Neue Rezepte gesucht
Das Keks-Imperium Bahlsen will nach 130 Jahren mithilfe von Start-ups neue Wege im Lebensmittelbereich beschreiten.
Sein Name steht für Tradition ebenso wie Innovation, aber auch für Knabbergebäck und Familie: Werner M. Bahlsen leitete jahrzehntelang eins der weltweit bekanntesten Keks-Imperien. Kurz vor dem 130-Jahr-Unternehmensjubiläum feiert der bisherige Firmenlenker an diesem Samstag seinen 70. Geburtstag.
Im Vorjahr hatte er kurz nach seinem 69. Geburtstag das Alltagsgeschäft einem Managerteam übertragen. Für das Traditionsunternehmen aus Hannover kam das einer Sensation gleich: Denn kein Familienmitglied ist mehr für das operative Geschäft zuständig. Bahlsen selbst denkt heute als Vorsitzender des Verwaltungsrats über die mittelund langfristige Ausrichtung des Traditionsunternehmens nach, während ein Managerteam das operative Geschäft lenkt. „Das ist eine gute Arbeitsteilung“, findet der Jubilar. Bei seinem Abschied hatte er erklärt: „Ich will es nicht so machen wie mein Vater, der mit 80 noch ins Büro gegangen ist.“Der hatte Bahlsen einst zu einem Weltunternehmen gemacht, nachdem wiederum sein Vater 1889 eine kleine Bäckerei in Hannover gegründet hatte – aus der gingen die Bahlsen Keksfabrik und der weltberühmte LeibnizKeks hervor.
„Den Leibniz-Keks wird es auch noch in zehn Jahren geben, aber wir müssen uns weiterentwickeln“, betont Werner M. Bahlsen. Deshalb will man mithilfe von Start-ups neue Wege im Lebensmittelbereich beschreiten. Nach dem „Hermann’s“– das als eine Art Zukunftslabor für gesundes Essen gilt – soll Anfang Juli ebenfalls in Berlin das „Kitchen Town“eröffnet werden. „Da werden wir anderen jungen Start-ups helfen, ihre Lebenmittel- oder Gebäckprodukte zu entwickeln; das wird uns in unserem Sektor helfen, nicht stehen zu bleiben und nicht zu sagen: Wir machen, was wir vor 100 Jahren gemacht haben.“Die Bandbreite reiche dabei von alternativer Ernährung bis hin zu völlig neuen Rohstoffen. Das Unternehmen sei offen für neue Ideen und werde sehr flexibel auf solche reagieren. Er selbst hat das mit einem heutigen Umsatztreiber, dem Pick-upRiegel, vorgemacht – der wurde vor 20 Jahren ins Sortiment aufgenommen.
„Will es nicht so machen wie mein Vater.“