Veilchen riechen gut und stoppen Krebs
Klein, lila und lieblich duftend. Doch das Veilchen ist mehr: ein Schwergewicht als Heilpflanze.
Mit Veilchenduft kann das Prostatakrebswachstum angehalten werden. Diese verblüffende Wirkung haben Forscher der Uni Bochum entdeckt.
BOCHUM. Im gesamten menschlichen Körper befinden sich Rezeptoren, die sich auch in der Nase befinden, damit wir riechen können. Speziell Forscher der Universität in Bochum versuchen seit Jahren herauszufinden, was es mit diesen Riechrezeptoren auf sich hat.
Vor einigen Jahren entdeckte das Team des Zellphysiologen Hanns Hatt von der Universität Bochum, dass Spermien auf Maiglöckchenduft reagieren. Jetzt stellten sie in einer Studie fest, dass Tumorzellen in der Prostata auf den Duft von Veilchen reagieren und ihr Wachstum einstellen. „Das heißt, dass man mit Veilchenduft das Prostatakrebswachstum anhalten kann“, sagt der Forscher Hatt gegenüber der „Pharmazeutischen Zeitung Deutschland“.
Veilchen werden seit Jahrhunderten vor allem in der Parfumherstellung und der Kosmetik verwendet. Die kandierten Blüten werden unter anderem für das französische Dessert Birne Helene verwendet. Jetzt entdeckten die Bochumer Forscher, dass das Veilchen noch viel mehr kann: Krebs bekämpfen.
Der Effekt, den die Forscher im Experiment mit Tumorzellen aus der menschlichen Prostata im Labor feststellten, ist verblüffend: Diese Krebszellen stellen den Rezeptor für den typischen Veilchenduft in überraschend großer Menge her. Ein Rezeptor ist ein Molekül, genauer: Protein, welches auf einer Zelle sitzt und für die Kommunikation mit anderen Zellen zuständig ist. Dockt nun so ein Duftmolekül des Veilchens an diesem Rezeptor der Krebszelle an, wird der Zelle ein Signal übermittelt, die Teilung einzustellen. Tatsächlich nahm das Zellwachstum signifikant ab und sank gegen null.
Künftige Untersuchungen an Mäusen sollen jetzt zeigen, ob das, was in Zellkulturen entdeckt wurde, auch in einem Organismus funktionieren könnte. „Dann wird man die Erkenntnis irgendwann vielleicht therapeutisch gegen Prostatakrebs einsetzen können“, hofft Hanns Hatt. Denn bisher waren die erfolgreichen Versuche nur im Labor an einzelnen Zellen gelungen.
In der Prostata des Mannes kommt dieser typische Blütenduft des Veilchens natürlich nicht vor. Aber dafür ein sehr ähnlich aufgebautes Molekül als Stoffwechselprodukt des männlichen Sexualhormons Testosteron.
Hatts Arbeitsgruppe für „Geruchsforschung“wies außerdem vor ein paar Jahren nach, dass es einen Rezeptor auf Spermien gibt, der auf Maiglöckchenduft reagiert. Denn Letzterer ähnelt in seiner Struktur dem Molekül, das die Eizelle aussendet, um Spermien anzulocken. Als Reaktion auf den Maiglöckchenduft schwimmen sie sogar schneller auf ihr Ziel zu als bei einer natürlichen Reizung. Es sei denkbar, das zum Beispiel im Rahmen der künstlichen Befruchtung auszunutzen, sagt Hatt.
Es würde auch umgekehrt als Verhütungsmittel funktionieren: Die Forscher an der Bochumer Universität entwickelten einen speziellen Duft, der am Rezeptor des Spermiums andockt, allerdings keine biochemische Reaktion auslöst. In diesem Fall wären die Spermien quasi geruchslos und würden ihr Ziel – die Befruchtung – verfehlen.
Ätherische Öle kommen in vielen Pflanzen vor, die seit Jahrhunderten als Heilmittel verwendet werden. Salbei und Kamille bei Erkältungen, bitteres Tausendguldenkraut bei Übelkeit oder Eukalyptus zum Einreiben.
Diese intensiven Öle benutzen die Pflanzen, um sich vor Bakterien, Viren und Pilzen zu schützen. Dieses Wissen machten sich die Forscher zunutze. Und sie entdeckten in den vergangenen Jahren, dass Bestandteile dieser ätherischen Öle, sogenannte Terpene, Krebszellen effektiv am Wachsen hindern können. Unter anderem fand man auch eine entsprechende Wechselwirkung bei Olive und Ingwer.
Pflanzen schützen sich mit Aroma