Die Favoriten scheitern selten
Die Stichwahl ist eine eigene Disziplin. Im letzten Moment packen Kandidaten besondere Trümpfe aus. Auch Kuriositäten dürfen da nicht fehlen.
Für zwei von fünf Wahlberechtigten im Bundesland und für 22 Kandidatinnen und Kandidaten gehen die Bürgermeisterwahlen in die Verlängerung. Fast 42 Prozent der Salzburgerinnen und Salzburger sind am Sonntag zu den Stichwahlen in elf Gemeinden aufgerufen. Fünf davon liegen im Flachgau.
Dass es so viele Wahlberechtigte sind, liegt daran, dass in der Landeshauptstadt und bevölkerungsstarken Gemeinden in den Bezirken, wie z. B. Hallein, St. Johann oder Seekirchen, der erste Wahlgang noch keine Entscheidung brachte. Die Wahlbeteiligung sinkt allerdings erfahrungsgemäß in Stichwahlen – in der Stadt Salzburg vor fünf Jahren von 49,7 Prozent im ersten auf den absoluten Tiefpunkt von 31,2 Prozent im zweiten Durchgang.
Besonders spannende Zweikämpfe sind in Hallein, Oberndorf, Mattsee, Straßwalchen, Bad Hofgastein und Zell am See zu erwarten. Aber überall beginnt das Rennen bei null. Die Stimmen vom ersten Wahlsonntag zählen nicht. Die Parteien müssen also nicht nur Wähler anderer Parteien mobilisieren, sondern auch wieder ihre eigenen.
Meistens ist der Favorit der Sieger. In bisher 52 Stichwahlen (seit 1994) gewann nur sieben Mal der im ersten Durchgang Zweitplatzierte. 2014 gelang das (bei landesweit acht Duellen) nur dem heuer wiedergewählten Rauriser SPÖ-Ortschef Peter Loitfellner.
Die meisten Duelle lauten SPÖ gegen ÖVP. Die Volkspartei ist in zehn der elf Stichwahlen vertreten (nur in Straßwalchen nicht). Die SPÖ stellt acht Bewerber und eine Bewerberin ums höchste Amt in der Gemeinde. Die FPÖ hat nur in St. Johann einen Kandidaten. In Straßwalchen wird jedenfalls eine Frau gewinnen. Sollte auch in Oberndorf und Elsbethen die Kandidatin erfolgreich sein, würde sich die Zahl der Bürgermeisterinnen landesweit von sieben (nach dem ersten Wahlgang) auf zehn erhöhen.
Im Endspurt tauchen oft spezielle Themen oder Unterstützer auf. In St. Johann etwa sorgt das Inserat einer anonymen Privatperson für Stadtchef Günther Mitterer (ÖVP) für Aufsehen. Für Willibald Resch (FPÖ) wirbt dessen Tochter Verena im Postwurf „Wir für Willi“. Sie schwärmt darin vor allem vom „Herz eines liebenden Familienvaters“.
In Oberndorf will SPÖ-Kandidat Georg Djundja nun das Spital Leopold-Kohr-Krankenhaus nennen – nach dem vor 20 Jahren verstorbenen Philosophen und Ökonomen, dem Verfechter kleiner, überschaubarer Einheiten.
In Elsbethen muss der langjährige ÖVP-Bürgermeister Franz Tiefenbacher erstmals in die Stichwahl. Seine Herausforderin Maria Steindl von der ÖVP-Abspaltung Wählergemeinschaft für Elsbethen (WfE) schaffte aus dem Stand 28,6 Prozent. Tiefenbacher warb, unterstützt von Verkehrslandesrat Stefan Schnöll, am Donnerstagabend bei einem Bürgergespräch um Stimmen und verwies auf die Investitionen in Infrastruktur und Kinderbetreu-
ung. Seine Kontrahentin zeigte sich wenige Tage vor der Wahl angriffig. Auf einem Flugblatt, das die Gemeindebürger am Donnerstag im Postkasten vorfanden, wirft sie dem Bürgermeister vor, er verkaufe die Ansiedelung von Red Bull als seinen Erfolg, obwohl ihm eigentlich ein anderer Bauträger als Käufer der Kaserne lieber gewesen wäre. Erst unter Druck habe er nachgegeben. „Das ist eine primitive Lüge und völlig aus der Luft gegriffen“, kontert Tiefenbacher. Im Vorfeld habe er natürlich mit allen fünf bis sechs interessierten Bauträgern gesprochen. Auf den Zuschlag an Red Bull selbst habe die Gemeinde gar keinen Einfluss gehabt.
In Bad Hofgastein will die SPÖ mit Hans Freiberger den Bürgermeistersessel von der ÖVP zurückerobern. Favorit ist aber Markus Viehauser (ÖVP). Mitentscheidend wird sein, wie sich die Wähler der neuen Liste Gemeinsam für Bad Hofgastein (GfBH) entscheiden. GfBH-Bürgermeisterkandidatin Michaela Hütteneder-Estermann, die am 10. März mit 19 Prozent ausschied, gibt keine Wahlempfehlung ab. Sie werde selbstverständlich wählen, rufe alle dazu auf und habe persönlich schon ihre Wahlentscheidung getroffen. Die Bürgerinnen und Bürger seien mündig genug. „Wir sind unabhängig, stehen keiner anderen Partei nahe.“
Rot gegen Schwarz heißt das Duell in Oberalm: Der seit 2005 amtierende Ortschef Gerald Dürnberger (SPÖ) büßte im ersten Wahlgang überraschend knapp 18 Prozent gegenüber dem Ergebnis von 2014 ein. ÖVP-Vizebürgermeister Hans-Jörg Haslauer kann auf prominente Hilfe zählen. Sowohl Bundeskanzler Sebastian Kurz als auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer sprachen sich in Online-Videos für ihn aus. Beide Videoclips wurden bislang auf YouTube knapp 1500 Mal angeklickt. FPÖ-Bürgermeisterkandidat Anton Zuckerstätter gab – im Gegensatz zu den Oberalmer Grünen – eine klare Wahlempfehlung für Haslauer ab. Zuckerstätter kam am 10. März auf 15,6 Prozent.
Die meisten Wahllokale öffnen um 7 Uhr. Wahlschluss ist um 16 Uhr, in Straßwalchen schon um 15 Uhr. 13.436 Wahlkarten wurden ausgestellt, davon 10.333 in Salzburg-Stadt. In Oberndorf haben fast elf Prozent Wahlkarten beantragt.