Als die Austria zum ersten Mal im Semifinale stand
Das Frühjahr 1974 war bei Austria Salzburg durch eine Reihe von Ereignissen geprägt, die in die Historie des Fußballclubs Einzug gehalten haben, dabei überwogen die wirtschaftlichen Probleme die sportlichen. In dieser Saison hatte die Austria eine der teuersten Mannschaften der Nationalliga (mit u. a. Kaipel, Grosser, Libuda, Hala und Hirnschrodt auf der Gehaltsliste) und vermochte den auf über zehn Millionen Schilling angewachsenen Schuldenberg nur durch kräftige Hilfe der öffentlichen Hand inklusive Übernahme des Stadions und Befreiung von der Vergnügungssteuer durch die Stadt und Nachgeben des Finanzamts abzubauen.
Die vielen negativen Schlagzeilen versuchte man auf dem Spielfeld zu kompensieren. Zwar lief es auch in den Punktspielen nicht optimal, dafür wuchsen die Schützlinge von Günter Praschak im Cup über sich hinaus. Der Bewerb wurde damals ab dem Viertelfinale in Hin- und Rückspiel durchgeführt, ein der Pokal-Philosophie nicht gerecht werdendes Format. Die Heimschwäche zeigte sich gleich im ersten Match in der Runde der letzten acht, als Donawitz vor genau 45 Jahren in Lehen ein 0:0 ertrotzte. Mit gemischten Gefühlen fuhr man zum Rückspiel in die Obersteiermark. Dank Peter Grosser, der immer wieder durch die beinhart agierenden Reihen der Hausherren „spazierte“, kamen die Lehener zu Chancen. Und nutzten sie im Gegensatz zum Heimspiel: Arzböck erzielte die Führung, nach dem Ausgleich durch Binder fiel die Entscheidung in den letzten zehn Minuten, als zunächst Weiß die erneute Führung gelang und schließlich Grosser trotz einer Verletzung der Achillessehne das erlösende 3:1 schoss.
Im x-ten Anlauf hatte Austria Salzburg damit zum ersten Mal das Semifinale des österreichischen Cups erreicht – und schon wurden Träume laut von der künftigen Teilnahme am Europacup der Cupsieger. Der sportliche Erfolg ließ die finanzielle Misere für kurze Zeit in den Hintergrund rücken, die Spieler freuten sich, als sie auf ihren Konten plötzlich auch seit Monaten fällige Gagen vorfanden. Die Auszahlung war auch deshalb möglich, weil es kurz nach dem Cuperfolg gegen Donawitz zur Eröffnung der neuen Flutlichtanlage mit dem Gastspiel der österreichischen Nationalmannschaft (1:1) kam und über 8000 Zuschauer einen Reingewinn von einer halben Million Schilling in die leere Clubkassa spülten. Und der Cup brachte später im Semifinale gegen Innsbruck und im Endspiel gegen Austria Wien nochmals kräftige Einnahmen, zum ersten Cupgewinn reichte es nicht.