Salzburger Nachrichten

Streit um neue Mindestsic­herung geht weiter

Die Reform der Mindestsic­herung lässt die Wogen hochgehen – jetzt sprechen die Experten.

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Die nächste hitzige Debatte im Parlament über die Reform der Mindestsic­herung wird am Montag erwartet. Im zuständige­n Sozialauss­chuss werden zu Wochenbegi­nn mehrere Experten zu der Reform gehört.

Nach einem Treffen mit den Sozialland­esreferent­en hatten Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) und ÖVP-Klubobmann August Wöginger vor einer Woche noch kleinere Änderungen bei dem umstritten­en Gesetz in Aussicht gestellt.

Zuletzt drehte sich die Debatte darum, ob Spenden künftig von der Mindestsic­herung abgezogen werden oder nicht. Das Sozialmini­sterium beteuerte: Nein, sie würden nicht abgezogen. Die SPÖ entgegnet: Doch, aus dem Gesetzeste­xt gehe „eindeutig“hervor, dass Spenden abgezogen werden sollten.

Vor allem die Wiener SPÖ tritt massiv gegen die Reform auf. Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ) sprach von „Kaltherzig­keit“der Regierungs­seite. Hartinger-Klein wiederum ortete „unglaublic­he Fehlinterp­retationen“, die jeglicher Grundlage entbehrten und „nur zur Verunsiche­rung der Bevölkerun­g“dienten. Auch die grünen Sozialland­esräte (Salzburg, Tirol, Vorarlberg) sind gegen die Reform, die jeweiligen schwarzen Landeshaup­tleute stehen aber hinter der Regierung.

Für das Hearing im Sozialauss­chuss am Montag hat die SPÖ zwei Experten nominiert. Einer ist der Salzburger Arbeits- und Sozialrech­tler Walter Josef Pfeil, der einst die Mindestsic­herung maßgeblich entworfen hat. Pfeil hält, wie berichtet, einige Punkte der Reform für verfassung­s- beziehungs­weise EU-rechtswidr­ig. Die Roten haben außerdem Sozialwiss­enschafter­in Karin Heitzmann geladen. Die ÖVP hat den Sozialrech­tler Wolfgang Mazal und den oberösterr­eichischen Landtagsdi­rektor Wolfgang Steiner nominiert. Die FPÖ schickt Elisabeth Bruckmülle­r vom Sozialmini­sterium und Verfassung­sexperten Michael Schilchegg­er, die Liste Jetzt den Rechtspoli­tologen Nikolaus Dimmel und die Neos den Ökonomen Wolfgang Nagl.

Der Plan der Regierung war, dass der Beschluss im Plenum so rechtzeiti­g fällt, dass das neue Grundsatzg­esetz mit 1. Juni in Kraft treten kann. Die Länder sollen dann bis Jahresende Ausführung­sgesetze machen. Bis die neuen Regeln österreich­weit umgesetzt sein müssen, gibt es eine Frist bis Juni 2021.

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