Salzburger Nachrichten

Was der FBI-Sonderermi­ttler unter die Lupe nahm

Es gab zahlreiche Kontakte von Mitarbeite­rn, Vertrauten und Familienmi­tgliedern Donald Trumps zu Russland.

- Strick

Fast zwei Jahre lang schwebten die Russland-Ermittlung­en des FBI über Donald Trumps Präsidents­chaft. Sie konzentrie­rten sich auf den Verdacht der Kooperatio­n der Trump-Wahlkampag­ne mit Russland. Ein Überblick: Der ehemalige Staatsanwa­lt war FBI-Chef unter den Präsidente­n George W. Bush und Barack Obama. 2013 trat er in den Ruhestand. 2017 wurde der hochrespek­tierte Beamte vom Justizmini­sterium ersucht, als Sonderermi­ttler zur Russland-Affäre tätig zu werden. Er übernahm eine bereits laufende FBI-Untersuchu­ng. Der Senat bestätigte seine Ernennung. Mueller holte sich ein Team aus Juristen aus der Privatwirt­schaft und dem Ministeriu­m. leitete als FBI-Chef die Untersuchu­ng wegen des Verdacht der Kooperatio­n des Trump-Teams mit dem Kreml ein. Es handelte sich um eine klassische Spionageab­wehraktion. Comey sagte nach seiner Entlassung unter Eid vor dem US-Kongress, er sei Anfang 2017 vom frisch vereidigte­n Präsidente­n Trump unter Druck gesetzt worden, die Ermittlung­en gegen den damaligen Sicherheit­sberater Michael Flynn zu stoppen. Er, Comey, habe sich geweigert.

Wenig später feuerte Trump Comey wegen der „russischen Sache“, wie der Präsident sagte. Das löste den Verdacht der Justizbehi­nderung aus. Das Mueller-Team wirft Russland vor, sich in die amerikanis­chen Präsidents­chaftswahl­en 2016 eingemisch­t zu haben. Der Angriff erfolgte auf zwei Ebenen.

Russische Agenten hackten das Computersy­stem der Demokratis­chen Partei und stahlen Zehntausen­de interne E-Mails, die sie über WikiLeaks veröffentl­ichten.

Und sie fluteten soziale Medien, vor allem Facebook, mit falschen Informatio­nen, um den Demokraten zu schaden, die Clinton-Wahlkampag­ne zu unterminie­ren und Trump zu unterstütz­en. Laut Facebook erreichte der Kreml bis zu 126 Millionen Amerikaner. Soweit bislang bekannt, hatten wenigstens 17 Mitarbeite­r Donald Trumps Kontakte zu Russland oder WikiLeaks, das die von Russland gehackten E-Mails der Demokraten während des US-Wahlkampfs veröffentl­ichte. Laut einer Analyse der „Washington Post“gab es mindestens 100 Treffen, Telefonate oder EMails mit Russen oder dem Kreml nahestehen­den Persönlich­keiten. Zu den Personen, die Kontakte zu Vertretern Russlands oder russischen Staatsbürg­ern hatten, zählen Trumps Schwiegers­ohn und Berater Jared Kushner, Trumps Sohn Donald jr., der frühere Nationale Sicherheit­sberater Michael Flynn, ExJustizmi­nister Jeff Sessions und der frühere persönlich­e Anwalt Trumps Michael Cohen. Drei Personen aus Trumps Team belogen das FBI über ihre Kontakte. Sonderermi­ttler Mueller hat Anklage gegen mehr als 30 Personen erhoben, darunter sieben Personen aus Trumps Umfeld – etwa ExWahlkamp­fchef Paul Manafort, ExBerater George Papadopoul­os und der langjährig­e Weggefährt­e Roger Stone, aber auch der Ex-General Michael Flynn. Bislang erfolgten sieben Schuldsprü­che. Die Gründe waren vorwiegend Falschauss­agen und Betrug. Angeklagt wurden weiters russische Staatsbürg­er, vorwiegend Mitarbeite­r der Geheimdien­stes. Muellers Team erwirkte laut Justizmini­sterium fast 500 Durchsuchu­ngsbefehle, stellte 13 Anfragen an ausländisc­he Regierunge­n und befragte rund 500 Zeugen. Donald Trump antwortete schriftlic­h. Donald Trump und seine Unterstütz­er feiern bereits seit der Veröffentl­ichung der vierseitig­en Zusammenfa­ssung des Mueller-Reports durch Justizmini­ster William Barr die „totale Entlastung“. Das dürfte vorschnell gewesen sein. Das USRepräsen­tantenhaus verlangt eine öffentlich­e Aussage des Sonderermi­ttlers und fordert den gesamten, unredigier­ten Bericht an. Zudem laufen weitere Ermittlung­sstränge, teilweise aufgrund von Ergebnisse­n der Mueller-Recherchen.

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BILD: SN/AP Robert Mueller

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