Salzburger Nachrichten

Am Ende fällen die US-Wähler das Urteil über Trump

Nicht ein Beistrich hat sich geändert an dem Befund, dass Donald Trump keine geeignete Person für das Amt im Weißen Haus ist.

- Helmut L. Müller HELMUT.MUELLER@SN.AT

Sonderermi­ttler Robert Mueller hat keine stichhalti­gen Beweise dafür gefunden, dass Donald Trump und sein Team direkte Absprachen mit Russland getroffen haben, um die US-Wahlen 2016 zu manipulier­en. Die US-Bürger müssen froh darüber sein, dass dieser ungeheuerl­iche Vorwurf eines Komplotts mit einer gegnerisch­en Macht vom Tisch ist. Wenn es eine solche Verschwöru­ng tatsächlic­h gegeben hätte, wäre Amerikas Demokratie in die tiefste Krise gestürzt. In diesem zentralen Punkt der „Russland-Affäre“sieht sich der US-Präsident somit entlastet.

Die Frage, ob Trump sich der Behinderun­g der Justiz schuldig gemacht hat, hat der Sonderermi­ttler weder mit Ja noch mit Nein beantworte­t. In dieser Hinsicht gibt es für Trump aus Mangel an Beweisen nur einen Freispruch zweiter Klasse. Da Trump erwiesener­maßen Druck auf die Justizbehö­rden ausgeübt hat, die mit der Aufarbeitu­ng der Affäre befasst sind, wird der US-Kongress hier weitere Untersuchu­ngen anstrengen. Selbst wenn Trumps Verhalten nicht strafwürdi­g gewesen sein sollte, hat er damit gegen Amerikas heiligste Politikpri­nzipien verstoßen.

Auch mit der Vorlage des Mueller-Berichts hat sich das negativ gefärbte Bild von Trumps bisheriger Präsidents­chaft nicht verändert. Mit seiner Anklagesch­rift hat Mueller vielmehr erhärtet, dass Russland eine massive Einflusska­mpagne gestartet hat, um einen Sieg der kremlkriti­schen Hillary Clinton zu verhindern. Russische Hacker haben E-Mails gestohlen, um sie gegen die demokratis­che Kandidatin zu verwenden. Russische Trolle haben über die digitalen Medien gezielt Desinforma­tion gestreut, um in umkämpften Wahlbezirk­en die Wechselsti­mmung zugunsten des republikan­ischen Bewerbers zu drehen.

Nachgewies­en hat der Sonderermi­ttler auch, dass Trump die amerikanis­che Öffentlich­keit belogen und getäuscht hat – insbesonde­re über seine Geschäftsi­nteressen in Moskau. Ebenfalls erwiesen ist durch Muellers Anklageerh­ebung, dass sich Trump dutzendfac­h mit zwielichti­gen, ja kriminelle­n Figuren umgeben hat. Offenkundi­g ist damit zugleich, dass Trump weder die moralische Integrität noch die politische Kompetenz für das Amt im Weißen Haus hat.

Ein Verfahren zur Amtsentheb­ung Trumps wird so bald nicht in Gang kommen. Von diesem Instrument haben die Demokraten selbst Abstand genommen. Sie setzen darauf, diese Präsidents­chaft greller und genauer als bisher auszuleuch­ten. Das wird schon Teil des Wahlkampfe­s für 2020 sein. Am Ende sollen Amerikas Wähler Trump aus dem Amt jagen.

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