Auch beim Pilgern darf das Handy nicht fehlen
Die Erzdiözese hat ein neues Angebot: #Offline gehen, ganz ohne digitale Geräte. Das erste Pilgern findet nicht statt. Ein skurriler Grund: das Handy.
Die Begründung bringt Hermann Signitzer, Referent für Tourismus- und Freizeitpastoral in der Erzdiözese Salzburg, zum Schmunzeln. Erstaunen liegt in seiner Stimme: „Ich hätte wirklich nicht damit gerechnet.“Der 41-Jährige hatte zusammen mit Theologin Magdalena Holztrattner ein ganz spezielles Pilgerangebot für Salzburg geplant: #Offline gehen. „Man sollte dabei gänzlich auf digitale Geräte verzichten“, erklärt der Mattseer. Einige Interessierte hätten sich gemeldet, eine Handvoll wollte sich für das viertägige Pilgern anmelden. Für einige gab es aber auch ein skurriles Ausschlusskriterium: „Sie wollten auf ihr Handy nicht verzichten. Eine Dame hat es damit begründet, für ihr Enkerl erreichbar sein zu können. Eine andere so, dass sie ihr Handy zum Fotografieren benötige.“Signitzer nimmt humorvoll: „Offenbar denkt man heutzutage beim Fotografieren eher an das Smartphone als an die Spiegelreflexkamera.“
Die erste geplante #OfflineRunde, die in dieser Woche von Mattsee nach St. Radegund führen sollte, findet nicht statt. „Wir hatten zu wenig Anmeldungen, was mich ehrlich gesagt sehr erstaunt hat.“Signitzer bleibt von der Idee, die bereits in Oberösterreich gut angenommen wurde, überzeugt. Das Bedürfnis nach Entschleunigung im hektischen Alltag zähle schließlich zu einem wesentlichen Motiv für viele Pilger. So solle ein neuer Termin für Salzburg gefunden werden.
Das Interesse am spirituellen Unterwegssein, Wandern und Pilgern ist ungebrochen. 2018 kamen in Santiago de Compostela 330.000 Jakobsweg-Pilger an. Die Pilgersaison in der Erzdiözese Salzburg startet mit den vorösterlichen Pilgerwanderungen. Acht Routen gibt es von 15. bis 17. April auf mehr als 145 Kilometern zu entdecken, darunter der Salzburger Teil des Jakobswegs. Die Motive fürs Pilgern seien vielfältig, sagt Signitzer. Sie reichen von der Suche nach einem neuen Zugang zu Gott bis zur einfachen Freude am Unterwegssein und dem Kennenlernen neuer Landschaften.
Der Pilgertrend hängt für Signitzer auch mit der digitalen Entwicklung zusammen. „Das Pilgern ist wohl auch deshalb so erfolgreich, weil es eine Art Handyversicherung gibt. Man kann sich etwa jederzeit abholen lassen.“Das Smartphone erleichtere einiges, es habe auch positive Aspekte, das wolle er nicht bestreiten, betont der 41-Jährige. „Aber wie sehr breche ich wirklich aus dem Alltag aus, wenn ich ständig mein Handy dabeihabe und damit all meine Freunde, Verwandten und Verpflichtungen?“ Das Pilgerjahresprogramm WWW.KIRCHEN.NET/TOURISMUSREFERAT