Salzburger Nachrichten

Thiem stellt sein Team neu auf

Der Tennisstar fiebert der Sandplatzs­aison entgegen – vorerst ohne Trainer Bresnik.

- CHRISTIAN MORTSCH

Montag, elf Uhr, Tennisleis­tungszentr­um Südstadt: Österreich­s Tennisstar Dominic Thiem gewöhnt sich auf dem Sandplatz im Freien an den für heuer neuen Untergrund. Mit seinem Trainingsp­artner Dennis Novak und unter der Anweisung von Trainervat­er Wolfgang. Wenige Meter entfernt, in der Halle, arbeitet Günter Bresnik mit Ernests Gulbis. Ein ungewöhnli­ches Bild für den interessie­rten Beobachter.

Nicht etwa, dass der ehemalige Top-10-Spieler aus Lettland zu Gast ist, denn das ist er seit Jahren. Vielmehr überrascht, dass Bresnik in der wichtigen Phase nicht (auch) an der Seite von Thiem ist. „Ernests ist ein paar Tage hier. Also haben wir ausgemacht, dass er diese Zeit mit ihm trainiert“, sagt Thiem unaufgereg­t beim anschließe­nden Pressegesp­räch im Rahmen der Generali Open Kitzbühel. Ganz unkommenti­ert konnte der 25-Jährige aber die Gerüchte, wonach es Auffassung­sunterschi­ede im Team Thiem gibt, nicht lassen: „16 Jahre Spieler-Trainer-Beziehung sind eine sehr lange Zeit. Wir haben uns öfter gesehen als ich meine Eltern oder Günter seine Kinder. Da gibt es, wie in einer Ehe, Höhen und Tiefen. Deshalb ist es besser, wenn er nicht mehr überall dabei ist.“Nachsatz: „Bis jetzt haben wir alles gemeistert.“

Bresnik selbst meint zur aktuellen Situation, dass er Thiems Worte nur unterstrei­chen könne. „Dominic ist ein kompletter Spieler. Er ist jetzt 25, vollkommen selbststän­dig und mit allem gesegnet, was ein erfolgreic­her Sportler braucht. Da kann ich nur sagen: Pferdchen lauf.“Zudem wisse Thiem, dass er jederzeit zu ihm kommen könne, wenn er Fragen oder Probleme habe. Wolfgang Thiem wiederum bezeichnet die „Ehekrise im Team Thiem“nur als „blödes Gerede“.

Fix ist jedenfalls, dass Thiem in der Vorbereitu­ng daheim sowie in knapp zwei Wochen in Monte Carlo ohne Langzeit-Trainer Bresnik in die Sandplatzs­aison startet. Nicolás Massú wird beim hochdotier­ten Klassiker an der Côte d’Azur als Coach fungieren. „Wir setzen unsere Zusammenar­beit zumindest bis Jahresende fort. Wir haben uns von Beginn an sehr gut verstanden und in Indian Wells hat es offensicht­lich schon ganz gut funktionie­rt“, sagt Thiem lachend mit Vermerk auf den sensatione­llen Turniersie­g nach dem bis dahin wegen gesundheit­licher Probleme völlig verkorkste­n Saisonstar­t. „Von ganz unten in Rio (Auftakt-Aus) nach ganz oben, das war fast unbeschrei­blich. Dieses Gefühl werde ich in die Sandplatzs­aison mitnehmen.“

Was kann Massú vermitteln, was Bresnik nicht kann? „Er ist brutal emotional, bringt in der Box viel Euphorie rein. Günter ist 57, schon so lange auf der Tour, das kann man von ihm nicht erwarten“, sagt Thiem. Daher sei er froh, dass sein Betreuerte­am mit dem Chilenen erweitert wird. Ob und wann Bresnik im Laufe der wichtigen Sandplatzs­aison wieder mit von der Partie ist, kann er noch nicht sagen: „Mal sehen, was die Zeit bringt.“

Die Sandplatz-Tour bringt jedenfalls einen Höhepunkt nach dem anderen. „Der Traum vom ersten Grand-Slam-Titel ist vor allem in Paris riesengroß. Auf Sand zu spielen ist wie heimkommen. Das habe ich gleich beim ersten Training wieder gefühlt.“Heimkommen wird er auch Ende Juli in Kitzbühel, das er endlich mit der Goldenen Gams verlassen will. „Dass es noch nie mit dem Turniersie­g geklappt hat, spornt mich noch mehr an“, sagt Thiem. Das Heimturnie­r wird heuer erstmals von Servus TV übertragen.

Turnierdir­ektor Alexander Antonitsch konnte den Topstar auch bereits für 2020 verpflicht­en, womit Thiem Olympia in Tokio auslässt. „Es war keine schwere Entscheidu­ng und eine Richtung 2024, Olympia in Paris ist fix eingeplant“, sagt er.

„Dominic hat alles, was ein erfolgreic­her Sportler braucht. Pferdchen lauf.“Günter Bresnik, Langzeit-Trainer

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BILD: SN/AP Dominic Thiem spielt heuer und auch 2020 in Kitzbühel.

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