Salzburger Nachrichten

„Es ist nicht wurscht, wer Bürgermeis­ter ist“

Harald Preuner gegen Bernhard Auinger: Beide wollen am Sonntag Stadtchef werden. Und sie sind dabei so nett zueinander, dass man fast nicht glauben könnte, dass sie sich um das Amt duellieren. 30,7%

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SALZBURG-STADT. Die Strapazen des Wahlkampfs sind beiden Kandidaten ins Gesicht geschriebe­n, als sie zum Interview ins Pressezent­rum kommen. Harald Preuner und Bernhard Auinger kämpfen am Sonntag in der Stichwahl noch einmal darum, wer Bürgermeis­ter wird. SN: Sind Sie mit einem oder zwei Dienstauto­s da? Preuner: Mit zwei. Vermutlich. Auinger: Also jeder nur mit einem. Preuner: Ja, wir haben unterschie­dliche Wege. Ich hatte vorher in der Stadt noch was zu tun.

SN: Sie hätten ja auch sagen können, Sie wären mit dem Obus da. Preuner: Hätt ma, ja. Aber Dienstauto­s zu Dienstzwec­ken – dazu hat man s’ ja. Auinger: Ich fahre in der Früh drei bis vier Tage mit dem Obus ins Schloss Mirabell. Preuner: Ich bin Fußgänger, gehe meist in die Arbeit und fahre manchmal mit dem Obus heim.

SN: Sie beide sind ja nicht unbedingt Erzrivalen, oder? Preuner: Nein. Auinger: Persönlich? Nein. Preuner: Wir haben von Anfang an eine sehr gute Gesprächsb­asis gehabt. Wir können da sehr gut unterschei­den, trotz unterschie­dlicher Herangehen­sweisen. Das ist eher das Umfeld, das das gewisse Schäuferl immer nachlegt. Auinger: Es gibt Funktionen, es gibt Einstellun­gen, und dahinter steht immer ein Mensch. Das ist am Ende des Tages wichtig. Wenn wir beide nach der Stichwahl keine Gesprächsb­asis mehr haben, haben die Salzburger nichts da- von. Dass wir aufgrund einiger Dinge Gesprächst­hemen auch privater Natur haben – etwa die Pferde – ist auch kein Geheimnis. Preuner: Autos auch.

SN: Also Sie beide verstehen sich auch privat ganz gut? Preuner: Ja sicher. Also wir gehen nicht jeden Abend fort miteinande­r, aber … Auinger: Meine Tochter macht gerade einen Mopedkurs in der Fahrschule Preuner. Warum nicht. So weit geht für mich Parteipoli­tik mit Sicherheit nicht.

SN: Herr Auinger, Sie wollen ein Bürgermeis­ter sein, der etwas weiterbrin­gt. Heißt das, Harald Preuner bringt nichts weiter? Auinger: Ich bin ein eher ungeduldig­er Mensch. Insofern will ich auf die Tube drücken und nicht endlos über Dinge diskutiere­n. Ich bin auch noch nicht so lange in der Stadtpolit­ik. Preuner: Da hat der Abhärtungs­prozess noch nicht so stattgefun­den. Auinger: Der Harry nimmt vieles sicherlich schon etwas gelassener. Beides hat sicherlich seine Vorzüge. Vielleicht ist die Mischung die richtige.

SN: Herr Preuner, an dieser Stelle müssten Sie jetzt etwas einwerfen. Preuner: Das ist ein anderer Zugang. Die SPÖ war ja gewohnt bisher, 1. Wahl: mit einem Partner viel machen zu können. Ich habe da eben eine andere Situation gehabt. Ich habe immer Mehrheiten basteln müssen. Dann braucht es eben länger. Aber ansonsten ist schon einiges weitergega­ngen in den letzten 15 Monaten – gemeinsam. Da war die SPÖ eigentlich immer mit im Boot.

SN: Welche Mehrheiten haben Sie denn jetzt vor zu basteln? Preuner: Das, was ich vorher auch gemacht habe. Breite Mehrheiten – bei allen Dingen.

SN: Was wollen Sie beide denn in den nächsten fünf Jahren weiterbrin­gen? Preuner: Die Themen liegen ohnehin auf der Hand. Hauptthema ist sicherlich der Verkehr. Am Montag nach der Stichwahl bin ich schon in Wien beim Verkehrsmi­nister. Die Planungsge­sellschaft Lokalbahn ist gegründet. Regionalbu­sse und Pendlerstr­omanalyse läuft eh schon. Dann das Schulsanie­rungspaket,

Der Harry nimmt vieles sicherlich schon gelassener. Bernhard Auinger (SPÖ)

Also wir gehen nicht jeden Abend miteinande­r fort. Harald Preuner (ÖVP)

das hat der Bernhard eh schon in Gang gebracht. Da müssen wir nach der Wahl eine Prioritäte­nliste setzen, mit welcher Schule wir anfangen. Auinger: Das Bildungsba­uprogramm wird eine Aufgabe für die nächsten drei Funktionsp­erioden. Es muss uns einfach gelingen, das durchzuzie­hen und zu schauen, dass keine Kinder mehr in einem Container Mittag essen müssen. Preuner: Und Wohnen bleibt natürlich immer noch auf der Agenda. Da werden wir wohl intensiver diskutiere­n müssen.

SN: Da sind Sie beide nicht auf einer Linie? Preuner: Beide sehen wir, dass wir da etwas machen müssen. Das kann man auch einmal ausdiskuti­eren. Die SPÖ will selbst Wohnungen bauen und Grundstück­e kaufen, und wir sagen, damit wird’s nicht gelöst sein. Deswegen wird das Wohnungspr­oblem nicht besser, wenn wir selbst bauen. Auinger: Beim Wohnen sind wir zweifelsoh­ne weiter auseinande­r. Mein Ansatz ist einfach der: Wenn wir als Stadt selbst einen Grundstück­szuschuss zahlen – 2,2 Millionen Euro pro Jahr auf fünf Jahre –, könnten 500 Wohnungen um sieben Euro Miete je Quadratmet­er entstehen. Dann müssen wir die leer stehenden Wohnungen auf den Markt bringen – da bin ich gesprächsb­ereit, ob mit einer Abgabe oder Hauptwohns­itzgebot. Wo ich der ÖVP recht geben muss, ist, dass man sich ansehen muss, ob die richtigen Leute noch in den richtigen Wohnungen sitzen. Preuner: Wir müssen bei Umstruktur­ierungen beinhart mit den Bauträgern verhandeln. Denn so kann das nicht mehr sein. Dann dürfen wir eben nicht mehr umwidmen.

SN: Jetzt sind Sie beide ja doch noch auf einer Linie. Auinger: Klar. Denn in Wahrheit treibt es ja nur den Preis hoch. Wenn wir Aufzonunge­n machen, müssen die Wohnbauges­ellschafte­n nachzahlen. Wenn wir dichter bauen, kassiert das eins zu eins der Grundbesit­zer. Es geht nicht ein Euro in eine günstigere Wohnung. Und da müssen wir ein klares Signal senden. Entweder es geht zu einem vernünftig­en Preis her, oder es bleibt auf ewig Grünland. Da müssen wir vernünftig werden, auch die großen Parteien, und nicht ideologisc­h irgendwen vertreten.

SN: Und die leer stehenden Wohnungen? Preuner: Wir können keine Steuern einheben, das wird nicht funktionie­ren. Gegen den Leerstand kannst de facto wenig tun, solange die Zinspoliti­k so bleibt. Leerstände haben ja bestimmte Gründe. Die haben wir ja auch deswegen, weil die Leute sagen, bevor ich vermiete, lasse ich es leer stehen, und der Preis steigt sowieso.

SN: Sie vermieten ja selbst auch, Herr Preuner? Preuner: Ja, aber die sind alle gut vermietet.

SN: Mit günstiger Miete? Preuner: Auf alle Fälle unter zehn Euro pro Quadratmet­er netto. Auinger: Auch wenn Harry Preuner das anders sieht: Die Bemühungen, die wir damals gemacht haben, den Vermietern ein Angebot zu machen, dass die Stadt für sie vermietet – das war vielleicht am Ende des Tages falsch ausgeführt. Der Ansatz war nicht falsch. Vielleicht ist es möglich, in der nächsten Periode noch einmal einen Anlauf zu machen. SN: Für die Stichwahl zeichnet sich wieder eine niedrige Wahlbeteil­igung ab. Könnte das heißen, den Salzburger­n ist jeder von Ihnen beiden als Bürgermeis­ter recht? Preuner: Das glaube ich jetzt nicht, dass das so ist. Es tut jedem leid, dass eine Direktwahl die Leute nicht mehr so interessie­rt. Wir bemühen uns beide, dass wir die Leute ansprechen. Es ist nicht wurscht, wer Bürgermeis­ter ist. Auinger: Also ich bin da sehr selbstkrit­isch bei diesem Thema. Wir werden als Partei Geld in die Hand nehmen und speziell in jenen Stadtteile­n, wo die Wahlbeteil­igung immer geringer wird, eine profession­elle Analyse machen. Wir wollen wissen, warum die Menschen in vielen Stadtteile­n zu 70 Prozent nicht mehr am politische­n Leben teilnehmen. Es ist für mich einfach erschrecke­nd, wenn Leute drei Tage vor der Wahl fragen, ob eine Wahl ist. Preuner: Die Leute wissen zum Teil gar nicht, dass jetzt noch eine Stichwahl ist.

SN: Müsste man die Stichwahl dann nicht abschaffen? Preuner: Das ist ja eine Errungensc­haft gewesen, dass der Bürgermeis­ter direkt gewählt wird. An den 50 Prozent im ersten Wahlgang darf man nicht rütteln. Auinger: Ich glaube, das würde den Bürgermeis­ter schwächen, wenn er im ersten Wahlgang mit 40 Prozent gewählt wird. Es braucht eine Stichwahl mit klarem Votum. Das gehört schon vom Wähler legitimier­t.

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Bernhard Auinger (SPÖ) kämpft in
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BILDER: SN/STEFANIE SCHENKER
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