Bildung wirkt wie eine Impfung gegen Arbeitslosigkeit
Eine gute Ausbildung ist kein Garant auf einen Job. Aber sie ist noch immer der beste Schutz gegen das Risiko, arbeitslos zu werden.
Es kommt nicht allzu oft vor, dass man sich über ein dickes Minus vorbehaltlos freuen kann. Die Arbeitslosenstatistik ist so ein Fall. Im März war die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung in Österreich um 7,4 Prozent niedriger als vor einem Jahr. Selbst wenn man jene wegzählt, die sich in Schulungen des Arbeitsmarktservice befinden, beträgt der Rückgang immer noch 5,4 Prozent. Ein Grund zur Freude für alle, die wieder einen Job und damit in die Erwerbstätigkeit zurückgefunden haben. Auch europaweit geht die Arbeitslosigkeit zurück. In der Eurozone ist sie auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren.
Ist die Krise auf dem Arbeitsmarkt also überwunden? Leider nein. Was wir beobachten, sind die positiven Effekte des bis zuletzt auf hohen Touren laufenden Konjunkturmotors. Der stottert zwar noch nicht, aber die Drehzahl wird schon heuer und auch nächstes Jahr wieder deutlich geringer sein. Das wird unweigerlich dazu führen, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt zumindest nicht mehr verbessern wird.
In die berechtigte Freude über zwischenzeitliche Erfolge auf dem Arbeitsmarkt, die sich Politiker gern, aber meist zu Unrecht auf ihre Fahnen heften, mischt sich die Sorge über langfristige Trends auf dem Arbeitsmarkt. Die ändern sich zwar nur langsam, erfordern aber schon jetzt politisches Handeln.
Allen voran geht es dabei um die Bildungspolitik. Man kann nicht länger hinnehmen, dass jeder fünfte Schulabgänger nicht sinnerfassend lesen kann und nur bescheidene Schreib- und Rechenkenntnisse aufweist. Sie haben ein ungleich höheres Risiko, arbeitslos zu werden. Die Arbeitslosenquote für Personen mit nur Pflichtschulabschluss beträgt mehr als 20 Prozent, ihr Anteil an allen Arbeitslosen 44 Prozent. Das Problem wird in der Hochkonjunktur überdeckt, weil Betriebe bei voll ausgelasteten Kapazitäten jede und jeden brauchen, um Aufträge erledigen zu können. Im Hinblick darauf, dass sich die Wirtschaft digitalisiert, muss es aber oberste Aufgabe der Politik sein, die Bildungschancen der Menschen zu erhöhen. Die müssen freilich auch bereit sein, Angebote anzunehmen. Fördern und fordern ist das beste Rezept.
Betriebe müssen das ergänzen, was die öffentliche Hand an Aus- und Weiterbildung anbietet. Viele tun es schon, aber es können gar nicht genug sein. Österreich hat mit der dualen Ausbildung ein Modell, das es zu erhalten und an die sich ändernde Arbeitswelt anzupassen gilt. Die Kooperation von Wirtschaft und Politik erhöht die Chance, dass man sich auch künftig über Erfolge auf dem Arbeitsmarkt freuen kann.