Salzburger Nachrichten

Der König hat wieder Saison

Die Spargelern­te hat begonnen. Gestochen wird er nicht nur im Marchfeld. Auch in Salzburg wächst das begehrte Gemüse.

-

ST. GEORGEN. In ganz Österreich ist die Spargelern­te angelaufen. Auf den sandigen Böden im Marchfeld gedeiht er gut. Dass das Stangengem­üse aber auch im kühleren Salzburg wächst, beweist Anton Spitzauer in St. Georgen. Er baut dort grünen Biospargel an, als einer von zwei Salzburger Bauern.

„Ich wollte mich auf das Wagnis einlassen“, erzählt der 27-Jährige. Vor sechs Jahren wurden die ersten Spargelpfl­änzchen gesetzt, vor wenigen Tagen hat die vierte Ernte begonnen. Vor dem Anbau des Königsgemü­ses stürzte sich Spitzauer in Fachlitera­tur und holte sich auf der Spargelbör­se in Karlsruhe Tipps. „Spargel ist komplizier­t“, sagt er, während er auf dem Feld Reihe um Reihe abschreite­t und die ersten Spargelsta­ngen mit einem scharfen Messer abschneide­t. Die Ernte ist aufwendig und erfordert viel Handarbeit. Jede Stange muss einzeln gestochen werden.

Grünsparge­l wächst – im Gegensatz zu seinem weißen Pendant – ohne Dämme und wird abgeschnit­ten, sobald die Stangen lang genug sind. Steigen die Temperatur­en, wächst eine Spargelsta­nge bis zu acht Zentimeter pro Tag. Dann muss zwei Mal pro Tag geerntet werden – ansonsten gehen die Knospen auf, der Spargel wird unverkäufl­ich. Auf dem Hof der Spitzauers in St. Georgen hilft die ganze Familie mit. Erntehelfe­r braucht man nicht – schließlic­h sind die Mengen mit zuletzt 700 Kilo in der Saison auf 2000 Quadratmet­er Anbaufläch­e sehr überschaub­ar. Verkauft wird das Gemüse im eigenen Biobauernm­arkt Aglassnig in St. Georgen, ein Teil geht an die Gastronomi­e und an Foodcoops. Für den Salzburger Biospargel müssen Kunden mit derzeit 18,90 Euro pro Kilo deutlich mehr ausgeben als für ähnliche Angebote aus anderen Gefilden. „Im Spargel steckt einfach sehr viel Handarbeit. Es gibt rentablere Kulturen. Für uns als Direktverm­arkter ist es aber eine schöne Ergänzung“, sagt Spitzauer.

2018 wurden in Österreich 3075 Tonnen Spargelsta­ngen aus dem Boden gezogen – etwa so viel wie im Jahr davor. Drei Viertel waren laut Statistik Austria Weiß-, ein Viertel Grünsparge­l. Jeder zweite in Österreich geerntete Spargel kommt aus dem Marchfeld. Auf 480 Hektar wird heuer angebaut. Die Ernte habe heuer rund eine Woche früher begonnen, erklärt Gerhard Sulzmann, Sprecher der Marchfelde­r Spargelbau­ern. Aufgrund des Kaltwetter­einbruchs in der vergangene­n Woche habe man in den ersten Tagen nur geringe Mengen gestochen. „Jetzt geht es aber richtig los.“

Vom Marchfeld-Spargel werde etwa ein Viertel ab Hof verkauft, ein Viertel gehe direkt an die Gastronomi­e und rund die Hälfte an den Handel. Sulzmann ortet einen Trend zu grünem und generell zu Biospargel. Der weiße Spargel werde indes immer öfter geschält verkauft. „Das nimmt in der Gastronomi­e stark zu, er wird dann direkt auf dem Hof maschinell geschält.“

Im Marchfeld gibt es derzeit genügend Erntehelfe­r. Sie kommen überwiegen­d aus Rumänien. Warmes Wetter könnte aber innerhalb kurzer Zeit eine rasche Erhöhung des Arbeitskrä­ftebedarfs erfordern, der kaum gedeckt werden könnte. Im Vorjahr war das der Fall: Die Rekordernt­e konnte wegen fehlender Hände nicht vollständi­g eingeholt werden.

Oberösterr­eich startete am Montag offiziell in die Spargelsai­son. Mit 123 Hektar ist das Bundesland der zweitgrößt­e heimische Produzent. Dank „Minitunnel­s“und speziellen Folien kann der Spargel bereits ab Anfang April geerntet werden. Damit will man auch ausländisc­hem Spargel Paroli bieten. Denn nur die Hälfte des in Österreich verspeiste­n Spargels wächst auf heimischen Feldern. 2850 Tonnen wurden 2018 importiert, vor allem aus Peru und Deutschlan­d.

Im Nachbarlan­d wird auch deutlich mehr Spargel gegessen: Jeder Deutsche verspeist im Jahr durchschni­ttlich eineinhalb Kilo Spargel, in der Schweiz sind es sogar noch 100 Gramm mehr. In Österreich liegt der Pro-KopfVerbra­uch nur bei 0,6 Kilo.

 ?? BILD: SN/BURTSCHER ?? Anton Spitzauer bei der Spargelern­te.
BILD: SN/BURTSCHER Anton Spitzauer bei der Spargelern­te.

Newspapers in German

Newspapers from Austria