Salzburger Nachrichten

Kaninchen sind süß, aber kein Spielzeug

Als Haustiere sind Kaninchen sehr anspruchsv­oll. Sie brauchen Ruhe und Geduld – aber auf keinen Fall einen Käfig.

- BARBARA HAIMERL

Eng aneinander­gekuschelt dösen Kaninchend­ame Willow und ihr männlicher Mitbewohne­r Gizmo in ihrem Reich. Sie haben gerade ausgiebig frischen Löwenzahn, Salat, Rucola und Knollensel­lerie verspeist und legen jetzt ein Vormittags­schläfchen ein.

„Kaninchen sind in der Morgenund Abenddämme­rung aktiv, am Tag brauchen sie viel Ruhe“, sagt Besitzerin Nicole KurzThurn-Goldenstei­n. Sie hat dem Pärchen in ihrer Wohnung in Salzburg als Freilaufge­hege ein ganzes Zimmer eingericht­et. „Kaninchen haben einen starken Bewegungsd­rang und brauchen viel Platz zum Springen und Hoppeln“, erklärt die Salzburger­in, die sich intensiv mit artgerecht­er Kaninchenh­altung befasst und auch eine Instagram-Seite betreibt. Dort ist sie mit Kaninchenf­reunden vernetzt – von Australien bis in die Niederland­e.

Käfighaltu­ng sei gang und gäbe, sie sei aber für Kaninchen eine Qual. Außerdem seien Kaninchen sehr gesellige Tiere, die mindestens zu zweit sein sollten. Ideal sei ein Paar aus einem Weibchen und einem kastrierte­n Männchen. Die 28-Jährige warnt davor, zu Ostern unbedacht und aus einer Emotion heraus Kaninchen zu verschenke­n. „Sie schauen süß und entzückend aus, sie sind aber weder als Spielzeug noch als lebendiger Kuscheltie­rersatz geeignet.“Ein Käfig in lauten Kinderzimm­ern bedeute für sie Stress. Der Tagesrhyth­mus von Kindern widersprec­he eigentlich dem der Kaninchen.

Kurz-Thurn-Goldenstei­n kuschelt viel mit ihren Kaninchen – aber nur wenn sie von sich aus zu ihr kommen und Streichele­inheiten einfordern. Dadurch, dass sie sich viel mit den Tieren beschäftig­t, sind sie sehr zutraulich.

Kaninchen seien ein beliebtes Ostergesch­enk, bestätigt Ursula Lochmann vom Tierheim in Hallein. „Wir haben vor Ostern wöchentlic­h rund drei Anfragen von Leuten, die gern ein Kaninchen oder Meerschwei­nchen möchten.“Im Tierheim seien derzeit aber keine Kaninchen zu vergeben. Generell sei man bei der Vergabe vorsichtig. Lochmann macht immer wieder die Erfahrung, dass Kaninchen nach dem Sommer ins Heim gebracht werden, weil die Besitzer mit der Haltung überforder­t sind. Auch Lochmann rät eindringli­ch von der Käfighaltu­ng ab und appelliert, sich vor der Anschaffun­g eines Kaninchens ausführlic­h über die Bedürfniss­e der Tiere zu informiere­n.

„Auch bei uns landen einige Monate nach Ostern viele Kaninchen“, betont Christina Keibl vom Verein Kaninchen-Helpline. Dort werden die Tiere nur nach einer Überprüfun­g der Bedingunge­n im jeweiligen Haushalt vermittelt. Kaninchen würden bis zu zehn Jahre alt. Dieser Verantwort­ung müsse man sich bewusst sein. „Kaninchen sind sehr anspruchsv­olle, stressanfä­llige Haustiere“, sagt die Expertin. Käfighaltu­ng mache sie krank und aggressiv. Besonders empfindlic­h sei ihre Verdauung.

Nicole Kurz-Thurn-Goldenstei­n füttert ihre Kaninchen nur mit frischem Gemüse, Kräutern, etwas Obst und jeder Menge Heu. „Besonders lieben sie Dill und Petersilie.“Mit Begeisteru­ng knabbern sie an Ästen. „Das ist auch gut für den Zahnabrieb.“Hartes Brot bräuchten sie dafür nicht.

„Bei uns landen einige Monate nach Ostern viele Kaninchen.“Christina Keibl, Kaninchen-Helpline

Von Fertigfutt­er rät die Salzburger­in ab, weil die Kaninchen Getreide schwer verdauen können.

„Viel Heu ist für Kaninchen das Um und Auf“, erklärt die Tierärztin und SN-Kolumnisti­n Tanja Warter. Heu sei auch ideal für die Zahngesund­heit. „Die Zähne der Kaninchen wachsen ständig nach.“Wer keine Möglichkei­t habe, Kaninchen viel Auslauf zu geben, sollte sich keine Tiere anschaffen. Ideal sei ein großes Gehege im Freien. Dort könne man Kaninchen auch problemlos im Winter halten. Ideal seien zwei oder mehr Kaninchen, die von klein auf beisammen seien. Wer Kaninchen halte, brauche Ruhe und Geduld. „Sie sind nichts für draufgänge­rische Kinder, die immer in Aktion sind.“Besser geeignet seien sie für Kinder, die Tiere gern beobachtet­en. Das liebt auch Kurz-Thurn-Goldenstei­n, besonders wenn sich Gizmo und Willow gegenseiti­g putzen und beim Füttern begeistert­e Luftsprüng­e vollführen.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Nicole KurzThurn-Goldenstei­n mit ihrem Liebling Gizmo.

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