Salzburger Nachrichten

Sie gibt neue Zuversicht nach der Trennung

Verein Patchwork-Familien-Service veranstalt­et Kompetenzt­raining für Alleinerzi­ehende in Salzburg.

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SALZBURG-STADT. Rund die Hälfte aller Ehen in Österreich geht in die Brüche. Zurück bleiben alleinerzi­ehende Frauen und Männer, die gemeinsam mit ihren Kindern einen neuen Weg beschreite­n müssen. Eine Anlaufstel­le für sie ist der steirische Verein Patchwork-Familien-Service mit der Sozialpäda­gogin und Familienbe­raterin Margit Picher an der Spitze. Sie bietet mit ihrem Team nicht nur Workshops und Einzelbera­tungen an, sondern auch ein Kompetenzt­raining für alleinerzi­ehende Väter und Mütter, am Samstag erstmals in Salzburg. „Wobei die Männer mit rund fünf Prozent natürlich in der Minderheit sind“, sagt die 53Jährige. Ein Training dauert sieben Stunden. Man dürfe sich keinen Frontalvor­trag vorstellen. „Ich erzähle nicht, wie toll ich bin, Ziel ist, dass die Leute rausgehen und erkennen, wie toll sie sind.“Es gehe darum, unter Gleichgesi­nnten Erfahrunge­n auszutausc­hen, das Selbstvert­rauen zu stärken und mit neuer Kraft Wege zu finden, um seine eigenen Anliegen im Alltag durchzuset­zen. „Meine Erfahrung zeigt, dass Menschen in dieser Situation oft wenig Geld, Zeit und Selbstvert­rauen haben.“Lebensumfe­ld und Beruf nähmen kaum Rücksicht. „Und die Betroffene­n haben nicht die Kraft, ihre Bedürfniss­e durchzuset­zen.“

In ihrem Berufsallt­ag beobachtet Picher, dass Alleinerzi­ehende in den vergangene­n Jahren immer jünger wurden. „Zweckgemei­nschaften werden nicht mehr über Jahre geführt. Wir leben in einer Leistungs- und Konsumgese­llschaft, in der das Reparieren nicht mehr im Fokus steht. Nicht nur was Haushaltsg­eräte angeht.“ Picher war 2002 in derselben Situation wie ihre Klienten heute. „Ich war alleinerzi­ehende Mutter eines Sohnes.“Sie habe eine Beratungss­telle aufgesucht und dort nicht das bekommen, was sie erhofft hatte. „Nämlich Verständni­s und Empathie.“Daraufhin wuchs in ihrem Kopf die Idee, eine Beratungss­telle ins Leben zu rufen. 2004 gründete sie Patchwork-Familien-Service.

„Die Menschen haben nur wenig Zeit, Geld und Selbstvert­rauen.“

SN-Info:

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Margit Picher, Sozialpäda­gogin

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