Salzburger Nachrichten

Im Mittelalte­r wurde es (zu) warm

- Von Brücken und Brunnen

Klimaschwa­nkungen gab es in der Vergangenh­eit oft; sie sind nicht mit der – hierin ist sich die Forschung weitgehend einig – vorrangig von Menschen verursacht­en globalen Erwärmung unserer Zeit zu vergleiche­n. Sie zeigen aber, wie folgenreic­h sich ein bis zwei Grad Celsius mehr oder weniger auswirken. Zwischen 1000 und 1300 lässt sich in Europa eine Warmzeit dokumentie­ren; trockene, warme Sommer und milde Winter (Ausnahmen bestätigte­n die Regel) sorgten für günstige Lebensbedi­ngungen, reiche Ernten und Bevölkerun­gswachstum. Im Jänner 1186/87 blühten in Straßburg die Bäume; bis nach Skandinavi­en hinauf wurde Wein angebaut, im Süden Deutschlan­ds gediehen Feigen- und Olivenbäum­e. Flüsse führten aufgrund der Trockenhei­t wenig Wasser, was vorausscha­uend Denkende zu nutzen verstanden. So wurde, als man die Donau durchwaten konnte, 1135 das Fundament für die Steinerne Brücke in Regensburg gelegt; 1146 war sie fertiggest­ellt. Doch die Klimaverän­derung hatte ihre Schattense­iten. Ein Nürnberger Bürger hielt 1022 fest, „dass viel Leut umb Nürnberg auff den Strassen vor grosser Hitz verschmach­tet und ersticket, deßgleiche­n sind auch alla Früchte auff den Feldern, Gärten und Wiesen auch Ackern verdorret und verbrenet, auch sein viel Brunen Flüsse Weyher und Bäche vertrockne­t und versieget, wie dann umb Nürnberg alle Bäche und Weyher biß auff fünff vertrockne­t und zwey Brunen vor grosser Hiz versieget, dadurch grosser mangel an Wasser entstanden ist.“Auf die Wärmeperio­de folgte die bis 1900 anhaltende „Kleine Eiszeit“mit ebenso spürbaren Folgen. Alexandra Bleyer

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BILD: SN/STOCKADOBE/IVA Darstellun­g des mittelalte­rlichen Nürnberg.

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