz und die Entwicklung zu einer Kreislaufwirtschaft zählen zu den entscheidenden Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Ende Jänner folgten mehr als 300 mitteleuropäische Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik der Einladung des Ressourcen Forum Austria und diskutierten in Salzburg, wie eine ressourcenschonende, nachhaltige Welt der Kreislaufwirtschaft möglich gemacht werden kann. Kein Abfall, hohe Recyclingund Re-Use-Quoten sowie Wirtschaften in Kreisläufen sind die aktuell zentralen politischen Forderungen. Auch das Dritte Nationale Ressourcenforum erhob das Konzept der Kreislaufwirtschaft und seine Beziehung zur Ressourceneffizienz zum zentralen Thema.
Ein Leben im Überfluss ist möglich – ohne Abfall und mit hundertprozentig recycelbaren Produkten. Das behauptete zumindest Prof. Michael Braungart, der beim Ressourcen Forum Austria mit seiner Keynote die Debatte um die Kreislaufwirtschaft anheizte. Ihm geht es um einen Paradigmenwechsel im Umweltschutz, um „nützliche statt weniger schädliche Produkte“oder – anders ausgedrückt – darum, „die richtigen Dinge zu tun, statt Dinge richtig zu tun“. Österreichische Beispiele dafür sind unter anderem Reinigungsmittel oder auch Druckprodukte, deren Bestandteile nach Gebrauch entweder gefahrlos und vollständig in die Natur zurückkehren oder vollständig wiedergewonnen werden können.
Wie groß die Herausforderungen sind, zeigte Rudolf Zrost, Präsident des Ressourcen Forum Austria, auf der Tagung stellvertretend für die ganze Wirtschaft anhand des Kunststoffbereichs. Plastik ist allgegenwärtig. Mittlerweile wird mehr Kleidung aus Polyester und Nylon erzeugt als aus Baumwolle oder Wolle. Kunststoff hat heute viele andere Materialien ersetzt, weil er formbarer, einfacher verarbeitbar, billiger und leichter ist. Kunststoff ermöglichte wie kein anderer Werkstoff den materiellen Wohlstand unserer Gesellschaft. Neben seinen unbestreitbaren Vorzügen birgt Kunststoff jedoch unbestreitbare Nachteile in sich. Deshalb, so Zrost, müssten bei Produkten aus Kunststoff, aber genauso bei Dingen aus anderen Materialien, Zweckmäßigkeit und Relevanz den Problemen gegenübergestellt werden. Außerdem müssen wir Sorge tragen, all diese Komponenten länger und öfter zu nutzen. Was dies politisch bedeutet? „Mehrweg ist der Schlüssel“, sagt auch Irene Schulte, Vorstandsmitglied des Ressourcen Forum Austria. Es brauche die Abkehr von der Wegwerfgesellschaft und das möglichst lange Halten von Rohstoffen im produktiven Kreislauf. Das geht ohne Einbußen der Lebensqualität, vorausgesetzt, redundante Wegwerfprodukte wie Einweg-Plastiksackerl werden nicht als Teil der Lebensqualität verstanden. Nur wenn alle – nicht nur bei den populären Nebensächlichkeiten wie dem Plastiksackerl, sondern bei vielen Entscheidungen – dem Ideal des Kreislaufs und des Mehrwegs folgen, kann die Ressourcenwende geschafft werden.
Für diese Wende braucht es Bewusstseinsarbeit: in der Bildung, in den Gemeinden, in den Unternehmen. Genau daran arbeitet das Ressourcen Forum Austria mit Partnern: Gemeinsam mit der Stenum GmbH und im Auftrag des Nachhaltigkeitsministeriums werden Unternehmen beraten und Materialeinsparungen identifiziert und umgesetzt. Von den gewonnenen Erkenntnissen profitieren auch weitere Unternehmen über Erfahrungsaustausch und erarbeitete Tools.
Gemeinsam mit dem Gemeindebund und der Ressourcen Management Agentur (RMA) wurde für das Ministerium eine Strategie erarbeitet, wie das Thema Ressourcen in den österreichischen Gemeinden stärker verankert werden kann und welche Maßnahmen dazu gesetzt werden müssen. Unternehmen und Gemeinden sind wichtige Partner. Eines ist klar: Ressourcenschonung geht uns alle an. Die Wirtschaft, alle Bürger und die Politik. Nur gemeinsam schaffen wir die Ressourcenwende.