Finnlands Wahlsieger Rinne setzt auf ein linkes Profil
„Das erste Mal seit 1999 sind wir Finnlands größte Partei!“, rief Antti Rinne den jubelnden Genossen auf der Wahlparty in Helsinki zu und erklärte sich zum Gewinner der Parlamentswahlen. Knapper als mit 17,7 Prozent und 40 der insgesamt 200 Sitze hätte er kaum siegen können. Um ein Haar verfehlten sowohl die rechtspopulistischen „Wahren Finnen“mit 17,5 als auch die rechtsliberale Sammlungspartei (17 Prozent) den Spitzenplatz.
Hauchdünne Siege sind in Finnlands Wahlgeschichte aber keine Seltenheit, weiß auch Rinne, der versprach, binnen eines Monats, also vor den EU-Wahlen, eine über vier Jahre tragfähige Regierung zusammenzuzimmern. In Finnland regieren traditionell zwei der drei großen Parteien Sozialdemokraten (SDP), Zentrum und Sammlungspartei, während die dritte Partei, in diesem Fall das abgewählte Zentrum des marktliberalen Ex-Premiers Juha Sipilä, in die Opposition geht.
Rinne ist 56 Jahre alt, sein Jusexamen legte er in Rekordzeit ab. Als Chef mehrerer großer Gewerkschaften griff er gern zum Streik als Verhandlungsmethode. „Die Sozialdemokraten müssen wieder eine Linkspartei sein, eine Partei, die gesellschaftliche Veränderungen vorantreibt“, sagte er im Wahlkampf.
Der in Helsinki aufgewachsene Spitzengenosse, der privat Klavier und Klarinette spielt, ist im Grunde ein Gegner von strenger Sparpolitik und Arbeitsmarktflexibilisierungen, die der seit dem Jahr 2015 amtierende, nun ausscheidende Premier Juha Sipilä seinem Land zur Überwindung der Wirtschaftskrise verordnet hat.