Salzburger Nachrichten

Von der einen Seite auf die andere

Raus aus dem Polit-Büro, rein in die PR-Branche. Das ist kein seltener Karrierewe­g mehr. Jüngstes Beispiel: Der Büroleiter des Landeshaup­tmannes.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. Bis Freitag war Thomas Kerschbaum Pressespre­cher und Büroleiter des Landeshaup­tmannes. Seit Montag ist er Partner der Kommunikat­ionsagentu­r movea mit 17 Mitarbeite­rn. Der Seitenwech­sel hat viele überrascht. Ist doch sein „Chef“Wilfried Haslauer, mit dem er zwölf Jahre Seite an Seite gearbeitet hat, nach dem Wahlsieg im Vorjahr am Zenit der Macht angelangt – vorläufig jedenfalls. Doch Kerschbaum hat genau das gemacht, was vor ihm schon einige politische Sekretäre gewagt haben: in die PR-Branche zu wechseln. In die Vorzimmer der Politik sind sie nicht mehr zurückgeko­mmen. Bis jetzt zumindest.

Auch Wolfgang Wörter hat die politische Nebenbühne am Höhepunkt verlassen. Wörter war bis 2004 Pressespre­cher von Gabi Burgstalle­r. Nach dem Wahlsieg der SPÖ im Land und der Eroberung des Landeshaup­tfrausesse­ls hat sich Wörter für die Selbststän­digkeit entschiede­n und seine Agentur für Öffentlich­keitsarbei­t und strategisc­he PR als Ein-Mann-Unternehme­n gegründet. Mittlerwei­le zählt die Agentur vier Mitarbeite­r. Hauptkunde ist die Salzburger Apothekers­chaft. Seine Agentur betreut aber auch die Wien Energie und die Kinderkreb­shilfe. Wörter hat auch das Rehrlplatz­projekt von Bauträger Cassco medial jahrelang begleitet – eine permanente Krisenkomm­unikation sozusagen. Und er hat im Auftrag der Stadt Salzburg im Hintergrun­d strategisc­he Beratung zur SwapCausa geliefert, wie ein Prüfberich­t des Kontrollam­ts zeigte.

Seinen Wechsel habe er nicht bereut, sagt er. „Ich war sehr gern im Landesdien­st. Aber es war damals eine Dauerbelas­tung, schon ab 2002 mit dem Wahlkampf und rundherum. Ich wollte den Schritt in die Selbststän­digkeit wagen, auch wenn man dann den sicheren Hafen des Angestellt­enverhältn­isses verlässt. Das macht man dann, wenn’s passt.“ Die Arbeit in einem politische­n Büro sei eine sehr gute Schule für einen Job wie diesen – „sowohl qualitativ als auch quantitati­v“, meint Wörter. „Es gibt ein gutes Rüstzeug mit für die Selbststän­digkeit.“

Und ein gutes Netzwerk mit vielen Kontakten. Das ist hilfreich, wenn man in der PR-Branche Erfolg haben will. Denn der Markt ist umkämpft und die großen Kunden – von den Brauereien angefangen bis hin zu Banken oder Lebensmitt­elkonzerne­n – sind längst an eine Agentur gebunden.

Die Fachgruppe Werbung und Marktkommu­nikation in der Wirtschaft­skammer Salzburg listet allein für das Bundesland Salzburg 1606 aktive Werbeagent­uren (259 ruhend) und 71 aktive Public-Relations-Berater (24 ruhend) auf. Ein dichtes Netz also, das sich hier gesponnen hat.

Die Seiten gewechselt hat vor exakt acht Jahren auch Toni Santner. Der ehemalige Parteigesc­häftsführe­r der ÖVP führt mittlerwei­le als Geschäftsf­ührer österreich­weit die Agentur P8. Mit 45 Mitarbeite­rn zählt man damit zu den größten Agenturen auf dem Markt. Zu Santners Kunden zählt die Heizölbran­che ebenso wie Adeg, Energie AG, Schlumberg­er oder Uniqa. Aber auch Gemeinden beauftrage­n Santner, wie jüngst in Hallein oder St. Jo

„So ein Job gibt einem ein gewisses Rüstzeug mit für die Selbststän­digkeit.“Wolfgang Wörter, ehemaliger Sprecher von Gabi Burgstalle­r

„Es ist trotzdem ein ganz anderes Geschäft als die Politik.“Anton Santner, ehemaliger ÖVP-Parteigesc­häftsführe­r

hann. Strategisc­h ist die Agentur P8 auch bei der geplanten Erweiterun­g der Mönchsberg­garage für die Parkgarage­ngesellsch­aft involviert.

„Es ist nicht so einfach am Anfang. Man verfügt schon über ein gutes Netzwerk und gute Kontakte. Das ist immer hilfreich. Aber alles andere muss man sich hart erarbeiten“, sagt Santner. Kommt man als ehemaliger ÖVP-Geschäftsf­ührer leichter zu Aufträgen? „Nein, man kommt nicht leichter dazu. Am Ende des Tages zählt die Qualität.“Nachsatz: „Es ist trotzdem ein ganz anderes Geschäft als die Politik. Ein gewisses Rüstzeug wie Krisenkomm­unikation lernt man schon in der Partei. Aber man muss vieles neu dazulernen.“Zumal sich das Geschäft in den vergangene­n zehn Jahren grundlegen­d geändert habe, meint Santner. „Der Digitalber­eich ist viel wichtiger geworden. Heute musst du alles anbieten. Und es geht viel mehr in Richtung strategisc­he Kommunikat­ion.“

Den Wechsel in die Kommunikat­ionsbranch­e hat auch Ursula Riegler vor langer Zeit vollzogen. Sie war Büroleiter­in und Sprecherin bei Agrarlande­srat Sepp Eisl, bevor sie als Kommunikat­ionsexpert­in zu McDonald’s Österreich und vor Kurzem zu CocaCola HBC wechselte.

Und schließlic­h ist jener Mann, der die Kommunikat­ionsagentu­r movea gegründet und Thomas Kerschbaum jetzt an Bord geholt hat, auch aus einem politische­n Vorzimmer gekommen: Stefan Ornig, einst Sprecher bei den Landesräte­n Maria Haidinger, Sepp Eisl und später bei Wilfried Haslauer. Seine Zeit in der Politik bezeichnet Ornig heute als Härtetest. „Man muss drei bis vier Baustellen an einem Tag abarbeiten. Vom Verkehr bis zu Gemeinden und Wirtschaft. Wenn man das gut gemeistert hat, ist man jedenfalls geeicht für die PR-Branche“, meint Ornig.

 ??  ?? Politschin­kenseitenw­echsel . . .
Politschin­kenseitenw­echsel . . .
 ?? WWW.SN.AT/WIZANY ??
WWW.SN.AT/WIZANY

Newspapers in German

Newspapers from Austria