Salzburger Nachrichten

Hundeattac­ke bringt Besitzerin hinter Gitter

Nach dem Tod eines Buben, der von einem Rottweiler gebissen wurde, wurde das Gesetz verschärft. Nun folgen strenge Kontrollen.

- Alf

18 Monate Haft, sechs Monate davon unbedingt, wegen grob fahrlässig­er Tötung. Das ist die nicht rechtskräf­tige Strafe für die Besitzerin (49) jenes Rottweiler­s, der im vergangene­n Jahr einen 17 Monate alten Buben angefallen und getötet hat. Die Beißattack­e ereignete sich Anfang September um 20.15 Uhr. Der Bub war mit seinen Großeltern unterwegs. Sie hatten ihren Enkelsohn in die Mitte genommen und schaukelte­n ihn in die Höhe, was den Hund irritiert haben dürfte. Das 47 Kilogramm schwere Tier riss sich von seiner Besitzerin, die stark alkoholisi­ert (1,4 Promille) war, los, schnappte nach dem Kopf des Buben und biss zu.

Was dann passierte, schilderte eine Zeugin (40), die der Frau und deren Rottweiler in einem Abstand von wenigen Metern gefolgt war. Sie habe den Rottweiler am Halsband gepackt, zu Boden gedrückt und mit dem Unterarm fixiert, schilderte die zierliche Frau dem Gericht. Dann habe sie dem Hund „ins Gesicht gehaut, dass er loslässt. Ich habe fünf bis sechs Mal hingehaut mit der Faust.“Der Besitzerin des rabiaten Kampfhunds habe sie „Ziehen Sie den Hund weg!“zugerufen. Als der 17 Monate alte Bub endlich befreit war, habe sie „überall Blut“wahrgenomm­en. Weil ihr in der Aufregung die Telefonnum­mer der Rettung nicht einfiel, sei sie zum nächsten Haus gelaufen und habe gegen die Fenstersch­eiben geschlagen und die Alarmierun­g der Rettungskr­äfte veranlasst. Dann sei sie zurück zum Tatort gerannt, wo sie sich kurzerhand ihr T-Shirt auszog: „Ich wollte dem Kind den Kopf zusammenbi­nden.“Der Hund – er wurde inzwischen eingeschlä­fert – hatte bereits vor diesem Vorfall einen Menschen in den Hals gebissen.

Die Politik hat auf die tödliche Hundeattac­ke auf den Buben jedenfalls reagiert. In Wien wurde das Tierhalteg­esetz für die etwa 3300 Halter von „Kampfhunde­n“– dazu zählen neben Rottweiler­n unter anderem Bullterrie­r, Pitbullter­rier und Dogo Argentino – verschärft. So gilt eine strikte Leinen- und Maulkorbpf­licht. Für die Besitzer, die mit ihren Tieren spazieren gehen, wurde ein Alkohollim­it von 0,5 Promille festgelegt.

Am Tag des Prozesses starteten verschärft­e Hundekontr­ollen, wie Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) erklärte. Zwei Wochen sollen sie dauern. Neben der Einhaltung der Maulkorbun­d Leinenpfli­cht stehen auch das verpflicht­ende Chippen und der für Listenhund­ehalter obligatori­sche Hundeführs­chein im Fokus der Polizei. Hundeattac­ken sind in Österreich keine Seltenheit. Im Jahr 2017 mussten 3600 Personen nach einem Hundebiss im Spital behandelt werden. 17 Prozent der Verletzten sind null bist 14 Jahre alt, 22 Prozent sind älter als 65 Jahre.

Am Montag wurde außerdem bekannt, dass ein freilaufen­der Hund in Hargelsber­g (Bezirk Linz-Land) einen anderen Hund getötet und dessen 63-jährige Besitzerin in die Hand gebissen hat. Die Besitzerin des angreifend­en Hundes lässt ihr – nicht ordnungsge­mäß angemeldet­es – Tier laut Polizei regelmäßig ohne Aufsicht aus dem Haus. Als es vor Kurzem allein sowie ohne Halsband und Marke in Richtung Ort unterwegs war, ging es auf einen kleinen Hund los, verbiss sich in das Tier und schüttelte es so lange, bis es sich nicht mehr rührte.

 ?? BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER ?? Ihr Hund tötete ein 17 Monate altes Kind.
BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Ihr Hund tötete ein 17 Monate altes Kind.

Newspapers in German

Newspapers from Austria