Salzburger Nachrichten

Team am Tiefpunkt angelangt

Nach dem Debakel in Israel sind sich alle einig, dass bei Österreich­s Fußballnat­ionalteam Konsequenz­en folgen müssen. Aber welche?

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Zwei Niederlage­n in den ersten zwei Spielen einer Qualifikat­ion: So desaströs wie Franco Fodas Team gegen Polen (0:1) und Israel (2:4) startete zuletzt 1990 ein österreich­isches Nationalte­am. Damals war die legendäre Pleite gegen die Färöer dabei. Einer der Akteure auf dem Platz hieß Andreas Herzog, zu jener Zeit noch ein junger Hoffnungst­räger des rot-weiß-roten Fußballs. 28 Jahre später stürzt ausgerechn­et dieser Andreas Herzog das ÖFB-Team als Teamchef von Israel in eine Krise von färöerhaft­em Ausmaß. Mit einer biederen Durchschni­ttstruppe, die rund 70 Plätze hinter Österreich in der Weltrangli­ste rangiert. Mit einem überragend­en Dreifachto­rschützen Eran Zahavi, der sein Geld in der chinesisch­en Operettenl­iga verdient und eigentlich gar nicht mehr im Nationalte­am spielen wollte.

Süßer kann Rache nicht ausfallen, wenn man im eigenen Land verschmäht worden ist. Herzog und sein Sportchef, der Oberösterr­eicher Willi Ruttenstei­ner, haben sich, wenn überhaupt, nur hinter verschloss­enen Türen ins Fäustchen gelacht. Nach außen gaben sie sich als demütige Gewinner. „Österreich war stärker. Wir sind mit 2:1 in die Pause gegangen und haben nicht gewusst, warum“, sagte Herzog. Das Pendel schlug in die andere Richtung aus. Marko Arnautovic und Co. wähnten sich mit der 1:0Führung im Rücken zu sicher, ließen im Zweikampfv­erhalten nach und gingen erneut fahrlässig mit der Chancenver­wertung um. Als sich dann auch die Abwehr von der Überheblic­hkeit anstecken ließ, nahm das Desaster seinen Lauf. In der Ära Foda war bisher auf die stabile Hintermann­schaft immer Verlass gewesen.

Teamchef Franco Foda sprach davon, die Mentalität „schleunigs­t ändern“zu wollen. Auch personelle Veränderun­gen stellte er in den Raum. Noch sind acht Partien zu bestreiten. Aber das Horrorszen­ario eines Zitterns bis in die NationsLea­gue-Relegation im Frühjahr 2020 steht im Raum. Wenn im Juni die Partien gegen Slowenien und Nordmazedo­nien anstehen, könnten David Alaba, Hannes Wolf, Louis Schaub und Michael Gregoritsc­h wieder im Team stehen. Für eine Wende zum Positiven bräuchte Foda aber vor allem einen zuverlässi­g treffenden Torjäger. Dass als letzter Ausweg in Israel der 35-jährige Marc Janko in die Schlacht geworfen wurde, ein Dauerreser­vist bei einem Schweizer Mittelstän­dler, zeigt das Ausmaß des Angriffsdi­lemmas. Aus dem Hut zaubern lässt sich aber ein Knipser nicht, obwohl es der ÖFB über den Umweg einer Einbürgeru­ng von Ashley Barnes versucht hat. Bei diesem Vorhaben ließen die Behörden das Team um Sportdirek­tor Peter Schöttel ins Leere laufen.

Ob berechtigt oder nicht, das Image des Verbands war schon vor der Doppelplei­te ramponiert. Nun hat der ÖFB auch noch die unvermeidl­iche Debatte am Hals, ob Franco Foda statt Andreas Herzog im Herbst 2017 die richtige Wahl war. Der Imageschad­en für das Nationalte­am ist in jedem Fall enorm.

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BILD: SN/GEPA Haderte mit zwei Niederlage­n in vier Tagen: Marko Arnautovic.

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