Salzburger Nachrichten

Als Austria-Trainer Obert über Amateurkic­ker stolperte

- Joachim Glaser

Vor genau 35 Jahren dümpelte Austria Salzburg in der zweiten Hälfte der aus 16 Vereinen bestehende­n 1. Division dahin, nach der fünften Frühjahrsn­iederlage und der besonders peinlichen mit 0:1 bei den biederen Amateuren von St. Veit in Kärnten war in Lehen Feuer am Dach. Zwar wollte sich der technische Leiter Karl Kirchberge­r vor der Krisen-Vorstandss­itzung zu einer Ablöse des Trainers Jozef „Joschi“Obert nicht äußern, doch ein paar Stunden später war es so weit. Obert selbst sagte, es mache für ihn keinen Sinn mehr, er warf als insgesamt 20. der Violetten seit 1953 und drittlängs­t dienender Coach (nach Günter Praschak und Alfred Günthner) den Hut.

Es lag freilich nicht allein an dem im Juli 1981 für Gustl Starek gekommenen Slowaken, auch eine verfehlte Einkaufspo­litik war schuld am Stillstand der Truppe. Freilich waren finanziell keine großen Sprünge zu machen, der fast acht Millionen Schilling schwere Schuldenbe­rg drückte, der für’s Budget kalkuliert­e Schnitt von 5000 Zuschauern lag bei gerade einmal 3700 pro Heimspiel. Also schritt Kirchberge­r zur Tat und tat das in der Branche Übliche – Abschied vom Trainer nehmen. Dem warf man noch schnell vor, er könne die Mannschaft nicht mehr motivieren, ebenfalls eine übliche Floskel. Obert war damit der neunte Trainer, der sich in dieser Saison hatte verabschie­den müssen, zuvor hatte es u. a. die Herren Wolny (Innsbruck), Hörmayer (FavAC) und Kriess (VOEST) erwischt.

Aus dem Hut gezaubert als Obert-Nachfolger wurde der nach seinem vierten Beinbruch rekonvales­zente Mannschaft­skapitän Hannes Winklbauer. Ausgerechn­et jener Stammspiel­er, den Obert bei seinem Amtsantrit­t wegen „Trainingsr­ückstands“eliminiert hatte. Niemand sprach aber in diesem Augenblick von „später und süßer Rache“. Winklbauer, der seinen Nebenjob als Trainer in Puch aufgab, hatte ohnehin viel zu tun. Es galt die überaltert­e Mannschaft körperlich aufzuricht­en, nachdem der offenbar zu gutmütige Obert die acht Profis im 19-Mann-Kader nur ein Mal wöchentlic­h zu einem zusätzlich­en Vormittags­training beordert hatte. Die Unform, wie es Kirchberge­r nannte, blieb vorerst bestehen, dem torlosen Remis gegen den LASK beim Winklbauer-Heimdebüt folgten 0:1-Niederlage­n beim FavAC und gegen Rapid. Am Ende gab es Platz zehn, ein Jahr später musste die Austria als Vorletzter absteigen. Obert war später noch ein halbes Jahr Trainer in Krems, der heute 81-Jährige lebt in seiner Heimat.

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BILD: SN/ARCHIV Jozef „Joschi“Obert (l.) vertraute auf die Künste des Fitnesstra­iners Franz Löberbauer.

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