Salzburger Nachrichten

Köstinger: „Made in Austria“reicht nicht

Bei Produkten aus Fleisch, Eiern und Milch soll draufstehe­n, woher die Hauptzutat kommt.

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Österreich­s Konsumente­n wissen, woher ihr Osterei stammt. Sie wissen sogar, wie die Henne lebt, die es gelegt hat – in Boden-, Freiland- oder Käfighaltu­ng. Für Eier, Frischflei­sch, Fisch, Obst, Gemüse, Honig, Olivenöl und Wein gibt es in der EU verpflicht­ende Herkunftsa­ngaben. Sobald die Produkte aber verarbeite­t sind, gilt dies nicht mehr. Und daher wissen Konsumente­n in der Regel nicht, woher die Eier stammen, die in den Nudeln stecken.

Das will Agrar- und Umweltmini­sterin Elisabeth Köstinger (ÖVP) ändern. Sie plant eine verpflicht­ende Herkunftsn­ennung für Produkte, die zu mehr als 50 Prozent aus Eiern, Milch oder Fleisch bestehen. „Wir erarbeiten derzeit gemeinsam mit dem Gesundheit­sministeri­um, wie das einfach und effizient umgesetzt werden könnte“, sagte Köstinger den „Salzburger Nachrichte­n“am Montag am Rande des EUAgrarmin­isterrats in Luxemburg. Bis zum Sommer soll ein entspreche­nder Gesetzesvo­rschlag fertig sein. Parallel zur nationalen Regelung will Köstinger das Thema auch auf EU-Ebene vorantreib­en.

Es geht der Ministerin, wie gesagt, um die drei Produktgru­ppen mit Eiern, Fleisch und Milch. Österreich­ische Lebensmitt­elproduzen­ten müssten angeben, woher die Eier in den Nudeln stammen, das Fleisch in der Wurst, die Milch im Fruchtjogh­urt. Vereinfach­t gesagt: „Made in Austria“allein reicht nicht. Sobald eine der genannten Zutaten mehr als die Hälfte des Produkts ausmacht, muss für den Konsumente­n ersichtlic­h sein, woher sie stammt. Kommen die Eier beispielsw­eise aus der Ukraine, muss das auf dem Eiaufstric­h stehen.

Zur Herkunftsa­ngabe verpflicht­en will Köstinger zunächst zwei Bereiche – die Lebensmitt­el produziere­nde Industrie einerseits sowie Kantinen, Großküchen und Bundeseinr­ichtungen wie das Bundesheer oder die Justiz anderersei­ts.

Nicht gelten soll die verpflicht­ende Herkunftsb­ezeichnung für die heimische Gastronomi­e. „Die Betriebe arbeiten jetzt schon mit der freiwillig­en Herkunftsa­ngabe“, erklärt Köstinger. Das funktionie­re gut. Und weil es sich oft um regionale Produkte handle, lasse sich auch ausgezeich­net Werbung damit machen.

„Mir geht es darum, rot-weiß-roten Qualitätsp­rodukten den Vorrang zu geben“, sagt Köstinger, die auf eine Stärkung der regionalen Landwirtsc­haft abzielt. In Italien und Frankreich habe man mit der Pflicht zur Herkunftsb­ezeichnung diese Erfahrung gemacht: Der Absatz sei gestiegen, weil man mit der garantiert­en Herkunft werben könne. So habe Italien 2017 Lebensmitt­el um 41 Milliarden Euro exportiert, eine Steigerung um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

In Österreich warnte die Wirtschaft­skammer bisher vor zu viel Bürokratie. „Es wird noch viele Diskussion­en geben“, räumt Köstinger ein, aber: „Die Vorteile für den Konsumente­n liegen auf der Hand.“

„Vorteile für Konsumente­n liegen auf der Hand.“Elisabeth Köstinger

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