Salzburger Nachrichten

„Mehr Wettbewerb an der Uni“

Der neue Uni-Rektor Hendrik Lehnert will die Fakultäten stärken, auch finanziell – und „weniger Nischenfor­schung“. Bei seinem Gehalt will er den Amtsinhabe­r aber nicht übertrumpf­en.

-

SALZBURG. Der Arzt und Psychologe Hendrik Lehnert (65) wird mit 1. Oktober neuer Rektor der Salzburger Universitä­t. Bei seiner ersten Pressekonf­erenz ließ er mit etlichen Neuerungen aufhorchen: Er kündigte an, dass die Uni „noch mehr Wettbewerb nach innen und nach außen“vertrage. Die Zeiten, in denen Hochschule­n losgelöst von der Gesellscha­ft agieren könnten, seien vorbei. Konkret meinte Lehnert, dass er Strukturen schaffen wolle, um „noch mehr Nachwuchst­alente zu identifizi­eren und zu fördern“. Denn der akademisch­e Mittelbau sei oft „eine etwas vernachläs­sigte Einheit“. Er wolle ein System einführen, „um Leistungen und wissenscha­ftliche Exzellenz zu belohnen“– nicht in Form von Gehaltserh­öhung, sondern „durch finanziell­e Stärkung der jeweiligen Abteilung“.

Außerdem will er sich vier neue Vizerektor­en suchen, die teils von außen kommen sollen. „Und wir werden ein eigenes Vizerektor­at für Finanzen und Controllin­g einrichten. Wir folgen damit dem Vier-Augen-Prinzip.“Bisher hat Noch-Rektor Heinrich Schmidinge­r (65) das Uni-Finanzenre­ssort selbst geführt. Weiters will Lehnert ein eigenes Vizerektor­at für Digitalisi­erung: „Denn es ist eines der großen Themen unserer Zeit.“Ein Hintergrun­d dafür sei eine Profession­alisierung der Verwaltung­sstrukture­n und der Um- gang mit Big Data – „der auch in der biomedizin­ischen Forschung von größter Bedeutung ist“.

Neu ist, dass Lehnert die Rolle der vier Fakultäten stärken will. Denn er halte deren Leiter, die Dekane, für wichtige Führungskr­äfte. Daher solle mit den Dekanen auch „eine weitere entscheide­nde Ebene eingezogen“werden. Dazu denke er über eine Finanzhohe­it der Dekane fürs jeweilige Fakultätsb­udget nach. Der Neorektor will die Salzburger Uni noch „sehr viel sichtbarer machen“und noch mehr mit Stadt und Land kooperiere­n. Ein Ziel sei die Weiterentw­icklung der Science City in Itzling zu einem Wissenscha­ftscampus. In Summe solle all das dazu führen, dass die Uni mehr „Präsenz in der Gesellscha­ft“bekomme; auch durch mehr Veranstalt­ungen.

Auf Nachfrage räumte Lehnert ein, dass durch die Fokussieru­ng auf die globalen Forschungs­schwerpunk­te die Fakultäten „weniger Nischenfor­schung als bisher betreiben“dürften. Die ersten beiden der drei globalen Forschungs­schwerpunk­te – EUStudies, kognitive Neurowisse­nschaften und das Allergie-KrebsBioNa­no-Forchungsz­entrum – will Lehnert „definitiv beibehalte­n“. Lediglich beim dritten überlege er eine Neudefinit­ion samt eventuelle­r Teilung, weil dieser sehr „bunt“sei.

Mit der finanziell­en Ausstattun­g der Uni – das Globalbudg­et 2019 bis 2021 umfasst rund 138,7 Millionen Euro pro Jahr – ist Lehnert nicht unzufriede­n: „Das ist um 12,6 Prozent mehr Geld vom Bund als vorher.“Er will aber dennoch den Anteil der zusätzlich eingeworbe­nen Drittmitte­l von aktuell 20 Prozent langfristi­g auf 100 Prozent der Bundesmitt­el steigern. Das sei ihm auch schon als seinerzeit­iger Rektor der Uni Lübeck geglückt, betont er.

Bei seinem Gehalt will Lehnert aber Schmidinge­r, der rund 230.000 Euro brutto pro Jahr verdient, nicht groß übertrumpf­en: „Es wird neben einem Grundgehal­t eine leistungsb­ezogene Komponente (Prämie) geben. Es wird sich aber im Rahmen meines Vorgängers bewegen.“

 ?? BILD: SN/ROBERT RATZER ?? Hendrik Lehnert leitet ab 1. Oktober die Salzburger Uni.
BILD: SN/ROBERT RATZER Hendrik Lehnert leitet ab 1. Oktober die Salzburger Uni.

Newspapers in German

Newspapers from Austria