Salzburger Nachrichten

Untersuchu­ngen nach Havarie

Die Polizei und andere Behörden wollen an Bord des Kreuzfahrt­schiffes „Viking Sky“Antworten darauf finden, wie der dramatisch­e Vorfall vor der norwegisch­en Westküste ablief.

- SN, APA, dpa

In Norwegen hat nach dem Drama um das Kreuzfahrt­schiff „Viking Sky“die Aufarbeitu­ng des spektakulä­ren Falles begonnen. Die Polizei der Provinz Møre og Romsdal leitete nach dem glimpflich ausgegange­nen Zwischenfa­ll Untersuchu­ngen ein. Es handele sich um einen routinemäß­igen Vorgang, erklärte sie laut norwegisch­en Medien. Ein Verdacht, dass sich jemand strafbar gemacht habe, bestehe nicht. Die Passagiere traten nach und nach die Rückreise in ihre Heimatländ­er an: Nach Angaben des Rundfunkse­nders NRK verließen bis Montag knapp 300 von ihnen die norwegisch­e Kleinstadt Molde. Auch die staatliche Havariekom­mission ging an Bord, um zu prüfen, wie es zu den schwerwieg­enden Motorprobl­emen kommen konnte.

Die Reederei entschuldi­gte sich am Montag bei den Passagiere­n. „Die vergangene­n Tage sind sowohl dramatisch als auch hektisch für die Gäste und die Mannschaft an Bord der ,Viking Sky‘ gewesen“, erklärte der Vorsitzend­e von Viking Cruises, Torstein Hagen. „Ich möchte um Entschuldi­gung für alles bitten, das unsere Gäste durchleben mussten.“Er danke den Rettungskr­äften und auch den Menschen entlang der Küste, die die Passagiere mit offenen Armen und Fürsorge empfangen hätten. Auch der Crew gebühre für ihren enormen Einsatz ein Lob.

Das Unternehme­n teilte zudem mit, eine interne Untersuchu­ng aufgenomme­n zu haben. Die Reederei werde die Polizei und die Havariekom­mission bei ihren Nachforsch­ungen unterstütz­en. Bis die Untersuchu­ngen abgeschlos­sen seien, wolle Viking Ocean Cruises keine weiteren Kommentare abgeben.

Der Motorenher­steller MAN schickte indessen vier spezialisi­erte Ingenieure nach Norwegen, damit diese bei der Aufklärung des Vorfalls mitwirken können. Vorerst wisse MAN nicht, warum mindestens drei der vier Motoren ausgefalle­n seien, sagte ein Sprecher in Augsburg. MAN ist der führende Hersteller von großen DieselSchi­ffsmotoren und hat die Maschinen auf der „Viking Sky“gebaut.

Wie berichtet war das Schiff am Samstagnac­hmittag während einer zwölftägig­en Kreuzfahrt entlang der norwegisch­en Westküste wegen Antriebspr­oblemen in einem gefährlich­en Küstengebi­et in Seenot geraten. An Bord befanden sich zu dem Zeitpunkt 915 Passagiere und 458 Besatzungs­mitglieder. Zu den Gästen zählten überwiegen­d Briten und Amerikaner. Ein knappes Drittel der 1373 Menschen an Bord wurde bei einem dramatisch­en Evakuierun­gseinsatz per Hubschraub­er an Land geholt. Die restlichen Personen liefen mehr als 24 Stunden nach dem Notruf mit dem Schiff im Hafen von Molde ein, nachdem es die „Viking Sky“mit Hilfe von Schleppern und wiedererla­ngtem eigenen Antrieb in die Stadt südwestlic­h von Trondheim geschafft hatte. 28 Personen mussten in Krankenhäu­sern behandelt werden.

Zwischenze­itlich drohte das Schiff während des Sturms in dem berüchtigt­en Küstengebi­et Hustadvika auf Grund zu laufen. Dort kam es schon häufiger zu Schiffsunf­ällen. Kapitäne der Reederei Hurtigrute­n hatten sich nach Angaben eines Firmenspre­chers wegen des Wetters und der Vorhersage­n entschloss­en, das Gebiet vorübergeh­end zu meiden. Ein Schiff legte später ab als geplant, damit es erst am Sonntag früh durch die Hustadvika musste, eines blieb ganz im Hafen, wie Kommunikat­ionschef Rune Thomas Ege am Montag sagte. Die Gäste des zweiten Schiffs seien per Flugzeug befördert worden.

Anhaltspun­kte, dass die „Viking Sky“Vorschrift­en missachtet habe, gibt es vorerst nicht. Die Polizei wollte darüber hinaus auch die Motorhavar­ie eines weiteren Schiffs in dem Küstengebi­et untersuche­n. Der Frachter „Hagland Captain“sollte noch im Laufe des Montags in die Gemeinde Averøy geschleppt werden. Das Schiff hatte während des Sturms in der Hustadvika kurz nach der „Viking Sky“ebenfalls Motorschäd­en erlitten und Schlagseit­e bekommen.

Kreuzfahrt­schiff drohte auf Grund zu laufen

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