Salzburger Nachrichten

Die Luft wird dünn für Theresa May

Die britische Premiermin­isterin will nur unter Bedingunge­n ein drittes Mal über den Brexit-Deal abstimmen.

- SN, dpa

Es ist eine Schicksals­woche sowohl für den geplanten EU-Ausstieg der Briten als auch für Premiermin­isterin Theresa May: Am Montagaben­d debattiert­en die britischen Abgeordnet­en über das weitere Vorgehen im festgefahr­enen Brexit-Streit. Zwei Mal schon hat Theresa May ihren mit der EU ausgehande­lten BrexitDeal dem britischen Unterhaus vorgelegt; zwei Mal lehnte die Mehrheit der Abgeordnet­en das Austrittsa­bkommen ab. Im Augenblick gebe es noch immer keine ausreichen­de Unterstütz­ung, sagte May.

Daher will die britische Premiermin­isterin vorerst keine erneute Abstimmung im Unterhaus. Das sagte May am Montag im Parlament in London. Zuvor war spekuliert worden, dass das Unterhaus am heutigen Dienstag ein drittes Mal über den Deal abstimmen könnte. May betonte aber, dass sie Gespräche mit den Abgeordnet­en suchen werde. Dann könnte eine Abstimmung noch diese Woche erfolgen. Die von Abgeordnet­en geforderte­n Testabstim­mungen im Parlament über alternativ­e Ausstiegss­zenarien sehe sie „skeptisch“.

Für die Premiermin­isterin wird die Luft immer dünner. Laut Berichten eines britischen Fernsehsen­ders hat May am Sonntag parteiinte­rnen Brexit-Hardlinern ihren Rücktritt in Aussicht gestellt. Die Bedingung: Sie müssen dem Austrittsd­eal mit der EU zustimmen. Britische Medien hatten am Wochenende berichtet, May könnte von ihren Ministern bald zu einem Rücktritt gezwungen werden. Als mögliche Nachfolger wurden Vizepremie­rminister David Lidington und Umweltmini­ster Michael Gove genannt. Beide stritten aber ab, Mays Amt übernehmen zu wollen.

Ursprüngli­ch hätte Großbritan­nien am kommenden Freitag, 29. März, die Europäisch­e Union verlassen. Die EU hat den Briten vorige Woche angeboten, den Brexit bis zum 22. Mai zu verschiebe­n. Die Bedingung ist allerdings, dass das Unterhaus noch in dieser Woche dem Austrittsv­ertrag zustimmt.

Sollten die Abgeordnet­en keinem Deal zustimmen, gilt die Verlängeru­ng nur bis zum 12. April. In diesem Fall muss London vor diesem Termin sagen, wie es weitergehe­n soll. Ansonsten droht den Briten ein „harter Brexit“.

Unterdesse­n bereitet sich die EUKommissi­on auf einen ungeregelt­en Austritt Großbritan­niens aus der EU vor. Ein Sprecher der Brüsseler Behörde erklärte: „Wir sind auf alle Optionen vorbereite­t, auch auf das Schlimmste.“Eine hohe EU-Beamtin sagte ebenfalls, es werde immer wahrschein­licher, dass es zu einem Brexit ohne Austrittsa­bkommen komme. Die Kommission habe daher Vorbereitu­ngen für Notfallmaß­nahmen vorgenomme­n.

Die EU-Behörde veröffentl­ichte am Montag dazu neues Informatio­nsmaterial für Bürger. Darin ist zum Beispiel beschriebe­n, was bei Reisen ins Vereinigte Königreich beachtet werden muss. Für Bürger mit speziellen Fragen zu den Folgen des Brexit steht eine kostenlose Telefonhot­line bereit.

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BILD: SN/AFP Theresa May kämpft weiter für ihren Brexit-Deal.

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