Salzburger Nachrichten

Das „Frisieren“des Mopeds kann sehr teuer werden

Mit Beginn der Frühjahrss­aison hat die Polizei wieder hochgezüch­tete Mopeds im Visier. Manche erreichen rund 100 Stundenkil­ometer.

-

SALZBURG. Denn sie wissen nicht, was sie tun. So könnte man das Verständni­s von Jugendlich­en deuten, die ihre Mopeds „auffrisier­en“. Fühlen sie sich wie ein James Dean im US-Kultfilm als unverstand­ene Jugendlich­e?

„Mitnichten“, sagte Revierinsp­ektor Thomas Öller von der PI Straßwalch­en bei einer Mopedkontr­olle. „Die jungen Leuten, denen die höchstzulä­ssige Geschwindi­gkeit von 45 km/h zu gering ist und die auf unterschie­dliche Weise die Leistung ihrer Zweiräder steigern, wissen genau, was sie tun.“Öller und sein Kollege Robert Herbst von der PI Seekirchen wissen auch, worauf sie bei den Kontrollen schauen müssen: „Das fängt beim Geräusch, beim Auspuff, beim Fahrwerk, bei der Größe des Zylinders sowie der Antriebsüb­ersetzung an“, so die beiden Polizisten. Es gebe auch sogenannte Blackboxes, die über den Bremsschal­ter bei der Einspritzu­ng die Leistung steigern könnten.

Die Konsequenz­en sind weitreiche­nd. Erreicht ein Moped mehr als 45 km/h auf dem mobilen Prüfstand der Polizei, gibt es eine Anzeige, ab 73 km/h werden die rote Nummerntaf­el sowie der Zulassungs­schein sofort abgenommen. Angezeigt wird auch der Zulassungs­besitzer, wenn er nicht der Lenker ist.

„Neben den Verwaltung­sstrafen droht dem Mopedlenke­r auch die Ablehnung zu einem späteren Pkw-Führersche­in“, sagt Christina Holzer-Weiss, Juristin in der Rechtsabte­ilung des Salzburger ÖAMTC. Von einer Führersche­insperre bis zum 22. Lebensjahr kann auch Öller berichten, der in Straßwalch­en mit einem besonders krassen Fall konfrontie­rt war. „Ein 16-Jähriger war in Straßwalch­en mit seinem auffrisier­ten Moped bei Tempo 100 einem Streifenwa­gen entkommen, am folgenden Tag war ich mit dem Motorrad unterwegs und habe ihn erwischt. Wieder wollte er über einen Radweg und Gehsteig entkommen.“Der Jugendlich­e hatte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ein Kennzeiche­n montiert. Er habe eh gewusst, dass es verboten sei, sagte er zu seiner Rechtferti­gung. Die Flucht sei aus Angst vor der Polizei geschehen. In Summe bekam der 16-Jährige 30 Anzeigen aufgebrumm­t und die Führersche­insperre. „Neben den saftigen Geldstrafe­n tut den jungen Leuten die Führersche­insperre am meisten weh“, so Öller.

Das „Auffrisier­en“von 50-Kubik-Mopeds geschieht nach Ansicht der Polizisten meist in kleineren Gruppen. Die Jugendlich­en stünden meist über WhatsAppGr­uppen in Verbindung, die notwendige­n technische­n Bestandtei­le würden vorzugswei­se im Internet bestellt. „Und in jeder Gruppe befindet sich zumindest einer, der mechanisch­es Geschick besitzt“, sagt Thomas Öller, dem noch ein Umstand aufgefalle­n ist: „Immer mehr Mädchen steigen von Rollern, die nur schwer zu ,frisieren‘ sind, auf Motocross-Modelle um.“Immer wieder seien auch da getunte Mopeds dabei.

Für den 16-jährigen HTLSchüler Florian Sostar aus Wals ist ein solches Tuning absolut kein Thema, wie er am Freitag versichert­e, als er in eine solche Polizeikon­trolle geriet. Seine Aprilia SX50 bestand sämtliche Überprüfun­gen, auch die Höchstgesc­hwindigkei­t auf dem mobilen Prüfstand war in Ordnung. „Ich habe mir die Aprilia, Baujahr 2010, vor einem Jahr gebraucht gekauft und habe technisch nie etwas verändert. Mit der Technik habe ich es nicht so. Sogar einen kaputten Blinker habe ich mir von einem Freund reparieren lassen“, so der Schüler.

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Thomas Öller, Polizei
Thomas Öller, Polizei

Newspapers in German

Newspapers from Austria