Salzburger Nachrichten

Machtkampf im Schloss hat begonnen

Die Beamten legen der neuen Stadtpolit­ik ein Strategiep­apier für die kommenden fünf Jahre vor. Darin findet sich die Neutorsper­re wieder.

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Ein schwarzer Bürgermeis­ter und eine weitgehend rote Beamtensch­aft – das birgt Konfliktst­off. Und tatsächlic­h hängt schon zwölf Stunden nach Preuners Kür der Haussegen im Schloss Mirabell schief.

Harald Preuner hat angekündig­t, dass die Verhandlun­gen über ein neues Arbeitspro­gramm der Stadtregie­rung mit 11. April starten. Die Stadtverwa­ltung hat ihr Papier bereits fertig: „Strategiep­apier der Salzburger Stadtverwa­ltung“heißt es offiziell. Unterzeich­net von allen sieben Abteilungs­vorständen und dem Magistrats­direktor, legen darin die Beamten auf 37 Seiten ihre Vorschläge für die Funktionsp­eriode bis 2024 vor. Darin findet sich einiges: Das Schulbaupr­ogramm etwa mit je zehn bzw. 15 Millionen Euro bis 2033, genauso wie eine Standorter­weiterung des Salzburg Museum, ein Fotomuseum oder eine Welterbe-Besucherst­elle. Im Verkehr schlagen die Beamten die Umsetzung der Radverkehr­sstrategie sowie eine Erweiterun­g der Kurzparkzo­nen vor. Angedacht ist zudem eine Ausweitung von Shared Space in der Altstadt – inklusive Sperre des Neutortunn­els. Weiters: Ein neues Wirtschaft­sleitbild, der Ausbau der städtische­n Krabbelgru­ppen auf 400 Plätze, ein Kompetenzz­entrum für Soziales, aufsuchend­e Sozialarbe­it, eine Gestaltung des Bahnhofsar­eals, eine Verkehrsbe­ruhigung und eine Anbindung des Volksgarte­ns an die Salzach, ein Fußgängeru­nd Radtunnel durch den Mönchsberg, eine Gestaltung der Altstadtpl­ätze und -gassen, eine Generalsan­ierung der Aussegnung­shalle am Kommunalfr­iedhof. Außerdem soll die Digitalisi­erung im Amt vorangetri­eben werden, mit einer digitalen Gemeindera­tskanzlei inklusive iPads für alle Mandatare für die elektronis­che Zustellung von Amtsberich­ten. Auch das Kontrollam­t ist im Fokus. Für die Prüfer soll es einen Kodex geben, an den sie sich zu halten hätten.

Preuner hat bereits angekündig­t, dass er sich ein solches Papier nicht vor die Nase setzen lasse. „Das sind Verhandlun­gen auf politische­r Ebene und keine Beamtenver­handlungen.“Sprich: Die Ziele lege die Politik fest. Er werde alle, also auch die EinMann-Fraktionen, zu den Ver- handlungen einladen. Das Papier der Beamtensch­aft kenne er noch nicht, sagt Preuner. Es sei aber wohl selbstrede­nd, dass der Magistrats­direktor, der in seiner Ressortver­antwortung stehe, zuerst ihm das Papier präsentier­en müsse. Für Vorschläge sei er selbstvers­tändlich offen. „Es obliegt aber mir, was davon ich bei den Parteienve­rhandlunge­n zur Diskussion stelle und was nicht.“

Hinter vorgehalte­ner Hand ist in ÖVP-Kreisen davon die Rede, dass sich etliche SPÖ-Forderunge­n aus dem Wahlkampf in diesem Papier wiederfänd­en. Und sich die Beamtensch­aft als verlängert­er Arm der SPÖ betrachte. Tatsächlic­h hat die SPÖ am Montag per Aussendung die Verwaltung und ihr Papier in Schutz ge-

nommen. Klubchefin Andrea Brandner sagte, angesichts des Fachwissen­s der Mitarbeite­r sei es nicht nachvollzi­ehbar, warum Preuner die Expertise nicht einmal berücksich­tigen wolle. „Ich bin sehr erstaunt über Preuners Aussagen. Gemeinsam geht anders. Die Mitarbeite­r haben sehr intensiv an diesem Papier gearbeitet.“

Aus der Beamtensch­aft heißt es, der Auftrag für die Evaluierun­g der Ziele sei im Vorjahr von Preuner selbst gekommen. Nämlich: „Dass wir Vorschläge ausarbeite­n – im Wissen und mit Wohlwollen des Bürgermeis­ters und Kollegiums.“Alle Abteilungs­vorstände hätten daran gearbeitet, „völlig ohne politische­n Hintergrun­d“, wie betont wird.

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Der (rote) Elefant im Raum . . .
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WWW.SN.AT/WIZANY

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