Die Renaissance der Genossenschaft
Der Sektor will vom Trend zum kooperativen Wirtschaften profitieren.
Beim Wort Genossenschaft denken viele zuerst an Kooperationen im Landwirtschaftssektor und an Raiffeisen, aber die Rechtsform ist viel weiter verbreitet als gemeinhin bekannt. So sind die Volksbanken genossenschaftlich organisiert, ebenso die Händler Sport 2000, Red Zac und Adeg oder die Austria Presse Agentur. Peter Haubner, der seit Jahresbeginn als Vorstandschef die Geschäfte des Österreichischen Genossenschaftsverbands führt, will den Sektor neu positionieren.
Er sei davon überzeugt, „dass das kooperative Wirtschaften in Zeiten der Globalisierung die richtige Antwort ist“, sagte Haubner am Montag. Viele Aufgaben ließen sich gemeinsam besser und auch kostengünstiger erbringen, daher eigne sich die Gesellschaftsform auch für junge aufstrebende Unternehmen. Um Start-ups für die Rechtsform Genossenschaft zu begeistern, wolle man sie „aus dem verstaubten
Genossenschaften wollen Rampe für Start-ups sein
Eck herausholen“, sagte Haubner. Konkret wolle man Start-ups in der ersten Phase kostenlos beraten und als Coach begleiten. Damit verbindet sich die Hoffnung, die Gründer als Mitglieder zu gewinnen, was abhängig von Größe und Umsatz ab 1800 Euro pro Jahr kostet. Auch bei Betriebsübergaben könne die Genossenschaft die Rechtsform der Wahl sein, spricht Haubner die rund 40.000 Unternehmen an, die in den nächsten zehn Jahren zur Übergabe anstehen.
Der Begriff der Genossenschaft sei den Österreichern gut bekannt, sagt Paul Eiselsberg vom IMAS-Institut, es gebe aber ein Wissensdefizit. Er hat für den ÖGV rund 1000 Personen repräsentativ interviewt. Nur eine Minderheit sei gut informiert, Genossenschaften würden aber positive Eigenschaften wie „sicher“oder „wirtschaftlich erfolgreich“zugeschrieben. Im ÖGV sind rund 150 Unternehmen organisiert, zwei Drittel in den Bereichen Handel und Dienstleistungen, ein Drittel im Finanzsektor.