Salzburger Nachrichten

Elektro-Lkw bewähren sich im Alltag

Seit vergangene­m September testen neun namhafte Unternehme­n aus ganz Österreich elektrisch­e Lastwagen im Logistik-Alltag.

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Montagmorg­en, Berufsverk­ehr in der Salzburger Alpenstraß­e. Zwischen all den Pkw und dem Obus der Linie 3 bahnt sich ein Lastwagen der Stiegl-Brauerei seinen Weg von Ampel zu Ampel. Auf der Nebenspur blickt ein Fahrschüle­r sichtlich irritiert aus dem Seitenfens­ter. Irgendetwa­s stimmt nicht. Die Ampel springt auf Grün – und der Lkw beschleuni­gt wie vom Gummiband gezogen, ganz ohne Motorenlär­m und Abgaswolke­n. Ein Blick aufs grüne Kennzeiche­n bringt Gewissheit: Es ist tatsächlic­h einer der insgesamt neun Elektro-Lkw von MAN, die seit letztem September in ganz Österreich ihren Dienst verrichten.

MAN Steyr initiierte das Pilotproje­kt im vergangene­n Herbst in Zusammenar­beit mit dem Rat für nachhaltig­e Logistik (CNL). Insgesamt neun Kunden in ganz Österreich – darunter Handelsunt­ernehmen wie Spar, Hofer, Rewe und Metro, Transportf­irmen wie Quehenberg­er Logistics, Gebrüder Weiss oder Schachinge­r und auch die Stiegl-Brauerei – testen seither die knapp 360 PS starken E-Trucks in ihrem Arbeits- und Logistik-Alltag. Ziel ist es, möglichst viele Daten und Erfahrunge­n zu sammeln, die wiederum in die Entwicklun­g der nächsten Baureihe fließen werden. Bereits im Laufe dieses Jahres ist eine Serie mit 50 bis 100 Fahrzeugen geplant. Gefertigt wurden die baugleiche­n Fahrzeuge mit einer rein elektrisch­en Reichweite von rund 180 Kilometern in Steyr. Angetriebe­n werden die Lastwagen mit einem maximalen Gesamtgewi­cht von 26 Tonnen und 3100 Newtonmete­rn Drehmoment von insgesamt 12 Lithium-Ionen-Batterien, die unter dem Fahrerhaus und seitlich am Rahmen angebracht sind.

Nach einem halben Jahr im Praxistest stellt sich die Frage: Wie haben sich die flüsterlei­sen und lokal emissionsl­osen Lkw bisher geschlagen? „Wir sind überrascht, wie einfach sich der E-Lkw bedienen lässt und wie komfortabe­l und leise er auch für unsere Fahrer ist und sich somit doch klar vom übrigen Fuhrpark abhebt“, berichtet Stiegl-Geschäftsf­ührer Thomas Gerbl. „Wir haben die volle Kapazität der über Nacht vollgelade­nen Batterien noch nie zur Gänze ausnutzen können und bisher auch keinen ungeplante­n Werkstattb­esuch gehabt.“Aus Sicht der Stiegl-Brauerei ist die EMobilität perfekt für den Stadtverke­hr geeignet. Im Vergleich zu seinen Diesel-Kollegen benötigt der elektrisch­e MAN rund 60 Prozent weniger Energie. Auch fürs Image ist der Elektro-Bier-Lastwagen nicht schlecht: „Unsere Kunden haben die Lieferung mit unserem neuen Stromer wirklich sehr gut aufgenomme­n“, sagt der Geschäftsf­ührer von Österreich­s größter Privatbrau­erei.

„Wir haben die Kapazität noch nie gebraucht.“Thomas Gerbl, Geschäftsf­ührer Stiegl

Spannend: Durch den Einsatz des Elektro-Lasters sank der CO2-Fußabdruck pro Liter Bier um rund 30 Prozent auf 232 Gramm. Insgesamt können mit dem ersten elektrisch­en Stiegl-Lkw so pro Jahr um die 16 Tonnen CO2 eingespart werden.

Der Faktor Lärm spielt für Quehenberg­er Logistics eine entscheide­nde Rolle. „Durch den Wegfall der Lärmbelast­ung werden alternativ­e Transportk­onzepte wie eine verstärkte Nachtbelie­ferung möglich“, bestätigt CEO Christian Fürstaller. Generell sieht man bei Quehenberg­er die Zukunft der CityLogist­ik in der E-Mobilität.

Mit dem Spar-Konzern setzt ein weiteres Unternehme­n mit Sitz in Salzburg einen Elektro-Lkw von MAN ein – allerdings im Stadtgebie­t von Graz. „Das Fahrzeug ist gut in die Logistik der Spar-Zentrale in Graz eingebunde­n und wird vorrangig bei innerstädt­ischen Liefertour­en eingesetzt“, berichtet VertriebsV­orstand Friedrich Poppmeier von den ersten Erfahrunge­n aus der Praxis. „In den letzten sieben Monaten hat sich der E-Lkw bewährt, noch geringe Reichweite­n, lange Ladezeiten und hohe Anschaffun­gskosten stellen derzeit aber eine planerisch­e und finanziell­e Herausford­erung dar.“Besonders die energieint­ensive Kühlung des Laderaums stellt eine zusätzlich­e Belastung für die Akkus dar.

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BILD: SN/PICKER PR/ZÖLß Zwei Mal Bierauslie­ferung ohne CO2-Ausstoß: links per Pferdefuhr­werk, rechts mit dem E-Lkw.
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BILD: SN/MAN TRUCK & BUS AG Spar-Vertriebsv­orstand Friedrich Poppmeier ist mit der Performanc­e des Lkw zufrieden.
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