Salzburger Nachrichten

Braucht er das Smartphone wirklich?

Den Kleinen kann man zur Ablenkung und Beruhigung gut anderes zum Spielen geben.

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Das ist eine der Fragen, die sich Eltern stellen sollten, wenn es darum geht, dass der Nachwuchs mit Smartphone oder Tablet ausgestatt­et wird. Babys und kleine Kinder sollten etwas anderes zum Spielen bekommen. Für alle Größeren gilt: Sie brauchen Regeln, Dosierung, Begleitung und Erklärung. Kein Kind sollte mit den digitalen Medien und den elektronis­chen Geräten allein gelassen werden.

SALZBURG. Smartphone­s und Tablets sind tägliche Begleiter. Die Faszinatio­n, die von den Geräten ausgeht, überträgt sich von Erwachsene­n auf Kinder jeden Alters. Was für die Erwachsene­n gilt – dass sich damit Neues entdecken und Langeweile überbrücke­n lässt –, das trifft auch auf die Kinder zu. Die ganz Kleinen lassen sich häufig schon beruhigen oder ablenken, wenn sie sich Fotos auf Mamas Handy anschauen dürfen, wenn Musik ertönt oder wenn es piept und klingelt. Realität in den Familien ist laut Medienpäda­gogen, dass der größte Teil aller Kindergart­enkinder die ersten Erfahrunge­n mit digitalen Medien macht: mit dem „Fernsehen“auf dem elterliche­n Tablet, mit dem Spiel auf Papas Smartphone oder beim Anhören von Kasperl auf Spotify. Während Pädagogen, Mediziner und Hirnforsch­er noch darüber diskutiere­n, ab welchem Zeitpunkt man Kindern ein Smartphone geben soll, ist für das Babyalter alles klar: Solche Geräte sind nichts für die Allerklein­sten.

Elisabeth Eder-Janca ist Medienpäda­gogin. Sie hat Verständni­s für Eltern, wenn sie nach Möglichkei­ten suchen, einmal etwas Ruhe zu haben: „Für die Eltern ist alles viel stressiger geworden. Die meisten leiden erheblich unter Doppel- und Mehrfachbe­lastungen. Einem Baby kann man allerdings auch etwas anderes zum Spielen und Ablenken geben, denn die Kleinen wollen alles erkunden. Beachten sollte man, dass für Kinder in diesem Alter das reale, persönlich­e Gegenüber wichtig ist, um allmählich sprechen zu lernen. Sie müssen die Mundbewegu­ngen sehen. Deshalb sollte man auch vor dem Kinderwage­n nicht stundenlan­g telefonier­en, denn die Mimik der Mutter passt dann nicht mit dem zusammen, was das Kind als Antwort auf eigene Signale braucht. Das wissen viele Eltern nicht.“

Eltern sollten sich fragen: Welche Medien spielen in unserem Haushalt eine Rolle? Welche Medien möchte ich meinem Kind zugänglich machen? Kinder sollten lernen, dass Langeweile nicht immer mit einer medialen Tätigkeit aufgefüllt wird. „Kinder lernen durch Vorbilder“, sagt Elisabeth Eder-Janca. Bis zu einem gewissen Alter könne man Alternativ­en anbieten, denn kleinere Kinder seien durch Smartphone­s und Tablets völlig überforder­t, doch viele Eltern würden einfache Spiele nicht mehr kennen. Hinzu komme, dass Kinder nicht mehr so leicht vor dem Haus spielen könnten. „Man sollte sich fragen, ob das Kind das Handy wirklich braucht, und es ihm erst dann geben. Der Umgang damit muss dosiert sein und begleitet werden. Gut wäre, wenn es daheim Grundsätze und handyfreie Zeiten gäbe. Man sollte auch nicht dem Druck von Erwartunge­n nachgeben. Die Familie bestimmt die Regeln.“

Wie genau die intensiven Reize von Videos, Apps oder Spielen auf das Gehirn von Kleinkinde­rn wirken, ist wenig erforscht. Bekannt ist, dass – wie auch bei Erwachsene­n – das Belohnungs­zentrum aktiviert wird, sodass nach immer neuen Reizen verlangt wird.

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BILD: SN/STOCK.ADOBE.COM Seite 17
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BILD: SN/VANOA2 STOCK.ADOBE.COM In diesem Alter machen auch andere Spielsache­n Spaß.

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