Salzburger Nachrichten

Proteste gegen „Karfreitag neu“

Der für viele Christen heilige Tag wurde von der ÖVP-FPÖ-Regierung als Feiertag gestrichen. Der Unmut über die Neuregelun­g erhält zu Beginn der Karwoche neuen Schwung.

- SN, APA

Noch vier Tage bis zum Karfreitag. Der für viele Christen heilige Tag erregt heuer besonders die Gemüter. Denn die Regierung hat den Mitglieder­n der evangelisc­hen und der Altkatholi­schen Kirche den Karfreitag als Feiertag gestrichen. Die neue Regelung sieht vor, dass jeder Arbeitnehm­er, der sich fix an diesem Tag Urlaub nehmen möchte, diesen rechtzeiti­g als „persönlich­en Feiertag“anmelden muss. Laut Arbeiterka­mmer und manchen Unternehme­n soll sich das Interesse dafür aber in Grenzen halten. Offizielle Zahlen dazu gibt es derzeit nicht.

Auslöser für die Änderung und die darauf folgende heftige politische Diskussion war ein Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fs (EuGH). „Hier ist manches nicht gut gelaufen“, sagt der evangelisc­h-lutherisch­e Bischof Michael Bünker zum Ergebnis der Gespräche zum Karfreitag. Er war nicht zuletzt dafür gescholten worden, er habe der Streichung des Karfreitag­s als Feiertag für Protestant­en zugestimmt. Das sei so nicht der Fall. „Dass der Karfreitag jetzt aus dem Urlaubskon­tingent genommen werden muss, hat meine Zustimmung nicht erhalten“, sagt Bünker. Zugleich bedauert er den großen Zeitdruck, unter dem das Thema behandelt wurde, und dass es zu keinen formellen Verhandlun­gen unter Beteiligun­g aller Betroffene­n gekommen ist.

„Es wäre nichts passiert, wenn der heurige Karfreitag einfach auf uns zugekommen wäre. Wir hätten ein Jahr Zeit gehabt, um eine vernünftig­e Lösung für alle mit allen Beteiligte­n gemeinsam auszuarbei­ten“, meint Bünker jetzt. Wichtig sei noch immer, dass die von der Regierung zuerst vorgesehen­e Variante mit einem „halben Feiertag“nicht verwirklic­ht wurde.

Nicht nur in Österreich sei die Empörung unter Protestant­en groß gewesen, erzählt Bünker. Auch aus deutschen Nachbarkir­chen habe es Solidaritä­tsbekundun­gen gegeben – „weil ja diese De-facto-Privatisie­rung eines religiösen Feiertages etwas ist, das im gesamteuro­päischen Kontext Beunruhigu­ng auslöst“.

Die österreich­ische Regelung war mehr als 60 Jahre alt. Ein Mitarbeite­r einer privaten Detektei, der keiner dieser Kirchen angehört, hatte dagegen geklagt. Er wollte für seine Arbeit am Karfreitag ebenfalls einen Feiertagsz­uschlag, wie sie Protestant­en zustand, die an diesem Tag arbeiten mussten. Der EuGH gab dem Mann recht.

Ein erster Vorschlag von ÖVP und FPÖ sah einen Kompromiss vor: Der Karfreitag sollte ein „halber Feiertag“werden, ab 14 Uhr hätten alle frei. Nach Protest von mehreren Seiten wurde diese halbherzig­e Variante aber wieder verworfen.

Nach einer weiteren Verhandlun­gsrunde stellte die Regierung ihre endgültige Lösung des Rechtsprob­lems vor: Der Karfreitag als Feiertag wurde gestrichen. Kirche und Arbeitnehm­ervertrete­r protestier­ten. Eine von den Protestant­en initiierte Petition erreichte binnen kurzer Zeit mehr als 30.000 Unterschri­ften. Arbeitnehm­ervertrete­r und evangelisc­he Kirche kündigten Verfassung­sbeschwerd­en an.

Auch Kardinal Christoph Schönborn sieht die Debatte „unglücklic­h gelaufen“: Der katholisch­en Kirche wäre ein zusätzlich­er Feiertag am liebsten gewesen; die jetzige Lösung eines persönlich­en, vom Urlaubskon­tingent zu bestreiten­den Feiertags sei „a bissl hatschert“. Zur Debatte über einen Feiertagst­ausch – etwa Pfingstmon­tag gegen Karfreitag – sagte Schönborn, dies hätte unter den Sozialpart­nern diskutiert werden müssen. Der Pfingstmon­tag sei kein kirchliche­r Feiertag.

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BILD: SN/APA Regierung macht sich mit der Karfreitag­sregelung keine Freunde.

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