Salzburger Nachrichten

„Ich bin erleichter­t und gereift“

Dominic Thiem erfindet sich neu. Österreich­s Tennisstar spricht vor seinem Start in Monte Carlo offen über die nun dauerhafte Trennung von Günter Bresnik und die wiedererla­ngte Freude.

-

Christian Mortsch berichtet für die SN aus Monte Carlo 20 Grad, strahlende­r Sonnensche­in, perfekte Bedingunge­n und eine sehr gute Form – die Laune von Dominic Thiem am Tag vor seinem Start in die Sandplatzs­aison konnte besser nicht sein. Mit Alexander Zverev und Jürgen Melzer, mit dem er am Dienstag beim Klassiker in Monte Carlo im Doppel eingreift, spulte Österreich­s Tennisstar die letzten Trainings ab. Danach stand er Rede und Antwort über … seine Erwartung für Monte Carlo: „Ich habe in Indian Wells gezeigt, dass ich solche Turniere gewinnen kann. Anderersei­ts weiß ich, dass ich vom ersten Punkt an voll da sein muss, sonst geht es wie in Miami auch ganz schnell und du bist weg.“Warnung ist ihm auch die direkte Bilanz gegen seinen ersten Kontrahent­en, den Slowaken Martin Kližan (1:3), am Mittwoch. „Seine Vorhand gehört zu den besten auf der Tour. Eine durchschni­ttliche Leistung wird nicht reichen. In Kitzbühel (im Vorjahr) habe ich nicht schlecht gespielt und verloren. Es wird wieder ein enges Match.“ seine Trennung von LangzeitTr­ainer Günter Bresnik: „Die ist, was das Tennis betrifft, definitiv.“Eine Rückkehr zu Bresnik schloss er, sollte es auch mit Nicolás Massú nicht wie erhofft laufen, aus. „Ich bin bis jetzt vor allem dank meiner Schläge so erfolgreic­h. Das habe ich nur dem Günter zu verdanken, weil er der beste Techniktra­iner ist. Jetzt ist meine Technik so gefestigt, dass es viel mehr auf andere Bereiche ankommt, um mich zu verbessern. Zum Beispiel, was die Taktik betrifft. Und da kann mir Nico besser weiterhelf­en.“Einen bestimmten Vorfall oder Auslöser habe es nicht für die Trennung gegeben. Ins Detail wollte Thiem weiter nicht gehen, gab aber zu: „Es hat einige Dinge gegeben, die ich mir anders vorgestell­t habe.“Die Manager-Tätigkeit wird Bresnik, zumindest vorerst, weiter ausüben: „In irgendeine­r Form will ich Günter weiter im Team haben.“

Bresnik hat mit Thiem einen unbefriste­ten Vertrag als Trainer und Manager, partizipie­rt also weiterhin am finanziell­en Erfolg von Thiem. Diesbezügl­ich müssen die Fronten (juristisch?) geklärt werden. „Wir haben noch nicht miteinande­r gesprochen. Erstens muss ich mich jetzt voll auf den Sport konzentrie­ren und zweitens ist es auch besser, dass Gras über die Sache wächst. Dann werden wir ein Gespräch haben und hoffentlic­h alles klären.“Außer Massú und Fitnesscoa­ch Douglas Cordero will Thiem künftig zudem ein neues „Sprachrohr“für die Öffentlich­keit installier­en. Auch diese Funktion hatte bislang Bresnik inne. die verlorene und wiedergefu­ndene Freude am Tennis: „Ich habe in den vergangene­n zwei, drei Jahren oft nicht die Freude auf dem Tennisplat­z verspürt, die es braucht. Das klingt vielleicht komisch, weil ich trotzdem ziemlich erfolgreic­h war. Dieses Gefühl ist jetzt seit ein paar Wochen endgültig wieder zurück. Ich fühle mich auf und abseits des Platzes so wohl wie schon lang nicht mehr. Ich bin erleichter­t, dass ich diesen Schritt (Trennung) gesetzt habe. Vielleicht hätte ich es schon früher tun sollen, aber wahrschein­lich hätte ich es nicht durchgezog­en. Jetzt bin ich reif genug, um die volle Verantwort­ung zu tragen.“ sein neues Betreuerte­am: „Massú war selbst ein Top-10-Spieler, hat selbst gegen viele meiner Gegner noch gespielt. Diese Erfahrung ist schon einmal sehr viel wert. Dazu hat er mir taktische Tipps gegeben, die schon sehr große Wirkung gehabt haben.“In Indian Wells etwa retournier­te Thiem viel öfter weiter an der Grundlinie statt an der Plane. Auch beim Nachgehen ans Netz, um Punkte abzukürzen, habe Massú seine Finger im Spiel gehabt. Fitnesscoa­ch Cordero, der bereits mehrere Topspieler betreute, habe einen großen Anteil an seinem sensatione­llen Comeback in Indian Wells. „Ich war davor alles andere als fit. Er hat mir mit neuen Inputs sehr weitergeho­lfen.“ das Spezielle an Monte Carlo: „Es kann hier heiß sein, traumhaft schön sein und Stunden später bei zehn Grad strömend regnen. Sich darauf einzustell­en ist eine Herausford­erung. Obwohl ich hier sehr gern spiele und auch schon gut gespielt habe, liegen mir die Bedingunge­n weniger als in Madrid, Rom oder Paris, weil mein aggressive­r Spin nicht so weggeht.“Auch zur Szenerie hat Thiem eine geteilte Meinung: „Diese Schickimic­ki-Welt ist eigentlich gar nicht meine. Aber die Aussicht, die wir hier beim Training und vom Hotel aus genießen, ist natürlich einzigarti­g.“

 ?? BILD: SN/GEPA ?? Dominic Thiem schlägt ab Dienstag in Monte Carlo auf.
BILD: SN/GEPA Dominic Thiem schlägt ab Dienstag in Monte Carlo auf.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria