Abkühlung erwartet
Die Wachstumsprognosen der Weltwirtschaft sind im Sinkflug.
Während die Kapitalmärkte überaus gut ins neue Jahr starteten, verdichten sich die Wolken am Konjunkturhimmel. Die Wachstumsdynamik lässt nach, das globale Wachstum kühlt deutlich ab. Das steht auch vor dem Hintergrund weiterhin bestehender politischer Unsicherheiten. An den Kapitalmärkten ist nach einer zunächst deutlichen Erholung und geringeren Volatilität ebenfalls Vorsicht geboten, warnen Experten der Allianz Invest. Die aktuellen Konjunkturindikatoren erhöhen das Risiko eines erneuten Rücksetzers auf dem Markt. Anleger benötigen daher einen langen Atem. „Veranlagung ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, erklärt Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich und Vorstandsmitglied der Allianz Investmentbank AG: „Ausdauer und Disziplin sind die Devise. Wer impulsive Entscheidungen trifft und seine Veranlagungsstrategie laufend ändert, läuft Gefahr, zu verlieren. Denn ein Panikmodus ist in der Geldbörse spürbar.“
Die Wachstumsprognosen für das heurige Jahr befinden sich global bereits seit Mitte des Vorjahres im Sinkflug. Im ersten Quartal 2019 wurden die globalen Wachstumsdaten sogar noch weiter nach unten revidiert. Vor allem die Industrieländer verzeichneten eine neuerliche Abschwächung der Konjunktur. „Verantwortlich für die Abkühlung der Weltwirtschaft sind die massiven Rückgänge der Frühindikatoren in den USA und der Eurozone“, betont der Experte. Begründet sei diese Entwicklung durch den rückläufigen Welthandel und sinkende Investitionen, während sich der Konsum nur leicht abschwäche.
In den USA hat die Wachstumsverlangsamung erst zeitverzögert von hohem Niveau aus eingesetzt, wobei die Dynamik steigen dürfte. Die Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession in den nächsten zwölf Monaten ist auf rund 25 Prozent angestiegen. Der Euroraum schwächelt schon länger infolge unterschiedlicher Probleme in Deutschland, Italien und Frankreich. „Mit dem Brexit und den EUWahlen bleiben die politischen Risiken im zweiten Quartal bestehen“, prognostiziert Bruckner. Auch die chinesische Wirtschaft schwäche sich schon länger ab, wenngleich verschiedene Maßnahmen der chinesischen Regierung, etwa die Lockerung der Geldpolitik, bereits erste Hoffnungsschimmer einer Trendwende erkennen lassen.
Nach den negativen Entwicklungen Ende 2018 konnten sich Risikoassets seit Jahresbeginn stark erholen. So legten Aktien global massiv zu und die Spreads bei Unternehmensanleihen und Emerging-Markets-Anleihen gingen wieder zusammen. Auch die Renditen von Staatsanleihen sanken vor dem Hintergrund der geänderten geldpolitischen Aussichten seit Jahresbeginn deutlich.
„Im aktuellen Umfeld empfehlen wir Anlegern, Aktien und Anleihen neutral zu halten“, erklärt Bruckner die Anlagestrategie der Allianz für das kommende Quartal. Konkret werden Staatsanleihen aus den USA untergewichtet und Euroland-Anleihen neutral gewichtet, Unternehmensanleihen sowie Anleihen aus den Emerging Markets übergewichtet. Aktien werden in allen Regionen (USA, Europa, Japan und Emerging Markets) neutral gewichtet. „Neben der weiteren Entwicklung der Konjunkturindikatoren, den Handelsgesprächen und dem Brexit werden vor allem die Unternehmensergebnisse des ersten Quartals relevant für die weitere Risikofreudigkeit an den Kapitalmärkten sein“, erwartet Bruckner.