Kaninchen sind süß, aber kein Spielzeug
Als Haustiere sind Kaninchen sehr anspruchsvoll. Sie brauchen Ruhe und Geduld – aber auf keinen Fall einen Käfig.
Eng aneinandergekuschelt dösen Kaninchendame Willow und ihr männlicher Mitbewohner Gizmo in ihrem Reich. Sie haben gerade ausgiebig frischen Löwenzahn, Salat, Rucola und Knollensellerie verspeist und legen jetzt ein Vormittagsschläfchen ein.
„Kaninchen sind in der Morgenund Abenddämmerung aktiv, am Tag brauchen sie viel Ruhe“, sagt Besitzerin Nicole KurzThurn-Goldenstein. Sie hat dem Pärchen in ihrer Wohnung in Salzburg als Freilaufgehege ein ganzes Zimmer eingerichtet. „Kaninchen haben einen starken Bewegungsdrang und brauchen viel Platz zum Springen und Hoppeln“, erklärt die Salzburgerin, die sich intensiv mit artgerechter Kaninchenhaltung befasst und auch eine Instagram-Seite betreibt. Dort ist sie mit Kaninchenfreunden vernetzt – von Australien bis in die Niederlande.
Käfighaltung sei gang und gäbe, sie sei aber für Kaninchen eine Qual. Außerdem seien Kaninchen sehr gesellige Tiere, die mindestens zu zweit sein sollten. Ideal sei ein Paar aus einem Weibchen und einem kastrierten Männchen. Die 28-Jährige warnt davor, zu Ostern unbedacht und aus einer Emotion heraus Kaninchen zu verschenken. „Sie schauen süß und entzückend aus, sie sind aber weder als Spielzeug noch als lebendiger Kuscheltierersatz geeignet.“Ein Käfig in lauten Kinderzimmern bedeute für sie Stress. Der Tagesrhythmus von Kindern widerspreche eigentlich dem der Kaninchen.
Kurz-Thurn-Goldenstein kuschelt viel mit ihren Kaninchen – aber nur wenn sie von sich aus zu ihr kommen und Streicheleinheiten einfordern. Dadurch, dass sie sich viel mit den Tieren beschäftigt, sind sie sehr zutraulich.
Kaninchen seien ein beliebtes Ostergeschenk, bestätigt Ursula Lochmann vom Tierheim in Hallein. „Wir haben vor Ostern wöchentlich rund drei Anfragen von Leuten, die gern ein Kaninchen oder Meerschweinchen möchten.“Im Tierheim seien derzeit aber keine Kaninchen zu vergeben. Generell sei man bei der Vergabe vorsichtig. Lochmann macht immer wieder die Erfahrung, dass Kaninchen nach dem Sommer ins Heim gebracht werden, weil die Besitzer mit der Haltung überfordert sind. Auch Lochmann rät eindringlich von der Käfighaltung ab und appelliert, sich vor der Anschaffung eines Kaninchens ausführlich über die Bedürfnisse der Tiere zu informieren.
„Auch bei uns landen einige Monate nach Ostern viele Kaninchen“, betont Christina Keibl vom Verein Kaninchen-Helpline. Dort werden die Tiere nur nach einer Überprüfung der Bedingungen im jeweiligen Haushalt vermittelt. Kaninchen würden bis zu zehn Jahre alt. Dieser Verantwortung müsse man sich bewusst sein. „Kaninchen sind sehr anspruchsvolle, stressanfällige Haustiere“, sagt die Expertin. Käfighaltung mache sie krank und aggressiv. Besonders empfindlich sei ihre Verdauung.
Nicole Kurz-Thurn-Goldenstein füttert ihre Kaninchen nur mit frischem Gemüse, Kräutern, etwas Obst und jeder Menge Heu. „Besonders lieben sie Dill und Petersilie.“Mit Begeisterung knabbern sie an Ästen. „Das ist auch gut für den Zahnabrieb.“Hartes Brot bräuchten sie dafür nicht.
„Bei uns landen einige Monate nach Ostern viele Kaninchen.“Christina Keibl, Kaninchen-Helpline
Von Fertigfutter rät die Salzburgerin ab, weil die Kaninchen Getreide schwer verdauen können.
„Viel Heu ist für Kaninchen das Um und Auf“, erklärt die Tierärztin und SN-Kolumnistin Tanja Warter. Heu sei auch ideal für die Zahngesundheit. „Die Zähne der Kaninchen wachsen ständig nach.“Wer keine Möglichkeit habe, Kaninchen viel Auslauf zu geben, sollte sich keine Tiere anschaffen. Ideal sei ein großes Gehege im Freien. Dort könne man Kaninchen auch problemlos im Winter halten. Ideal seien zwei oder mehr Kaninchen, die von klein auf beisammen seien. Wer Kaninchen halte, brauche Ruhe und Geduld. „Sie sind nichts für draufgängerische Kinder, die immer in Aktion sind.“Besser geeignet seien sie für Kinder, die Tiere gern beobachteten. Das liebt auch Kurz-Thurn-Goldenstein, besonders wenn sich Gizmo und Willow gegenseitig putzen und beim Füttern begeisterte Luftsprünge vollführen.