Warum das Pensionsalter rasch steigen sollte
Fast ein Vierteljahrhundert in Pension: Die Agenda Austria drängt auf rasche Schritte.
Dass die Regierung nur kleine Änderungen im Pensionssystem vornehmen will, lässt immer mehr besorgte Stimmen erschallen. Tenor: Wer die Pensionen langfristig sichern will, darf keine Zeit verlieren. Nun ist es die Agenda Austria, die auf die Dringlichkeit hinweist.
Das faktische Pensionsalter sei zuletzt zwar leicht gestiegen, liege aber mit gerade einmal 60,4 Jahren bloß auf dem Niveau der späteren 1970er-Jahre. Die Pensionsbezugsdauer habe sich seither aber um gut sieben Jahre verlängert, womit die Österreicher unterdessen fast ein Vierteljahrhundert in Pension verbrächten. Das, so Agenda-Austria-Forscher Wolfgang Nagl, könne sich so oder so nicht ausgehen. Dabei seien die stärksten der Babyboom-Jahrgänge – in Österreich war 1963 das Spitzenjahr – noch gar nicht in Pension und nach ihnen werde das Reservoir an Erwerbstätigen und mithin Beitragszahlern selbst mit Migration schrumpfen.
In diesem Zusammenhang stellt Nagl noch einen Vergleich an: In den 1970ern seien auf einen Pensionisten zwei effektiv Erwerbstätige gekommen, derzeit seien es 1,7 und in zehn Jahren würden auf einen Pensionisten nur noch 1,4 Beitragszahler kommen.
Die liberale Denkwerkstatt sieht den einzigen sinnvollen Ausweg darin, die Erwerbsdauer zu verlängern. Konkret schlägt sie vor, das gesetzliche Pensionsalter ab sofort jedes Jahr um zwei Monate hinaufzusetzen, bis ein Alter von 67 Jahren gilt (derzeit 65 für Männer und 60 für Frauen). Danach sollte es eine automatische Koppelung an die Lebenserwartung geben. Die gibt es in einigen EU-Ländern, allen voran in Schweden. Die EU-Kommission mahnte Österreich erst kürzlich zum wiederholten Mal, das Pensionssystem abzusichern, und regte erneut an, die steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen.
An die 20 Milliarden Euro fließen in Österreich in die Finanzierung aller Pensionen. Das ist etwa ein Viertel des Bundesbudgets.
Wir leben länger, aber arbeiten nicht länger