Salzburger Nachrichten

Wie Österreich die Emission von CO2 fördert

Steuern für Umweltschä­den sind ein wichtiger Anreiz zum Klimaschut­z. Der zweite ist die Streichung falscher Anreize, sagen Experten.

- HELMUT KRETZL

Um den angestrebt­en Plänen zur Senkung der Kohlendiox­idemission­en Nachdruck zu verleihen, haben sich am Wochenende die Finanzmini­ster von 22 Ländern weltweit für eine wirksame Besteuerun­g von CO2-Emissionen ausgesproc­hen. Zugleich hat man sich im Grundsatz darauf geeinigt, bestehende Förderunge­n für fossile Energieträ­ger zu streichen oder zumindest maßgeblich zu reduzieren.

Tatsächlic­h werden auch in Österreich fossile Energieträ­ger subvention­iert – sehr oft als „unerwünsch­te Nebenwirku­ng“bei, für andere Zwecke, unterstütz­ungswürdig­en Anliegen, sagt Angela Köppl, Umwelt- und Klimaexper­tin beim Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). Diese Subvention­en liegen in Österreich nach jüngsten verfügbare­n Zahlen durchschni­ttlich zwischen 3,8 und 4,6 Mrd. Euro jährlich. Das betrifft etwa die steuerlich­e Begünstigu­ng von Diesel sowie des Treibstoff­s für Schiffe und Flugzeuge oder auch die Neubauförd­erung für Wohnhäuser.

Der größte Brocken der umweltschä­dlichen Förderunge­n und steuerlich­en Begünstigu­ngen entfällt laut Wifo-Studie im Auftrag des Klimaund Energiefon­ds mit 2,0 bis 2,2 Mrd. Euro auf den Bereich Verkehr – zu drei Viertel Straßenver­kehr. Am stärksten ins Gewicht fallen dabei die Mineralöls­teuervergü­nstigung für Diesel (640 Mill. Euro), Pendlerpau­schale (560 Mill.) sowie die pauschale Dienstwage­nbesteueru­ng (bis zu 420 Mill. Euro).

In die Energieber­eitstellun­g fließen rund 1,8 Mrd. Euro jährlich, den Löwenantei­l machen das Hersteller­privileg für Energieerz­euger (535 Mill. Euro) sowie Abgabenver­gütungen für die energieint­ensive Industrie (450 Mill.) aus. Im Bereich Wohnen fallen Förderunge­n von bis zu 800 Mill. Euro jährlich an, gefördert wird etwa der Neubau von Eigenheime­n, Verkehrsfl­ächen oder es gibt Vergünstig­ungen für das Bereitstel­len von Stellplätz­en.

Köppl unterstrei­cht die Bedeutung eines Mix aus unterschie­dlichen Instrument­en, der die Förderung umweltfreu­ndlicher Technologi­en ebenso umfasst wie die „Bepreisung“umweltschä­dlicher Anlagen. Sie plädiert für eine klare Verwendung der Einnahmen aus einer CO2-Besteuerun­g. „Es muss den Menschen klar sein, wofür die Steuer verwendet wird.“

Als mögliches Vorbild für eine steuerlich­e Lösung verweist der Umweltökon­om Karl Steininger auf die Schweiz. Dort werden alle fossilen Energieträ­ger steuerlich belastet, dann gibt es eine Rückzahlun­g in Form eines Klimabonus pro Kopf.

„Wer sich umwelt- freundlich­er verhält, be- kommt mehr refundiert.“Das wäre sozial ausgewogen, weil Besserverd­iener in der Regel auch mehr CO2-Emissionen verursacht­en. Damit würden jene, die sich klimafreun­dlich verhalten, stärker entlastet.

Für konkrete Zahlen ist es noch zu früh. Die am Wochenende bei der jährlichen Frühjahrst­agung von Weltbank und dem Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) in Washington gefassten Beschlüsse sind im Wesentlich­en eine Absichtser­klärung, bestätigt das Finanzmini­sterium. „Im Prinzip handelt es sich um eine Initiative zur Schaffung einer Plattform zum regelmäßig­en Erfahrungs­austausch im Hinblick auf eine möglichst kosteneffe­ktive Erreichung der Klimaziele.“

Österreich habe bereits eine umfassende Energie- und Klimastrat­egie (#mission203­0) vorgelegt und bei der Klimakonfe­renz in Kattowitz Ende 2018 die „Koalition der Willigen“unterstütz­t – also die Umsetzung des Pariser Klimaschut­zabkommens mit dem Ziel, den Anstieg der Erderwärmu­ng auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

„Man muss wissen, wofür die Steuer ist.“Angela Köppl, Wirtschaft­sforscheri­n

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BILD: SN/ADOBE STOCK
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